Niger: missio ist nach Coup in Sorge um Christen
Da das Land Niger zur Sahelzone gehöre und zum großen Teil zur Sahara, hätten wir es „mit großen, weiten Flächen zu tun, die trocken sind“, erinnert Kraus. Im südlichen oder südwestlichen Bereich von Niger sei eine normale Landwirtschaft überhaupt nicht möglich. „Der größte geographische Teil ist nahezu menschenleer. Es ist überwiegend muslimisch geprägt, wie viele Länder dieser Region, und es ist eines der ärmsten Länder der Welt“, erläutert der Experte unseren Kölner Kollegen.
Von dem Coup betroffen seien überwiegend die Menschen in den großen Städten, hauptsächlich die Hauptstadt und noch eine weitere größere Stadt im Süden. In den anderen Städten und auf dem Land werde das in der direkten Folge keine unmittelbaren Auswirkungen haben, glaubt Kraus. „Aber es wird indirekt Auswirkungen haben.“
Zu Lasten der armen Bevölkerung
Wenn Hilfszusagen in einem solch armen Land gestoppt würden, werde das zu Lasten „genau dieser armen Bevölkerung gehen, die dann noch weniger wirtschaftliche Perspektive entwickelt“. Der Coup sei auch mit relativ wenig Waffengewalt bisher durchgeführt worden. „Die Menschen werden merken, dass das Radio oder Fernsehen anders läuft, die Flüge gehen nicht mehr, aber das betrifft nur einen ganz kleinen Teil der Bevölkerung, die das überhaupt in dem Sinne interessiert“, so Kraus.
In den vergangenen Jahren habe es immer wieder Meldungen von Übergriffen auf Christen, auf christliche Dörfer, gegeben. Dazu Kraus: „Welche direkten Auswirkungen es auf Dauer es auf die Sicherheitslage haben wird, ist immer schwierig zu sagen. Im Vergleich zu den Nachbarländern, auch Burkina Faso und Tschad, war es in den letzten Jahren noch relativ sicher.“
Er fürchte eher, dass die Situation der Christen oder jeder kleinen Minderheit, „die irgendwie nicht ins System passt“, schlechter werden wird, „weil auch wieder mehr Kriminalität, Schlepperkriminalität oder andere Schmuggelaktivitäten zunehmen werden“. Und die nehmen keine Rücksicht auf zivile Personen. Auch sei das Militär in diesem Land nicht stark genug, „dieses Riesenland überhaupt militärisch zu kontrollieren“. Wenn jetzt noch die Unterstützung der UN und der Europäer wegfalle, auch in der militärischen Ausbildung und der Infrastruktur, habe er da große Zweifel. „Wir fürchten, dass Christen und andere Minderheiten leiden“, so Kraus von missio Aachen. Was abzuwarten sei: inwieweit die russische Söldnergruppe „Wagner“ und „damit die Russen da mit drin hängen“, so der Experte.
Hintergrund
Soldaten hatten am Mittwoch den seit 2021 amtierenden Bazoum festgesetzt und die Übernahme der Macht im Land angekündigt. Der heute 63 Jahre alte Bazoum war der erste Staatschef des seit dem Ende der französischen Kolonialherrschaft im Jahr 1960 unabhängigen Niger, der nach einer friedlichen Machtübergabe auf den Posten gelangt war. Er wurde am Freitag mit seiner Familie weiter in seinem Amtssitz festgehalten.
(domradio – mg)
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