Papstreise nach Ungarn: Instrumentalisierung immer möglich
Radio Vatikan: Tamás Tóth, Sie koordinieren das Programm des kommenden Pastoralbesuchs von papst Franziskus in Ungarn. Am Freitag kommt der Papst - ist alles bereit?
Tamás Tóth, Generalsekretär der Ungarischen Bischofskonferenz und Programmkoodinato der Papstreise: Ich sage immer, dass der Heilige Vater ein großes Vertrauen uns gegenüber hat, weil er gedacht hat, wir sind fähig, einen dreitägigen Besuch in zwei Monaten zu organisieren. Ich muss sagen, dass Gott sei Dank, die Vorbereitungen in einem sehr guten Zustand sind. Wir sind bereit, den Heiligen Vater mit Würde zu empfangen.
Radio Vatikan: Wie ist denn die Stimmung jetzt in Ungarn unter den Gläubigen und auch im ganzen Land? Und was liest man so in den Medien?
Tamás Tóth: Für uns alle, auch für die Presse, ist klar, dass es eigentlich noch nie vorgekommen ist, nur in Italien, dass der Heilige Vater, Papst Franziskus, ein Land zum zweiten Mal besucht. Auch wenn er das erste Mal wegen des Eucharistischen Kongresses in Budapest war, ist das trotzdem eine große Ehre. Nicht nur für die Gläubigen, sondern auch für das ganze Land. Ich glaube, das ist allen bewusst. Die Presse beschäftigt sich jeden Tag mit dem Besucht, stellt die Etappen dieses Besuches vor. Ich glaube, die Erwartungen sind sehr groß und wir warten einfach darauf, was der Heilige Vater uns sagen wird.
Radio Vatikan: Bei den Vorbereitungen zum nächsten Weltjugendtag hieß es, das Ganze sei viel zu teuer. Wie sieht das in Ungarn aus?
Tamás Tóth: Die meisten Plätze, wo die Programmpunkte stattfinden, sind Kirchen und Strukturen, die schon stehen. Deshalb konnte man auch auch ein bisschen sparen. Es kostet natürlich auch, wie jeder Besuch. Die große Mehrheit sieht das auch so, als eine Investition für die Zukunft. Es kommt wirklich selten vor, dass der Heilige Vater nach Ungarn kommt. Und man denkt auch an den Besuch des Papstes Johannes Pauls II. in Ungarn 1991. Die Leute erinnern sich bis heute an diesen Besuch. Und ich glaube, die Hoffnungen sind, dass dieser Besuch des Heiligen Vaters auch für Jahrzehnte eine Stärkung gibt.
Radio Vatikan: Einige befürchten, dass der Besuch von Papst Franziskus in Ungarn auch instrumentalisiert werden könnte. Wie sehen Sie das?
Tamás Tóth: Natürlich kann dieser - wie jeder Besuch des Heiligen Vaters und auch wie jeder Besuch eines Staatsoberhauptes - instrumentalisiert werden. Wir als ungarische katholische Kirche sehen diesen Besuch als Pastoralbesuch. Und ich glaube auch, dass dieser Besuch pastoral gesehen werden soll. Der Papst hat auch während des Gebets am Sonntag gesagt, er kommt als Pilger nach Ungarn.
Radio Vatikan: Er hat auch gesagt, dass der eiskalte Wind des Krieges in Europa wieder weht. Welche Auswirkungen hat das auf diesen Besuch von Papst Franziskus?
Tamás Tóth: Ungarn hat die Pandemie gut überstanden und als die Pandemie weg war, hat der tragische Krieg in der Ukraine begonnen. Die Ukraine ist unser Nachbarland. Deswegen ist der Krieg uns wirklich nahe und ich hoffe, dass der Besuch des Heiligen Vaters auch eine Botschaft, ein Aufruf und ein Zeugnis für den Frieden sein wird.
Radio Vatikan: Es gibt eine Begegnung mit Armen und Flüchtlingen. Dort sollen auch Flüchtlinge aus der Ukraine dabei sein. Wie wurde das Ganze organisiert?
Tamás Tóth: Ungarn hat sehr viele Flüchtlinge aus der Ukraine im letzten Jahr empfangen. Mehr als eine Million. Wo der Heilige Vater sich mit den Armen und Flüchtlingen trifft, werden auch Flüchtlinge aus der Ukraine dabei sein, die vor allem von unserer Caritas Hilfe bekommen. Caritas, Malteser und verschiedene katholische Hilfsorganisationen. Aber es wird auch ein ökumenischer Aspekt sein - wir haben auch unsere Mitbrüder anderer Konfessionen eingeladen.
Fortsetzung des ersten Besuchs
Radio Vatikan: Ökumene ist ja ansonsten auch nicht als extra Programmpunkt diesmal vorgesehen. Können Sie dazu noch was sagen?
Tamás Tóth: Man sieht diesen Besuch als Vollendung des Besuches vor zwei Jahren. Vor zwei Jahren hat der Heilige Vater sich mit den ungarischen Bischöfen sich getroffen, und der Heilige Vater hat sich auch mit den Vertretern der anderen Konfessionen und der jüdischen Gemeinschaft getroffen. Diesmal wird ein solches extra Treffen nicht stattfinden. Aber sie werden natürlich zur Heiligen Messe eingeladen und sie werden dann auch gerne kommen.
Radio Vatikan: Beim offiziellen Programm ist ja später dann noch ein Besuch bei der griechisch katholischen Gemeinde hinzugefügt worden. Wie kam es denn dazu?
Tamás Tóth: Wir haben eine kleine, aber mit großen Traditionen lebende, griechisch-katholische Kirche, eine Kirche sui iuris in Ungarn. Und wir haben natürlich von Anfang an Programmpunkte auch für sie gedacht. Sie werden in der Elisabethkirche auch präsent sein, wo das Treffen mit den armen Menschen stattfindet, auch in der Arena, wo die Jugendliche sind, und dann natürlich auch in der Basilika, wo der Heilige Vater sich mit dem Klerus unf Katecheten trifft. Da wird auch ein griechisch-katholischer Priester sein Glaubens-Zeugnis ablegen. Und dann ist klar geworden, auch für uns, auch für den Heiligen Stuhl und auch für den Heiligen Vater, dass es sehr schön, wäre, auch eine griechisch-katholische Kirche zu besuchen. Das ist natürlich auch eine sehr schöne Sache. Dass wird die griechisch-katholische Kommunität in Ungarn bestimmt bestärken und ihnen eine große Freude machen. Und auch organisatorisch konnte man das sehr gut machen, weil die griechisch-katholische Kirche in Budapest besetzt ist, auf demselben Platz, wo die Kirche steht, wo der Heilige Vater sich mit den armen Menschen trifft.
Das ganze Land nach Budapest eingeladen
Radio Vatikan: Papst Franziskus ist ja auch nicht mehr der Jüngste und schon seit längerer Zeit ist er auch immer wieder mit Rollstuhl oder Gehstock zu sehen aufgrund von Knieproblemen. Welchen Einfluss hat das auf das Programm und die Vorbereitung?
Tamás Tóth: Als wir gemeinsam angefangen haben, über ein Programm zu sprechen und zu denken wir haben natürlich an einen Landesbesuch gedacht, dann ist es in kurzer Zeit klar geworden, dass das Programm nur in Budapest stattfinden können wird. Und dann haben wir gedacht, dann laden wir das ganze Land nach Budapest ein. Natürlich wir haben alles versucht, dass der Heilige Vater sich auch im Rollstuhl ohne Probleme bewegen kann. Wir haben das natürlich mit den vatikanischen Behörden gemeinsam entschieden und ich hoffe, dass alles bestens sein wird.
Radio Vatikan: Zum Programm. Gibt es da irgendwelche Besonderheiten, etwas das Sie uns schon verraten könnten?
Tamás Tóth: Zum Beispiel in der Arena, wo das Treffen mit den Jugendlichen stattfindet, werden auch Jugendliche von außerhalb Ungarns nach Budapest kommen, um gemeinsam zu feiern und gemeinsam zu beten. Dass wird, glaube ich, ein sehr schönes Zeugnis der Einheit sein. Und dann ist da die heilige Messe am Sonntag. Sie wird um 9:30 Uhr beginnen, aber davor wird der Heilige Vater natürlich im Papamobil über den Platz fahren und die Gläubigen wieder begrüßen. Ich glaube, es werden auch dort sehr viele Leute kommen. Man kann ohne Registratierung an der Heiligen Messe teilnehmen. Priester und Bischöfe, Priesteramtskandidaten, mussten sich aber registrieren. Bis gestern haben wir rund 800 Anmeldungen bekommen. Das ist eine sehr große Zahl. Ungarn hat zehn Millionen Einwohner und es werden viele auch von außerhalb Ungarns kommen. Wir haben natürlich auch die Delegaten der Bischofskonferenzen eingeladen, aus Österreich, Slowakei, Ukraine, Rumänien, Serbien, Kroatien, Slowenien, also die Nachbarländer, auch aus der Tschechischen Republik und Polen. Es wird auch der Vorsitzende des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) da sein. Der Chor wird ein nationaler Kirchenchor sein, bestehend aus Vertretern der Bistümer Ungarns. Und es ist natürlich der vierte Ostersonntag: Tag der priesterlichen Berufungen. Es werden ungarische Seminaristen, dabei sein, aus ganz Ungarn, griechisch- und römisch-katholische Seminaristen.
(vatican news - sst)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.