Ukraine: In den Schützengräben finden viele ihren Weg zu Gott
Mariusz Krawiec SSP, Tomasz Matyka SJ und Mario Galgano - Ukraine/Vatikanstadt
Pater Mikhail Prokopiw feiert jeden Tag die Messe im Militärkrankenhaus in Charkiw. Er verbringt den ganzen Tag damit, kranke und verwundete Soldaten zu besuchen. Sie kommen jeden Tag hierher, zumal die Frontlinie nicht weit entfernt ist. Unter ihnen sind auch einige, die in den Schützengräben zum Glauben an Gott gefunden haben. Pater Prokopiw erzählt:
„Jeder Soldat ist eine ganz andere Geschichte. Meistens treffe ich Menschen, die ihren Weg zu Gott finden. Sie haben diese Überzeugung: Wenn ich lebe und so viele Kollegen um mich herum gestorben sind, dann gibt es doch den Herrgott. Auch ein Soldat aus Polen vor nicht allzu langer Zeit. Er kam vor etwas mehr als einem Jahr, am 1. März, in der Ukraine an. Er ließ seine Frau und zwei Kinder in Polen zurück. Es stellte sich heraus, dass er nicht getauft war. Niemand hat ihn zur Kirche geführt, niemand hat ihn den Glauben gelehrt. Erst hier in der Ukraine, irgendwo in den Schützengräben, fand er zum Glauben und bat darum, getauft zu werden. Es gab also eine kurze Vorbereitung auf die Taufe, und im Alter von etwa zwanzig Jahren gab es die Taufe, die Krankensalbung und die erste heilige Kommunion für einen erwachsenen Mann. Hier hat er seinen Glauben gefunden, während des Krieges.“
Zahl der Seelsorger nimmt zu
Der Dienst von Militär- und Krankenhausseelsorgern gewinnt in der Ukraine zunehmend an Bedeutung. Auch ihre Zahl nimmt zu. Die Krankenhäuser sind hier ein Ort der praktischen Ökumene, die sich in der Zusammenarbeit von Geistlichen verschiedener Konfessionen und Religionen ausdrückt.
Diese Woche ist gemäß dem Julianischen Kalender die Karwoche. Während der Gründonnerstagsliturgie mit der Fußwaschung und der Ölweihe wandte sich das Oberhaupt der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, insbesondere an die Priester. Er dankte ihnen für ihren vielfältigen Dienst an der leidenden Nation, auch als Militär- oder Krankenhausseelsorger, und wies auf die Frage hin, die heute gestellt werden müsse: Was bedeutet es, in Zeiten des Krieges Priester Christi zu sein?
„Jeder von Ihnen muss die Antwort auf diese Frage dort suchen, wohin die Kirche Christi Sie heute ruft. Aber wir sehen im Kontext der heutigen Ereignisse, auch in dieser Liturgie, dass die Aufgabe des Priesters in erster Linie darin besteht, Christus vor seinem Volk auf den Knien zu sehen. Denn viele werden Sie fragen: Wo ist dieser Christus, wo ist Gott? Ihr selbst sollt ihn sehen. Seht Christus, der heute vor dem Schmerz, dem Leiden und den Wunden des ukrainischen Volkes kniet“, betonte Großerzbischof Schewtschuk und fügte an:
„Ihr solltet Christus auch in unserem gefangenen Soldaten sehen, der so grausam hingerichtet wurde, und der Film, der dies dokumentiert, hat die ganze Welt schockiert. Dort, in ihm, in seinem Leiden, in seinem stummen Schrei in diesem Moment der Folter, blieb der leidende Christus gegenwärtig. Sie sollten unseren Heiland dort sehen, wo es heute am schwersten sein kann, wo es am meisten weh tut. Wo das Reich des Todes zu herrschen scheint, wo Explosionen ertönen, wo Blut fließt, wo Kinder, Frauen und alte Menschen weinen. Dort, in ihren Tränen, kniet Christus heute vor ihnen. In unseren militärischen und zivilen Krankenhäusern, die heute nur noch mit Verwundeten gefüllt sind: Dort, neben dem Leidensbett eines jeden, der an Leib und Seele die Wunden des Krieges trägt, kniet Christus wie beim letzten Abendmahl und berührt diese Wunden, um sie zu heilen, indem er seinen ewigen priesterlichen Dienst ausübt, zu dem er jeden von euch berufen hat.“
Hintergrund
In der Nacht zum Mittwoch war im Internet ein rund eineinhalbminütiges Video aufgetaucht. Es zeigt, wie ein uniformierter Mann enthauptet wird. Der Täter trägt dabei eine für russische Soldaten typische weiße Kennzeichnung an der Kleidung. Außerdem soll das Video einen Mann in grüner Uniform und gelber Armbinde zeigen, wie sie üblicherweise von ukrainischen Kämpfern getragen wird. Man hört ihn schreien, bevor ihn ein anderer Mann in Tarnkleidung mit einem Messer enthauptet. Ein dritter Mann hält eine kugelsichere Weste hoch, die offenbar dem Enthaupteten gehört. Alle drei Männer sprechen Russisch.
(vatican news)
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