WJT-Volontärin in der Ukraine: „So viel Hoffnung und Glaube“
Christine Seuss - Vatikanstadt
Die Reise kam auf Einladung der ukrainischen Delegation zustande, die die Organisatoren des Weltjugendtages vor einigen Wochen in Lissabon besucht hatte. Gesprächsthema dabei war auch die Enttäuschung vieler junger Ukrainer, die wegen des Krieges nicht am Weltjugendtag teilnehmen können. Um ihnen Trost zu spenden, wurde für die Zeit nach dem katholischen Welttreffen eine Reise von Alves Aguiar in das Land angedacht.
„Und Don Américo meinte dann, wieso eigentlich erst nach dem Weltjugendtag? Wir haben ja noch drei Wochen bis er losgeht“, berichtet Chiara, die für die Abstimmung mit den Europäischen Bischofskonferenzen für die Pilgerreisen zum Weltjugendtag Lissabon zuständig ist. Aus Sicherheitsgründen wurden im Vorfeld der Reise kaum Angaben zu Verlauf und Etappen gemacht, doch die Vorsehung wollte, dass der Besuch schließlich zu einem Zeitpunkt kam, an dem jeweils Treffen der ukrainischen griechisch-katholischen und der römisch-katholischen Jugendlichen angesetzt waren – welch bessere Gelegenheit, als den Weltjugendtag in die Ukraine zu tragen….
Den WJT in die Ukraine tragen
„Und weil ich für den Kontakt mit den Europäischen Bischofskonferenzen zuständig bin und damit auch Ansprechpartnerin der ukrainischen Bischofskonferenz, wurde ich gebeten, an der Reise in die Ukraine teilzunehmen“, erzählt Chiara weiter. „Wir waren also dort, haben Zeugnis gegeben und über den Weltjugendtag informiert. Wir waren aber nicht nur bei den Jugendevents, sondern wir haben uns auch unterschiedliche Städte angeschaut, wie Lyiv, Kyiv oder Butscha und haben auch Orte der Zerstörung gesehen, Orte, an denen schreckliche Sachen passiert sind – und haben auch dorthin den Weltjugendtag und die Botschaft von Gebet und vom Frieden in der Welt gebracht. Ziel war auch, dass wir den Weltjugendtag zu Jugendlichen bringen, die nicht kommen können, wie es ja auch bei vielen ukrainischen Jugendlichen der Fall ist, weil sie zum Beispiel kein Geld haben, um hinzufliegen, weil sie das Land nicht verlassen können oder aus anderen Gründen.“
Zwei verschiedene Realitäten
Genau diese Botschaft des Weltjugendtags in die Ukraine zu bringen, war letztlich der Hauptzweck der Reise, zeigt sich Chiara im Nachhinein erfreut über das gute Gelingen der Mission:
„Ich war tatsächlich sehr überrascht, dass so viele Jugendliche da waren und dass man die Hoffnung und die Freude spüren konnte. Also viel mehr, als ich selbst erwartet hätte. Ich wusste nicht genau, was mich erwartet und hatte teilweise auch Angst, dachte, es ist alles komplett zerstört. Aber tatsächlich hatte man zwei unterschiedliche Realitäten. Einmal die vom Krieg, der Zerstörung und vom Tod, womit ich auch konfrontiert wurde - und auf der anderen Seite aber eben auch das ganz normale städtische Leben mit seinem Alltag. Auch die Jugendtreffen in der Ukraine waren wunderschön, alles wirklich super schön hergerichtet mit Musik, mit der Hymne vom Weltjugendtag auf Ukrainisch und wirklich eine große Freude. Und ich muss wirklich sagen, ich hatte eine so große Freude wie schon lange nicht mehr gespürt.“
Wichtige Geste
Auch die angereisten Jugendlichen seien spürbar aufgeregt gewesen und froh darüber, „einen Lichtblick“ in ihrem Alltag zu erhalten, aber auch darüber, dass ihre Situation weit über die Grenzen der Ukraine hinaus Solidarität und Aufmerksamkeit erfährt.
„Es war glaube ich super wichtig, dass Don Américo gekommen ist, weil er ja das Aushängeschild für den Weltjugendtag und der Leiter der WJT-Foundation ist, auch um zu zeigen, dass wir die Leute nicht vergessen, die nicht zum Weltjugendtag kommen können, eben auch besonders in Zeiten von Krieg, wo es für die meisten Ukrainer nicht möglich ist, zum Weltjugendtag zu kommen.“
Überwältigende Solidarität
Über 500 Tage dauert der russische Angriffs-Krieg in der Ukraine nun schon an, die Lage in vielen Landesteilen ist prekär. Doch trotz allem habe sie eine wirklich gute Stimmung vor Ort erlebt, freut sich Chiara, die schon seit Oktober letzten Jahres in Lissabon bei der Vorbereitung des Weltjugendtages mitwirkt. „Es ist total der Glaube da, das habe ich voll gemerkt. Es ist auch total eine Hoffnung da, es ist eine totale Freude da und es ist auch sehr viel Solidarität da. Viele sagten im Vorfeld, dass sie aus finanziellen Gründen nicht zum WJT kommen könnten, deshalb wurden Leute angefragt, ob sie finanziell unterstützen können und so wird wirklich versucht, dass möglichst viele Jugendliche zum Weltjugendtag kommen. Und es ist auch eine erstaunlich große Anzahl zusammengekommen, am Ende werden jetzt fast 600 Pilger aus der Ukraine erwartet. Und das ist echt toll, angesichts der so schwierigen Bedingungen!“
Pure Hoffnung
Insgesamt habe die Reise in die Ukraine einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen, meint Chiara, die für die Europäischen Bischofskonferenzen bei allen Fragen und Nöten rund um den Weltjugendtag in Lissabon telefonisch, per Mail und im persönlichen Austausch zur Verfügung steht. Bereits zweimal seien Vertreter der ukrainischen Bischofskonferenz auch nach Lissabon gekommen, bevor beim letzten Mal auch die Idee der Reise des WJT-Hauptorganisators „Don Americo“ Alves Aguiar angedacht wurde.
„Also für mich war es eine sehr, sehr bewegende und tiefgründige Reise. Es war nicht eine schön entspannte Reise, sondern es war wirklich total emotional. Ich habe die größten Freuden durchgemacht, aber auch irgendwie die größten Tiefpunkte, wo ich mir wirklich dachte: Wie kann Gott so viel Leid in der Welt zulassen? Aber was ich wirklich immer wieder erfahren durfte ist, dass die Menschen weitaus mehr Hoffnung haben als ich in meiner eigentlich so heilen Welt. Und selbst als ich dann die Leute gefragt habe, wie sie es schaffen, nicht anzufangen, an Gott zu zweifeln, bekam ich einfach pure Hoffnung zurück. Und ich fand es wirklich krass, das aus deren Mund zu hören. Und das ist mir bei vielen Menschen so gegangen. Da war wirklich viel mehr Freude und viel mehr Hoffnung da, als teilweise bei uns in der Kirche, in Deutschland oder auch in Portugal, und das fand ich einfach faszinierend. Es war eine sehr wichtige und sehr aufrüttelnde Reise. Und ja, ich bin dankbar, dass ich mitfahren durfte.“
(vatican news)
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