Hilfe für Berg-Karabach: Kirchenvertreter appellieren an Biden
„Wir ersuchen Sie eindringlich, ihren Einfluss geltend zu machen, um ein sofortiges Ende der verheerenden aserbaidschanischen Blockade des Latschin-Korridors zu erwirken, der die einzige Zugangsmöglichkeit für mehr als 120.000 Armenier darstellt, die in Berg-Karabach leben und deren Familien seit Jahrhunderten dort ansässig sind“, heißt es in dem Schreiben wörtlich.
Unter den in Berg-Karabach 120.000 eingeschlossenen Armeniern seien 9.000 Menschen mit Behinderungen, 20.000 ältere Menschen und 30.000 Kinder, die besonders vom Hunger und seinen Folgen bedroht sind, wie die Kirchenvertreter festhalten. Unterzeichnet ist das Schreiben u.a. von Bischöfen orthodoxer und orientalisch-orthodoxer Kirchen, aber auch von vielen führenden Persönlichkeiten von Kirchen der reformatorischen Tradition. Prominentester Unterzeichner ist der assyrische Patriarch Mar Awa III.
Zeuge eines „stillen Völkermords“
2020 hatte Aserbaidschan namhafte Teile der zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittenen Region Berg-Karabach erobert. Seit Dezember 2022 blockiert Aserbaidschan die einzige Straßenverbindung (Latschin-Korridor) zwischen Armenien und dem verbliebenen armenisch kontrollierten Teil von Berg-Karabach, seit Mitte Juni 2023 wurden überhaupt keine Hilfslieferungen mehr durchgelassen. In Berg-Karabach harren noch rund 120.000 Menschen aus, darunter rund 30.000 Kinder. Die ersten Bewohner sind laut Medienberichten bereits an Hunger und Folgeerkrankungen gestorben. 95 Prozent der Bevölkerung leiden Hunger, die medizinische Versorgung ist zusammengebrochen, es gibt weder Strom noch Benzin oder Diesel. Auch das Wasser ist knapp.
Hintergrund
1991 erklärte sich der innerhalb Aserbaidschans gelegene armenisch besiedelte Teil in Berg-Karabach für unabhängig. Der folgende erste Karabach-Krieg dauerte bis 1994 und endete mit einem Waffenstillstand. Im Zusammenwirken mit der armenischen Armee behielten Milizen Territorien unter ihrer Kontrolle beziehungsweise drangen in sieben zwischen Berg-Karabach und Armenien gelegene aserbaidschanische Provinzen vor, um eine Verbindung der Territorien zu garantieren. Die „Republik Artsach“ ist international allerdings nicht anerkannt. Völkerrechtlich gehört die Region zu Aserbaidschan.
(kap – mg)
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