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Die Jesuitenuni UCA, die zunächst durch das Regime beschlagnahmt worden war Die Jesuitenuni UCA, die zunächst durch das Regime beschlagnahmt worden war  (AFP or licensors)

Jesuiten in Nicaragua: „Auch Zeichen des Widerstands“

„Wir Jesuiten wollen auch Zeichen des Widerstands sein, in Treue zum Auftrag Jesu, denen nahe zu sein, die leiden“, sagt José María Tojeira SJ, Sprecher der Ordensgemeinschaft in Mittelamerika, über die aktuelle Situation der Gesellschaft Jesu in Nicaragua. Dort haben die Machthaber den Jesuitenorden für illegal erklärt und dessen Vermögenswerte beschlagnahmt. Doch der Sprecher der Jesuiten in Mittelamerika zeigte sich überzeugt, dass christliche Werte „immer siegen".

Insbesondere auf dem Bildungssektor und in Fragen der Migration sehen die Jesuiten in Mittelamerika ihre Mission und sind der Bevölkerung in Ländern wie Nicaragua in ihrer schwierigen Situation besonders nahe. Doch Bildung ist nicht immer wohlgelitten: Dies zeigt sich am Beispiel der Jesuitenuni UCA in Managua, die Mitte August durch die Machthaber enteignet wurde – nur ein Schritt auf dem Weg zu dem Versuch, die Jesuiten mit der Aufhebung ihres rechtlichen Status vollständig aus dem Land zu vertreiben. Dass die Uni das erste Ziel des Regimes war, sieht der Sprecher der Jesuiten in Mittelamerika, Pater José María Tojeira aus El Salvador, als logische Folge, wurde doch „die Universität als Produzentin von Wissen und kritischem und offenem Denken von der Regierung fast automatisch als Feind betrachtet“:

„Die nicaraguanische Regierung versucht, die Meinung vollständig zu ihren Gunsten zu kontrollieren. In diesem Zusammenhang verfolgt sie die Kirche und die Gesellschaft Jesu. Im Fall der Gesellschaft Jesu hat besonders gestört, dass sie sich für die Verteidigung der Rechte des Volkes im Jahr 2018 eingesetzt hat, vor allem mit der mittelamerikanischen Universität UCA, und die Forderungen der großen Demonstrationen, die Freiheit und die Achtung der konkreten Rechte der Bevölkerung unterstützt hat. Auch die Vermittlungsarbeit zwischen jungen Studenten und der Regierung, die Kardinal Brenes dem Rektor der UCA anvertraut hatte, verärgerte die Regierung.“

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Verfolgung der Jesuiten wegen Unterstützung der Demonstranten

Doch die Arbeit der Jesuiten in Nicaragua beschränke sich nicht nur auf die momentan in Regierungshänden befindliche Universität, erläutert P. Tojeira weiter. Unter anderem betreiben die Jesuiten zwei Sekundarschulen und das internationale Netzwerk Fe y Alegría, das mehr als 800 Mitarbeiter hat, darunter Laien, Ordensleute und Priester. Etwas mehr als 54.000 Menschen werden damit in der formellen und informellen Bildung betreut. Eine Pfarrei, die bislang von einem Jesuiten geleitet wurde, musste wegen dessen Weggang allerdings kürzlich ins Erzbistum Managua verlegt werden, berichtet P. Tojeira, der sich überzeugt davon zeigt, dass die Arbeit in Nicaragua trotz allem weitergehen wird:

„Einige ältere und kranke Jesuiten haben das Land verlassen, da wir unter den derzeitigen Bedingungen Schwierigkeiten hatten, sie angemessen zu versorgen. Die übrigen arbeiten jedoch weiterhin in den genannten Werken. Die Ausweisung oder Beschlagnahmung von Eigentum ist für die Ordensleute, die sich im Land aufhalten, immer in Sicht. Die Schwestern der Nächstenliebe (St. Teresa von Kalkutta), die Töchter der Nächstenliebe (St. Louise de Marillac), die Dominikanerinnen von der Verkündigung und andere Kongregationen wurden bereits ihres Besitzes beraubt und ganz oder teilweise aus dem Land vertrieben. In jedem Fall ist die Beharrlichkeit derjenigen, die trotz der Risiken und der Feindseligkeit der Regierung nicht nur bleiben, sondern auch bleiben wollen, beispielhaft für ihre Arbeit.“

Bischof Álvarez ein Beispiel für die Treue der Kirche 

Beispielhaft wie Bischof Rolando Álvarez, der sich offen gegen das Regime gestellt hatte und mittlerweile trotz des Protestes der internationalen Gemeinschaft bereits seit einem Jahr ihn Haft ist. Er sei „ein Zeichen für die Treue der Kirche gegenüber dem nicaraguanischen Volk“, würdigt der Jesuit:

„Der heilige Cyprian von Karthago nannte im 3. Jahrhundert die Christen, die der harten Strafe der Zwangsarbeit in den Minen Siziliens widerstanden und überlebt hatten, Märtyrer. Der Bischof von Matagalpa befindet sich in einer ähnlichen Situation wie die, die zur Zeit des Römischen Reiches in den Minen gelitten haben, wenn man die historischen Umstände ändert. Auch wir Jesuiten wollen Zeichen des Widerstands sein, in Treue zum Gebot Jesu, denen nahe zu sein, die leiden, und ein Wort der Hoffnung inmitten des Schmerzes der Menschen zu setzen. Beständigkeit und Ausdauer in den christlichen Werten siegen immer, auch wenn es Zeiten gibt, in denen wir durch das Kreuz gehen müssen.“

„Auch wir Jesuiten wollen Zeichen des Widerstands sein, in Treue zum Gebot Jesu“

In Situationen wie der in Nicaragua sei es wichtig, „beständig zu sein“ und den Menschen nahe zu bleiben, sich offen für den Dialog zu zeigen und die Leidenden zu begleiten, betont P. Tojeira: „Das ist es, was die Kirche zu tun versucht und was auch wir Jesuiten zu tun versuchen.“

Immer wieder hatten sich die Jesuiten die sich stets verschärfenden Maßnahmen des Regimes in Nicaragua gegen ihre Gesellschaft als willkürlich kritisiert, auf die Totalisierung in dem Staat hingewiesen und die prekäre Situation der terrorisierten Bevölkerung ins Licht gerückt. Doch die Aufnahme eines konstruktiven Dialogs sieht der Orden nach wie vor als einzig gangbaren Weg zur Lösung der Krise:

„Wir wünschen uns einen Dialog, die Rückgabe von Gütern und Anwesenheit, die Aufhebung von Verurteilungen und von Maßnahmen, die die Menschenrechte verletzen, wie der Entzug der Staatsbürgerschaft und die Verbannung. Die Aufnahme eines Dialogs, für den sich die Kirche in Nicaragua so sehr eingesetzt hat, ist unerlässlich für einen Ausweg aus einer bedrückenden Situation, die nur zu einer Verschärfung der Konflikte führen kann.“

(vatican news - cs)

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27. August 2023, 10:37