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Erdrutsch in einer Armensiedlung im Bundesstaat Pernambuco, Anfang Juni 2022 Erdrutsch in einer Armensiedlung im Bundesstaat Pernambuco, Anfang Juni 2022  (AFP or licensors)

Brasilien: Kampf gegen moderne Sklaverei

Die Kirche ist besorgt darüber, dass viele Menschen in Brasilien unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten. Ihre Zahl ist nach Angaben von Experten die höchste seit 11 Jahren.

Allein im ersten Halbjahr 2023 wurden 1.443 Fälle gezählt; das ist die höchste Zahl solcher Vorkommnisse in Brasilien seit 2012. Da die meisten ausgebeuteten Arbeiter sich nicht bei den Behörden melden, fürchten Experten, dass die verfügbaren Daten nur die Spitze des Eisbergs sind.

Der aus Frankreich stammende Dominikaner Bruder Xavier Plassat koordiniert von Seiten der brasilianischen Bischofskonferenz das kirchliche Engagement gegen moderne Sklaverei. Er macht vor allem die 2017 durchgeführte Arbeitsreform für die Rekordzahlen in diesem Jahr verantwortlich. „Die Arbeitsreform hat sich negativ ausgewirkt, vor allem durch die Legalisierung des Outsourcings in allen Bereichen“, so Plassat.

„Arbeitsreform wirkt sich negativ aus“

Vorher durften die Kerntätigkeiten eines Unternehmens nicht von Subunternehmen ausgeführt werden. Diese Änderung bieten nun legalen Schutz für Situationen, die früher illegal gewesen seien, und habe den Schutz von Arbeitnehmern geschwächt. „Jetzt können Geschäftsleute behaupten, sie seien nicht für die Arbeitsbedingungen in ihrem Unternehmen verantwortlich, wenn sklavereiähnliche Zustände festgestellt werden“, so Plassat.

Nicht als Messwein geeignet

Ein kürzlich aufgeflogener Fall betraf 207 Landarbeiter, die von einer Zeitarbeitsfirma in Nordbrasilien angeworben wurden, um im Süden des Landes in Weinkellereien zu arbeiten. Die Arbeiter berichteten, dass ihre Schichten von 5 Uhr morgens bis 20 Uhr abends dauerten, mit nur einem freien Tag pro Woche. Angesichts dieses Skandals forderte die brasilianische Bischofskonferenz alle Pfarreien auf, solche Weine aus den Gottesdiensten zu verbannen.

Luftaufnahme eines Bergwerks in Minas Gerais, Mai 2023
Luftaufnahme eines Bergwerks in Minas Gerais, Mai 2023

„Die Straflosigkeit hat während der Amtszeit von (Präsident Jair) Bolsonaro (2019-2022) stark zugenommen“, erklärt Isolete Wichinieski von der bischöflichen Kommission für Landpastoral. Wenn Unternehmen und Einzelpersonen nicht für sklavereiähnliche Bedingungen zur Rechenschaft gezogen würden, beuteten sie weiterhin Menschen aus.

Die meisten Fälle auf dem Land

Die meisten Fälle, mehr als 80 Prozent, ereignen sich traditionell auf dem Land, vor allem auf landwirtschaftlichen Betrieben, die Soja, Baumwolle und Kaffee produzieren, sowie auf Viehfarmen. „In den Städten ist das Problem meist mit eingewanderten Arbeitern verbunden, die in Bauunternehmen oder Textilfabriken beschäftigt sind“, so Wichinieski. Erschwerend komme hinzu, dass die Regierungen Temer und Bolsonaro „schrittweise die Fähigkeit der Regierung zur Aufdeckung von Sklavenarbeit in Brasilien zurückgefahren hat“, erläutert Plassat. Die Razzien der Arbeitsinspektoren seien drastisch reduziert, ausgeschiedene Beamte nicht ersetzt worden.

Die bischöfliche Kommission für Landpastoral versucht, gefährdete ländliche Gemeinschaften für die Risiken der Sklaverei zu sensibilisieren. Ihre Vertreter informieren die Arbeiter auch über ihre Rechte und die Möglichkeiten, Hilfe zu finden, wenn sie in Sklaverei geraten.

(ucanews – sk)
 

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27. Juni 2023, 13:11