Guinea-Bissau: Kirche als Hoffnungsträgerin für junge Menschen
Im Februar 2022 stieß ein gewaltloser Putschversuch Guinea-Bissau in die Instabilität. Das Parlament wurde im Mai desselben Jahres aufgelöst. Der Präsident habe daraufhin neue Minister ernannt „und es ging irgendwie weiter“, erklärt Pater Cobioli von den Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria. Er lebt seit 2003 in Guinea-Bissau. Viele Menschen im Land hätten die Hoffnung darauf, dass sich die politische Situation zeitnah verbessere, bereits aufgegeben. Im Juni sollen Kommunalwahlen stattfinden. „Wir alle hoffen, dass sie frei und transparent sein werden”, sagt der Pater. Dennoch seien viele eher pessimistisch. Bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2019 wurde das Ergebnis ebenfalls angezweifelt: Nach der Stichwahl vermutete der Kandidat, der sie verloren hatte, Wahlbetrug, da er im ersten Wahldurchgang einen erheblichen Vorsprung vor dem jetzigen Präsidenten des Landes hatte.
Trotz der politischen Instabilität sei die Kirche „bei der Ausübung ihrer pastoralen und erzieherischen Arbeit und Aktivitäten völlig frei.” Andere Institutionen schätzten sie auch sehr. „Unsere Aufgabe ist es, Hoffnung zu geben, zu helfen, dass die jungen Menschen den Glauben nicht verlieren, damit es früher oder später ehrliche Menschen geben wird, die das Land zu größerem Wohlstand führen werden”, sagt der italienische Missionar, der auch das Priesterseminar in der Hauptstadt Bissau leitet. Probleme hätten sie nur mit einer neuen Zollregelung, die die Regierung vor einigen Jahren beschlossen hatte. Seitdem sind Spendenlieferungen zollpflichtig. So entstünden sehr hohe Kosten, „die vor allem die Ärmsten belasten.“ Viele Organisationen hätten deshalb auch beschlossen, nicht mehr nach Guinea-Bissau zu spenden. In den Containern seien oft Spenden für das Gesundheits- und Bildungswesen gewesen, berichtet Cobioli.
Nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Lage prekär
Denn auch die wirtschaftliche Lage im Land sei prekär. „Hier erhalten Angestellte in Ämtern, Krankenhäusern und Schulen keine regelmäßigen Gehälter.” Viele Ärzte verließen das Land, die staatlichen Schulen funktionierten nicht, weil die Lehrkräfte ihr Gehalt oft nicht regelmäßig bekämen und deshalb streikten. „Zwischen den privaten und den öffentlichen Einrichtungen besteht ein großes Gefälle.”
Die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika (ECA) veröffentlichte im März einen Bericht, laut dem Guinea-Bissau zu den zehn ärmsten Ländern Afrikas gehört: Fast 70 Prozent der rund zwei Millionen Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze.
(fides – fg)
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