Erzbischof von Moskau: „Hoffen wir auf Wege des Friedens“
Federico Piana und Mario Galgano - Vatikanstadt
Diesmal habe er mehr Hoffnungen als Sorgen, sagte Pezzi in dem am Mittwoch geführten Gespräch. Sein Landsmann, der italienische Kardinal Matteo Zuppi, hält sich am Mittwoch und Donnerstag in Moskau auf; er soll im Auftrag des Papstes Wege zu einem gerechten Frieden im Ukraine-Krieg sondieren. Pezzi hofft, dass die Verantwortlichen „zum Frieden bereit sind und diejenigen akzeptieren können, die anders sind als sie“. „Es ist wichtig, sich nicht dem Vorurteil hinzugeben, dass der andere ein Feind ist und bleiben wird“, fügt der Erzbischof hinzu.
Konkrete Früchte erwartet
Eine weitere Hoffnung bestehe darin, dass Zuppis Besuch zu humanitären Aktionen führen könnte. So könnten, sagt der Erzbischof, bereits am Ende von Zuppis Mission „konkrete Gesten wie ein neuer Gefangenenaustausch zu sehen sein, oder die Ankündigung von Initiativen zur Unterstützung der vielen Flüchtlinge und Vertriebenen, die dieser Konflikt verursacht“.
Auf die Frage, was er von diesen zweitägigen Treffen und Gesprächen zwischen Kardinal Zuppi und den Moskauer Behörden erwarte, antwortet Erzbischof Pezzi:
„Es geht uns nicht gleich schon um eine Lösung: Wir hoffen vielmehr, dass erst einmal ein Weg gefunden wird, um den Frieden zu erfahren, den Gott uns schenkt. Die Vorsehung wollte, dass diese Reise zu einem Zeitpunkt stattfindet, der für das zivile Zusammenleben in Russland nicht einfach ist.“ Damit spielt Pezzi auf den Aufstand von Wagner-Milizionären am letzten Samstag an.
Wie groß ist denn seiner Meinung nach die Chance, dass sich Frieden in einem solchen Umfeld von Gewalt und Hass durchsetzt? Pezzi:
„Wir müssen uns vor Augen halten, dass der Frieden nicht das Ergebnis unserer eigenen Bemühungen ist, sondern ein Geschenk, das wir leider ständig auf ungeschickte Weise zerstören. Nun, ich wiederhole, es ist wichtig, dass es eine Bereitschaft der Herzen und des Geistes gibt, Frieden zu schließen.“
Die Rolle der Ortskirche
Die katholische Kirche in Russland tue alles, was in ihrer Macht stehe, um auf Frieden hinzuwirken, fügt der Vorsitzende der russischen Bischofskonferenz an. Viel bringt die zahlenmäßig sehr kleine katholische Ortskirche allerdings nicht auf die Waage.
„Die Kirche betet. Johannes Paul II. hat einmal gesagt: ´Wenn die Mächtigen aufeinanderprallen und ein Konflikt entsteht, muss die Kirche beten.´ Wir bitten Gott, dass Herzen aus Stein in Herzen aus Fleisch verwandelt werden.“
Die Religion allgemein könne einen wichtigen Einfluss haben bei der Suche nach Frieden, glaubt Erzbischof Pezzi.
„Zunächst möchte ich eine Klarstellung vornehmen: Dieser Konflikt hat keine religiöse Grundlage. Und wir müssen dem Herrn danken, dass zumindest bis jetzt die Religion nicht involviert war, wie es leider bei anderen Konflikten der Fall war. Dennoch kann die Religion, insbesondere der christliche Glaube, eine große Rolle spielen. Der christliche Glaube kennt den Weg der Versöhnung und der Vergebung; er kennt das Zeugnis des gelebten Friedens im eigenen Herzen, in den Familien, zwischen den Völkern. Deshalb ist es notwendig, dass die religiösen Führer in diesen Dialog einbezogen werden. Soweit ich weiß, wird Kardinal Zuppi voraussichtlich mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill zusammentreffen. Wenn dies der Fall ist, wird es ein sehr wichtiges Ereignis sein.“
(vatican news)
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