Bischof Hinder: Jemenitische Märtyrerinnen zeigen Liebe Jesu
Deborah Castellano Lubov und Mario Galgano – Vatikanstadt
Was ihn immer beeindruckt habe an den Schwestern im Jemen, „das war ihr Einsatz an der Seite der Ärmsten, für Personen, für die niemand eine Sorge auf sich genommen hat“, so der Schweizer Kapuziner im Gespräch mit uns. Und zählt dann die Bedürftigen im Jemen auf, für die sich die getöteten Ordensfrauen eingesetzt hätten: Ältere Personen, Menschen mit körperlicher Behinderung sowie bedürftige Kinder. „Und sie haben mit diesen Menschen gelebt und sind mit ihnen durch diese schwierige Zeit gegangen“, so Hinder weiter.
Das habe auch die Jemeniten beeindruckt. Er erinnere sich an einen Besuch, bei der er beobachten konnte, wie die Ordensfrauen mit den Menschen umgingen und wie diese sich über ihre Hilfe freuten. Hinder:
„Was mich vor allem dann aber auch überzeugt hat: Sie sind nie weggerannt. Sie sind bis zum letzten Moment geblieben. Das gilt gerade für die Schwestern, die 2016 in Aden umgebracht wurden. Die hätten weggehen können, aber sie wollten nicht, obwohl ich ihnen die Wahl gelassen habe. Sie haben gesagt: Wir sind immer geblieben, auch in Kriegssituationen, solange es möglich war. Und dann haben vier von ihnen zusammen mit dem Laien-Personal dafür mit dem Leben bezahlt.“
Früchte tragen
Er sei persönlich davon überzeugt, dass das Ganze auch Früchte tragen werde „in einem Bereich, den wir nicht kontrollieren können“: „Wir sind hier definitiv in einem Feld des Glaubens, das schwierig ist zu erklären, aber dass das Martyrium früher oder später etwas hervorbringt - da bin ich überzeugt.“
Der Gedenktag für die jemenitischen Märtyrerinnen wurde im Vikariat für Südarabien für den 30. Juni eingeführt, „damit diese modernen Märtyrer nicht vergessen werden“, so Hinder:
„Und damit bleiben sie uns in Erinnerung, auch wenn sie noch nicht offiziell heiliggesprochen sind. Das sind Menschen, die ihr Zeugnis abgelegt haben für die Präsenz Christi in einem Teil der Welt, wo das nicht ohne Weiteres erwartet wird. Für uns Christen im Rest der Welt bleiben solche Menschen und Märtyrer im Jemen und anderswo eine Provokation. Ich würde sagen, das ist eine Herausforderung, damit wir uns nicht den Bequemlichkeiten des modernen Lebens allein anvertrauen, sondern uns bewusst sind, was Nachfolge Jesu eben auch bedeuten kann: ganz im Extremfall unser Leben riskieren, aber dies nicht fahrlässig suchen.“
Die Märtyrerinnen hätten ihm „persönlich das Vorgehen vorgelebt, nicht wegzurennen und davonzulaufen, wenn es gefährlich wird“, wiederholt Hinder: „Und da, denke ich, sind sie tatsächlich in der Nachfolge Jesu bis zum Kreuz treu geblieben.“
Papst Franziskus hat vor ein paar Tagen beschlossen, eine aktualisierte Liste neuer Heiliger und Märtyrer anlegen zu lassen. Dabei sollen nicht nur Katholiken berücksichtigt werden, sondern christliche Glaubenszeugen generell.
Hintergrund
Bei dem Attentat am 4. März 2016 wurde ein Altenheim in Aden von Islamisten überfallen. Es handelte sich um ein Pflegeheim, der von der römisch-katholischen Kirche betrieben wurde. 16 Menschen wurden getötet, darunter vier Ordensfrauen aus der Kongregation der Mutter-Teresa-Schwestern „Missionarinnen der Nächstenliebe“. Getötet wurden die Schwestern Anselm (59 Jahre) aus Indien, Judith (41 Jahre) aus Kenia, Marguerite (43 Jahre) und Reginette (32 Jahre) aus Ruanda durch Kopfschuss. Zuvor waren sie mit Handschellen gefesselt worden. Ebenso erging es den weiteren in dem Altenheim tätigen Helfern. Die Heimbewohner hingegen wurden von den Attentätern verschont. Auch die Oberin des Klosters, Schwester Sally, konnte sich in Sicherheit bringen. Papst Franziskus bezeichnete die Opfer des Anschlags als „Märtyrer von heute“.
Nach Angaben des Apostolischen Vikariats Südliches Arabien sind die „Missionarinnen der Nächstenliebe“ seit 1973 im Jemen präsent und das betroffene Haus der Gemeinschaft in Aden wurde 1992 eröffnet.
(vatican news)
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