Polen: Wie die Kirche verfolgten Juden half
P. Paweł Rytel-Andrianik - Polen (Polen)
Diese neuen Forschungsergebnisse präsentiert ein Buch von Ryszard Tyndorf mit dem Titel „Wartime Rescue of Jews by the Polish Catholic Clergy“ (Rettung von Juden durch den katholischen Klerus in Polen während des Krieges). Der Band wurde an diesem Donnerstag an der Katholischen Universität Lublin vorgestellt.
„Das ist eine ermutigende Nachricht, die wir mit dieser Veröffentlichung in englischer Sprache jedem Leser vermitteln wollen“, sagte Mirosław Kalinowski, der Rektor der Universität. Besonders wertvoll an der Publikation sei, dass sie Zeugnisse von geretteten Juden und von Rettern enthalte. „Auf diese Weise erfüllt das Buch die Aufgabe, die einer unserer früheren Professoren, der heilige Johannes Paul II, einmal so formulierte: Die Universität dient der Wahrheit.“
Diskrete finanzielle Unterstützung aus dem Vatikan
Yagil Limore vom Institut für Holocaust-Studien an der Bar-Ilan-Universität in Israel wies darauf hin, dass Papst Pius XII. Bischöfe und Ordensgemeinschaften diskret ermutigt habe, den Juden zu helfen. Der Vatikan habe zu diesem Zweck Gelder zur Verfügung gestellt. „Das Verstecken von Juden in katholischen Klöstern und Einrichtungen geschah auch auf Anregung der Bischöfe, etwa des Bischofs von Krakau, Adam Sapieha, und anderer. Sie wurden dazu vom Vatikan ermutigt“, so die Forscherin.
„Pius XII. hat den Nationalsozialismus sowie die Deportationen und die Ermordung der Juden verurteilt“, erläuterte der Autor des Buches, der früher auch in Yad Vashem in Jerusalem gearbeitet hat. Allerdings habe Pius es vorgezogen, „diplomatisch und diskret zu handeln“. Ab 1939 habe der Vatikan regelmäßig finanzielle und logistische Hilfe geschickt, um Juden bei der Flucht aus dem besetzten Frankreich zu helfen.
Unbekannte Fakten
„Die Kommunisten in Polen haben nach dem Zweiten Weltkrieg über die Beteiligung von Priestern und Nonnen an der Rettung der jüdischen Bevölkerung geschwiegen“, erklärte Grzegorz Berendt, Direktor des Museums des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk (Danzig), bei der Vorstellung des Buches. Er betonte: „Die Veröffentlichung der kirchlichen Dokumente, die für die Legalisierung der ums Überleben kämpfenden Juden notwendig waren, geschah nicht gegen, sondern mit Zustimmung der kirchlichen Hierarchie. Das Gleiche gilt für die Unterbringung in kirchlichen Gebäuden.“
Berendt fügte hinzu, dass während des Zweiten Weltkriegs jeder fünfte Diözesanpriester ermordet worden sei; fast die Hälfte der Priester sei an der Seelsorgearbeit gehindert worden. Dennoch hätten sich die Priester für die jüdische Bevölkerung eingesetzt. Ryszard Tyndorfs monumentale Publikation verdiene Anerkennung und Dank; er habe in jahrzehntelanger Arbeit eine reichhaltige Datenbank über die polnisch-jüdischen Beziehungen während des Zweiten Weltkriegs erstellt und den Lesern zur Verfügung gestellt.
Erste englischsprachige Monographie
Wacław Wierzbieniec von der Universität Rzeszów lobte die umfangreichen Recherchen in polnischen, israelische und US-amerikanischen Archiven, auf die sich der Band stützt. In den 1990er Jahren hat es in englischer Sprache nur sehr wenige Informationen über die Rettung von Juden durch Polen, insbesondere durch Priester, gegeben. Daher machten es sich Ryszard Tyndorf und der Geistliche Zygmunt Zieliński, der in Lublin die Abteilung für Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts leitete, damals zur Aufgabe, eine Monographie zu diesem Thema zu erstellen. Sie ist die erste englischsprachige Monographie zum Thema Hilfe für Juden durch katholische Priester in Polen während des Holocaust.
Tyndorf wies am Donnerstag darauf hin, dass die Rolle, die Kirchenleute in Polen bei der Rettung von Juden gespielt haben, inzwischen immer mehr bekannt und anerkannt werde. Als Beispiel nannte er Mordecai Paldiel: Der frühere Direktor der Abteilung für die ‚Gerechten unter den Völkern‘ in Yad Vashem habe 2022 geschrieben, dass viele Priester und Ordensleute in Polen an der Rettung von Juden, insbesondere von Kindern, beteiligt gewesen seien. „Dabei setzten sie sich großen Gefahren aus.“
Das Buch wurde vom wissenschaftlichen Verlag der Katholischen Universität Johannes Paul II. in Lublin in Zusammenarbeit mit dem neuen Abraham J. Heschel-Zentrum für katholisch-jüdische Beziehungen an der Universität veröffentlicht. Es kann im Internet kostenlos heruntergeladen werden.
(pm/vatican news - sk)
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