Biennale: Der Kampf für die Ausbildung afghanischer Frauen
Auch wenn die Taliban die weiterführende Ausbildung für Frauen und Mädchen über 12 Jahren verboten haben, gibt es in den einzelnen Gemeinschaften mutige Menschen, die sich in geheimen Ausbildungsstätten über das mit drakonischen Strafen geahndete Bildungsverbot hinwegsetzen. Der Dokumentarfilm „The Dreamers: der Widerstand der afghanischen Frauen“ wirft nun ein Schlaglicht auf die Arbeit, mit der im Verborgenen ein Weg aus dem „Gefängnis für Frauen“ geebnet werden soll. Er reiht sich ein in die Kampagne der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz (Avvenire) für die afghanischen Frauen, die die Projekt-Koordinatorin Lucia Capuzzi in Venedig vorgestellt hat.
Warum es wichtig ist, nach wie vor über die Situation der Frauen in Afghanistan zu sprechen, erklärt sie unserem Korrespondenten Alessandro Di Bussolo:
„Weil die Frauen in Afghanistan trotz eines Regimes, das versucht, sie verschwinden zu lassen, sie buchstäblich von der öffentlichen Bühne zu tilgen, einen gewaltlosen, kreativen und außergewöhnlichen Kampf für ihre Rechte führen, die aber auch die unseren sind. (…) Diese Frauen erinnern uns daran, dass die wahre Gesellschaft eine pluralistische, schöne Gesellschaft ist, und sie erreichen etwas, das auch uns viel zu sagen und zu lehren hat.“
Der Traum der Taliban sei eine Gesellschaft, in der geschlechtliche Unterschiede keine Rolle spielen, meint Lucia Capuzzi – letztlich natürlich, weil Frauen überhaupt nicht mehr in tragenden Rollen in der Öffentlichkeit erscheinen. Eine kleine lokale Organisation, deren Name nicht genannt werden kann und die in dem Dokumentarfilm die Hauptrolle spielt, kämpft gegen diese fortschreitende Marginalisierung an.
„Es handelt sich um eine lokale Vereinigung, die dank eines Entwicklungshelfers ins Leben gerufen wurde, der seine ehemaligen Schüler gerufen hat, da er bereits in den 20 Jahren der Republik dort tätig war. Gemeinsam ist es ihnen gelungen, dank der Unterstützung der örtlichen Gemeinschaft, insbesondere des Ältestenrats, einer Autorität, die sogar von den Taliban respektiert wird, Bildungszentren einzurichten, in denen Jungen, aber auch Mädchen Englisch, Computer und jetzt auch Mathematik und Naturwissenschaften lernen können. Zur Zeit lernen 900 Mädchen im Hauptzentrum im Norden Afghanistans, aber insgesamt sind es zweitausend. Und jede von ihnen unterrichtet nach Abschluss des Fortgeschrittenenkurses in ihren eigenen Dörfern, um den Mädchen dort das erlernte Wissen zurückzugeben“, erläutert Lucia Capuzzi das „Schneeballsystem“ der afghanischen Bildung für Mädchen.
In dem Film ist es die Koordinatorin des geheimen Bildungszentrums, die erklärt, dass die lokalen Familien in der Mehrheit eine Ausbildung für ihre Töchter wünschen. Die afghanischen Frauen fordert sie auf, „die Hoffnung nicht zu verlieren, denn Bildung ist ein Grundrecht“. Der Dokumentarfilm in seiner vollen Länge von 18 Minuten wird im Herbst fertiggestellt.
„Es gibt Hoffnung, sagen sie uns, und sie schreien es uns entgegen“, meint Capuzzi. „Afghanische Frauen sind Kämpferinnen, Träumerinnen. Sie haben die Hoffnung nicht verloren in einer Situation, die eigentlich hoffnungslos ist. Sie kämpfen weiter und lehren uns, dass wir alle weiter kämpfen müssen, damit die Menschenrechte nicht nur auf dem Papier stehen. Und es gibt immer, selbst in den schwierigsten Situationen, eine Chance auf Hoffnung, ein kleines Licht.“
(vatican news - cs)
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