Jacques Gaillot bei einer Beerdigung in Paris 2013 Jacques Gaillot bei einer Beerdigung in Paris 2013  (AFP or licensors)

Frankreich: Jacques Gaillot gestorben

Jacques Gaillot ist tot. Der streitbare französische Kirchenmann, der 1995 seines Amtes als Bischof von Évreux enthoben wurde, starb am Mittwoch im Alter von 87 Jahren, wie die französische Bischofskonferenz mitteilte.

Das Bistum Évreux in Westfrankreich, in dem Gaillot 13 Jahre lang Bischof gewesen war, hatte kürzlich mitgeteilt, dass er an Bauchspeicheldrüsenkrebs litt. Der hl. Papst Johannes Paul II. hatte Gaillot im Januar 1995 sein Amt entzogen. Grund dafür waren Gaillots kontroverse Positionen zu Fragen wie Zölibat, Priesterweihe von Frauen oder Seelsorge für homosexuelle Menschen.

Nach seinem erzwungenen Abschied von Évreux trug Gaillot weiter den Bischofstitel seines Titularbistums Partenia, einer seit dem 5. Jahrhundert untergegangenen Diözese in Nordafrika. Er machte sie zu einem „virtuellen“ Bistum, um sich für ausgegrenzte Menschen, etwa Obdachlose oder illegale Einwanderer, einzusetzen.

„Kirche muss da sein, wo Menschen leiden“

„Die Kirche muss da sein, wo Menschen in Schwierigkeiten sind oder leiden“, äußerte der abgesetzte Bischof einmal in einem TV-Interview. „Die Ehre der Kirche besteht nicht darin, mit den Mächtigen gut auszukommen. Dafür sind wir nicht gemacht… Eigentlich hat mir die Kirche einen Dienst erwiesen dadurch, dass sie mich außerhalb der Mauern gestellt hat. Damit hat sie mir erlaubt, das zu leben, was ich heute lebe. Ich danke der Kirche dafür…“

Der hl. Johannes Paul II. setzte Gaillot als Bischof von Évreux ab
Der hl. Johannes Paul II. setzte Gaillot als Bischof von Évreux ab

Franziskus empfing ihn 2015 im Vatikan

Im September 2015 wurde Gaillot von Papst Franziskus zu einem Gespräch im Vatikan empfangen. Anschließend äußerte er, er fühle sich dadurch gewissermaßen rehabilitiert. „Ich habe nie gedacht, dass die Kirche ihre Entscheidung vielleicht überdenken würde, und auch nie von einer anderen Bischofsstelle geträumt.“

„Die Religion vom Menschen“

Bis zum Schluss sah sich Gaillot als Glaubender und Bischof, der aber mit Kritik an seiner Kirche nicht hinterm Berg hielt. Sein Credo: „Wenn man von Gott spricht, dann sagt mir das nicht viel. Aber wenn man gut vom Menschen spricht, dann sagt mir das etwas über Gott. An Gott glauben heißt für mich: an den Menschen glauben. Wenn man den Menschen berührt, berührt man Gott. Das ist die Religion vom Menschen.“

Kirchenkritischer Bischof Jacques Gaillot gestorben - ein Bericht von Radio Vatikan

„Stellungnahmen, die spalten konnten“

„Jenseits bestimmter Stellungnahmen, die spalten konnten, erinnern wir uns daran, dass er sich vor allem um die Ärmsten und die Menschen an der Peripherie engagiert hat“: Mit diesen Worten reagierte die französische Bischofskonferenz am Mittwochabend auf Gaillots Tod.

Jacques Gaillot wurde am 11. September 1935 in Saint-Dizier (Ostfrankreich) als Sohn eines Weinhändlers geboren. Er hatte einen Abschluss in Theologie und ein Diplom des Instituts für Liturgie. Er war im März 1961 zum Priester geweiht worden, nachdem er 28 Monate lang als Soldat in Algerien im Einsatz gewesen war. 1982 wurde er Bischof von Évreux, dreizehn Jahre später entband ihn der Papst von der Leitung des Bistums.

(afp/vatican news- sk)
 

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14. April 2023, 10:47