Pakistan: Mehr Blasphemievorwürfe gegen Christen
Christliche Bewohner seien um ihre Sicherheit besorgt, hieß es.
Der jüngste Fall ereignete sich laut Fides am 16. Juli in einer christlichen Siedlung in der pakistanischen Stadt Sargodha, wo ein Imam der örtlichen Moschee, ein Pamphlet mit blasphemischem Inhalt entdeckt hatte. In Folge soll ein Mob eine harte Bestrafung des unbekannten Gotteslästerers gefordert haben. Obwohl die Identität der Pamphlet-Verfasser nicht bekannt gewesen sei, hätten Gruppen christliche Häuser verwüste, berichtete die Nachrichtenagentur. Die Polizei bewachte schließlich das Gebiet, um weitere Zwischenfälle zu verhindern.
Racheakte nach Koranverbrennung
Pakistanische Christen würden nun einen Ausbruch von Gewalt fürchten, angeheizt seit der Verbrennung eines Korans in Schweden. Sie fürchteten, dass radikale Gruppen den Vorfall der Koranverbrennung in Schweden als Vorwand für Racheakte nutzen, berichtete auch die NGO CLAAS (Centre for Legal Aid, Assistance and Settlement).
„Die Christen in Pakistan glauben an den Respekt vor allen Religionen und haben nichts mit dem blasphemischen Pamphlet zu tun, geschweige denn mit der Koranverbrennung, die sie unmissverständlich verurteilt haben“, hielt dazu der Direktor der überkonfessionellen Hilfsorganisation für verfolgte Christen, Nasir Saeed, fest. Er forderte die pakistanische Regierung auf, Maßnahmen zu ergreifen, um den Missbrauch des Blasphemiegesetzes in Pakistan zu stoppen und um die Sicherheit „der unschuldigen Familien der christlichen Bürger Pakistans in Sargodha zu gewährleisten“.
Todesstrafe droht
Blasphemie kann nach pakistanischem Recht mit dem Tod bestraft werden. Der Tatbestand ist jedoch vage definiert und erfordert vor Gericht nur wenige rechtlich eindeutige Beweise. Die Blasphemiegesetze werden häufig als Waffe bei Streitigkeiten um Geld, Eigentum oder Geschäfte gegen Muslime und Nicht-Muslime eingesetzt. In dem von religiösen Spannungen geprägten Pakistan führen oft schon bloße Anschuldigung wegen Blasphemie zu Lynchjustiz.
Im Jänner dieses Jahres verabschiedete das Parlament eine Gesetzesverschärfung, durch die Strafen für die Beleidigung der Ehefrauen und Familienangehörigen des Propheten auf zehn Jahre und eine Geldstrafe von umgerechnet rund 4.000 Euro erhöht wurden.
Innenminister Rana Sanaullah hatte erst Mitte Juni mit der radikalislamischen Partei Tehreek-e-Labbaik (TLP) eine Vereinbarung über Anwendung des Antiterrorgesetzes unterzeichnet. Die TLP hatte am 22. Mai von der Hafenstadt Karatschi aus einen 25-tägigen Marsch mit Tausenden Anhängern nach Islamabad gestartet, um strengere Strafen und schnellere Gerichtsverfahren in Blasphemiefällen zu fordern.
(fides/kap - pr)
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