Suche

Muslime vor der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem Muslime vor der Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem 

Kustos des Heiligen Landes: Jerusalem ist Gebetshaus für alle

In einem Interview mit Radio Vatikan hat der Kustos des Heiligen Landes, P. Francesco Patton OFM., erläutert, dass Pilger trotz Spannungen zu den Feierlichkeiten der Karwoche im Heiligen Land strömen. Der Italiener bekräftigt, dass kein Pilger jemals in einen Moment von Spannungen oder Gewaltakten verwickelt war.

Mario Galgano und Deborah Castellano Lubov– Vatikanstadt

Trotz der Spannungen gehen die Feierlichkeiten der Karwoche im Heiligen Land weiter, sagt der Kustos des Heiligen Landes und stellt fest, dass es mehr Stabilität gebe, „wenn es mehr Pilger gibt“. In einem Interview mit Radio Vatikan betont der Kustos, Pater Francesco Patton, dass die Eskalation der Gewalt und die Angriffe auf christliche Symbole und Kirchen zwar in jüngster Zeit gestiegen seien, er wiederholte aber nachdrücklich: „Kein Pilger war jemals an der Gewalt beteiligt.“

Zum Nachhören - was der Kustos des Heiligen Landes sagt

Er freue sich, dass die Pilger in Scharen in die Region zurückgekehrt seien, denn dies sei „ein schönes Zeichen des Glaubens und der Solidarität“.

Am Karfreitag findet jeweils die sogenannte „Pro Terra Sancta“-Kollekte für das Heilige Land statt, um christliche Stätten zu bewahren und der christlichen Präsenz zu helfen. Diese Kollekte sei wichtig für das Heilige Land, so P. Patton:

„Wir können sagen, dass die Karfreitagskollekte für uns die wichtigste Quelle ist, um einerseits zu überleben und unsere Mission hier im Heiligen Land fortzusetzen.“

„Es ist die erste Quelle, wirtschaftliche Quelle, für die Kustodie des Heiligen Landes. Dies bedeutet, dass es die wichtigste Quelle ist, um die Heiligen Stätten zu erhalten, um den pastoralen Dienst unserer Pfarreien aufrechtzuerhalten und auch um unseren Bildungsauftrag durch die christlichen Schulen fortzusetzen und um die Aktivitäten, soziale Aktivitäten für Arme und bedürftige Leute. In unserem Fall hilft es zum Beispiel auch der Bevölkerung Syriens, die durch den zwölfjährigen Krieg und jetzt durch das Erdbeben sehr auf die Probe gestellt wird. Wir können sagen, dass die Karfreitagskollekte für uns die wichtigste Quelle ist, um einerseits zu überleben und unsere Mission hier im Heiligen Land fortzusetzen.“

Enger Kontakt

Als Kustos des Heiligen Landes sehe er, wie die Christen im Heiligen Land leben, da er in einem so engen Kontakt mit der Realität vor Ort die Spannungen erlebe, wie er im Gespräch mit Radio Vatikan betont:

„Die Situation ist in gewisser Weise dramatisch und tiefgreifend. Es ist dramatisch, wenn wir uns in diesem Moment den Kontext ansehen, denn da ist der politische Kontext in diesem Moment nicht stabil. Es ist dramatisch, wenn wir uns die Angriffe ansehen, die wir in den vergangenen Monaten erhalten haben, und die zunehmende Gewalt, aber gleichzeitig auch tiefgreifend, weil unsere Präsenz hier im Heiligen Land schon immer eine Präsenz unter Druck war.“

Doppelt so viele wie 2018

In diesem Moment gebe es „mehr oder weniger“ die gleiche Anzahl von Pilgern wie vor der Pandemie, aber nicht wie 2019, als eine Rekordzahl erreicht wurde.

„Aber ich kann sagen, dass wir doppelt so viele Gäste haben wie im Jahr 2018. Derzeit ist Jerusalem mit Pilgern überfüllt; und nicht nur christliche Pilger, denn wir haben einen Zusammenfall mehrerer Ereignisse des christlichen Osterfestes mit dem jüdischen Pessach und mit dem muslimischen Ramadan. So beteten zum Beispiel am letzten Freitag 200.000 muslimische Pilger in der Al-Aqsa-Moschee. Die Stadt war voll von muslimischen Pilgern. Am Sonntag waren wir Christen mehr als 20.000 bei der Prozession am Palmsonntag. Und ich vermute, dass es in diesem Moment tausende jüdische Gläubige gibt, auch hier in der Stadt.“

Deshalb betrachte er Jerusalem als „Gebetshaus für alle Nationen“. Die Kustodie unternehme alles, damit Jerusalem ein sicherer Ort des Gebets für alle Gläubigen aller abrahamitischen Religionen sei, so P. Patton. Denn Jerusalem sei „im Herzen des jüdischen Volkes, der Christen und der Muslime“.

Sicherheitsleute auf dem Tempelberg in Jerusalem
Sicherheitsleute auf dem Tempelberg in Jerusalem

„Eine 100-prozentige Sicherheit ist nie möglich. Es gibt immer Menschen, die außer Kontrolle geraten und sich wie Einzelkämpfer verhalten. Wir können um Schutz für die heiligen Stätten bitten, und wie gesagt: Nie ist es vorgekommen, dass Pilger in Gewalt involviert waren.“

Hintergrund

Der Kustos des Heiligen Landes ist der Provinzialminister (d.h. der Obere der Gemeinschaft) der im Nahen Osten lebenden Franziskaner. Er ist zuständig für die Gebiete Israel, Palästina, Jordanien, Libanon, Ägypten (teilweise), Zypern und Rhodos sowie für zahlreiche Häuser oder Gemeinschaften in verschiedenen Teilen der Welt, darunter in Rom und Washington.

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

05. April 2023, 12:23