Vor Papstbesuch in der Mongolei: Ein Missionar berichtet
Im Gespräch mit dem vatikanischen Fidesdienst erinnert sich der Priester und Missionar der Kongregation vom Unbefleckten Herzen Mariens (CICM) (bekannt auch als „Scheut-Missionare, nach dem Namen des belgischen Ortes, in dem die Kongregation gegründet wurde) an die Anfänge der Mission in der Mongolei:
„Am 10. Juli 1992 begaben wir uns auf Zehenspitzen in ein unbekanntes Land, gestärkt allein durch durch die Begleitung Jesu Christi, den wir bei jedem Schritt unseres Weges anriefen". Die katholische Kirche hatte ihre Missionstätigkeit in dem asiatischen Land erst Anfang der 1990er Jahre wieder aufnehmen können. Papst Franziskus besucht - als erstes katholisches Kirchenoberhaupt - das riesige zentralasiatischen Land vom 1. bis 4. September.
Das Christentum in seiner nestorianischen Form kam bereits im 7. Jahrhundert nach Zentralasien, in die Mongolei und nach China und hatte im Mittelalter zunächst einen großen Einfluss auf die Mongolen. Nach Erschütterungen und verschiedenen historisch-politischen Ereignissen, in der Ära des Kommunismus sowjetischer Prägung, waren jedoch alle Erfahrungen mit dem christlichen Glauben verschwunden, und es gab keine Kirchen oder Gläubigen im Lande.
Der heute 60-jährige Missionar Pater Gilbert Sales berichtet Fides vom „Neubeginn" der christlichen Präsenz in der Mongolei: „Wir fühlten uns wie Fremde in einem Land, in dem wir weder die Sprache noch irgendwelche Menschen kannten. Aber uns fehlte nie der Glaube. Wir waren uns der Gegenwart Jesu unter uns sicher und vertrauten immer darauf, dass sich alles zum Guten wenden würde: Der Herr würde die Türen öffnen, an die wir klopften, und uns an der Hand durch die kalte, endlose Steppe führen, die wir um uns herum sahen. (...) Heute kann ich bezeugen, dass Gott tatsächlich alle Türen geöffnet hat, dass er uns seine Gnade und Liebe geschenkt hat, die auf mongolischem Boden Früchte getragen und die Kirche zum Leben erweckt hat."
Drei Missionare - Wiedergeburt des Christentums in der Mongolei
Neben Pater Gilbert Sales waren die beiden anderen Pioniere in der Mongolei der belgische Mitbruder Robert Goessens und der 2018 verstorbene philippinische Missionar Wenceslao Padilla, der später der erste Apostolische Präfekt der Mongolei werden sollte.
Die Anwesenheit der drei Missionare, die 1992 in der Mongolei ankamen, war der erste Schritt zu dem, was sie „eine Wiedergeburt" nannten. Der internationale politische Kontext hatte sich mit dem Fall der Berliner Mauer verändert, und die neue Regierung in Ulaanbaatar zeigte den Wunsch, die Beziehungen zum Heiligen Stuhl wiederherzustellen, der sich bereit erklärte, diplomatische Beziehungen aufzunehmen, mit der gleichzeitigen Vereinbarung, Missionare in das Land zu entsenden.
„Als der Heilige Stuhl seine Bereitschaft bekundete, eine Mission in der Mongolei zu gründen, waren wir begeistert: Es schien uns wie eine neue Gelegenheit und ein neuer Ruf Gottes. Tatsächlich hatten die Scheut-Missionare bereits Anfang des 19. Jahrhunderts die Absicht, eine Gemeinschaft in der Mongolei zu gründen", ein Projekt, das später wegen des Krieges aufgegeben wurde. „Damals, in meinen Dreißigern, war ich gerade zum Priester geweiht worden, und ich stellte mich zur Verfügung, nicht frei von Bedenken, aber im Vertrauen auf den Herrn Jesus. Er hat mich zu einer besonderen Mission berufen", erinnert sich Pater Gilbert.
Wichtig: Die Landessprache lernen
Der erste Schritt bei der Ankunft im Land war, wie bei jeder Missionsarbeit, das Studium der Landessprache: „Eine schwierige Sprache, die aus Lauten besteht, die nicht leicht auszusprechen sind. Wir lachten, als wir anfangs versuchten, diese Laute nachzuahmen, aber wir gaben nicht auf", erinnert er sich. Die Missionare vertieften sich in das Studium der mongolischen Sprache, besuchten die Universität in der Hauptstadt, und nach und nach verbreitete sich allein durch Mundpropaganda die Nachricht von ihrer Anwesenheit und der Möglichkeit, die Sakramente des katholischen Glaubens im Land zu empfangen.
Erste soziale Aktivitäten der kleinen katholischen Gemeinde
Die drei Missionare begannen langsam, sich in einem völlig neuen Umfeld einzuleben, erste menschliche Beziehungen zu knüpfen und Freundschaften mit Einheimischen zu schließen, aber auch Kontakte zu zivilen, sozialen und kulturellen Einrichtungen zu knüpfen. Pater Gilbert Sales wurde bald zum Studenten der mongolischen Sprache und hielt im Gegenzug einen Englischkurs an der Universität, um junge Mongolen zu unterrichten.
Ein Zentrum für Straßenkinder
So entstand die erste soziale und karitative Initiative der neuen Missionare: Ein Zentrum für Straßenkinder, das unter der Leitung von Pater Sales im Erdgeschoss eines Gebäudes in der Hauptstadt eingerichtet wurde - das „Verbist Care Centre", das 1995 offiziell als Betreuungseinrichtung eröffnet wurde. Das Zentrum sorgte für Verpflegung, Unterkunft, medizinische Versorgung und einen Bildungsweg, der den Jugendlichen die Wiedereingliederung in die Gesellschaft ermöglichte. „Viele haben inzwischen ihr Studium abgeschlossen, haben eine Arbeit und sind Familienväter. Mit einigen stehe ich immer noch in Kontakt. Sie sind unendlich dankbar für die Hilfe, die für sie lebensverändernd war. Ich sage ihnen immer, dass sie mit uns Gott loben sollen", sagt Pater Sales.
Die ersten Taufen
Das Wachstum der kleinen Kirche in der Mongolei
Die erste katholische Kirche
Dann gab es schließlich die erste Berufung eines jungen Mongolen zum Priestertum; in der Zwischenzeit wurde die Arbeit von einheimischen Katecheten und Freiwilligen auf den Weg gebracht und konsolidiert, und es wurden Pfarreien eröffnet. Pater Gilbert Sales verließ die Mongolei im Jahr 2005 - von seiner Kongregation zu einem anderen Dienst auf den Philippinen gerufen -, als die Gemeinschaft der mongolischen Katholiken über 300 Gläubige zählte und die Mission über die Hauptstadt Ulaanbaatar hinaus expandierte.
Anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus kehrt er nun mit großer Dankbarkeit in das Land zurück. Er wird viele der mongolischen Gläubigen, die sich liebevoll an ihn erinnern, treffen und wiedersehen können. Der Gemeinschaft, in der er ein Stück seines Herzens hinterlassen hat, will er sagen: „Geht mit Geduld voran. Der Geist weht, wann und wo er will, und er bringt Frucht. Lasst der Gnade Gottes Raum, um eure Schritte zu lenken. Der Herr hat Großes getan und wird Großes tun: Lasst uns gemeinsam das Magnifikat anstimmen".
(fides - sst)
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