Ukrainischer Weihbischof: „Papst hat uns gut zugehört“
Mario Galgano – Vatikanstadt
Es waren und sind intensive Tage für die Mitglieder der Synode der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche in Rom. Das Treffen der 45 Bischöfe mit dem Papst dauerte am Mittwoch fast zwei Stunden und fand in einem Nebenraum der vatikanischen Audienzhalle statt. Weihbischof Hruza:
„Ich habe so ein Gefühl bekommen, dass wir uns auch wirklich zugehört haben, denn es ist ein Unterschied, aufeinander zu hören und wirklich zuzuhören, um jemanden zu verstehen. Man muss mit dem Gesprächspartner kommunizieren, man muss mit ihm sprechen. Und wir waren sehr ehrlich, auch zum Papst, was uns betrifft. Wir hatten den Auftrag, ihm auch die Meinungen, die Sorgen unseres Volkes zu übermitteln.“
Damit bezieht sich der Weihbischof aus dem westukrainischen Lviv auf die jüngste Kritik in der Ukraine an den Worten, die der Papst bei einer Live-Schalte an russische Jugendliche gerichtet hatte. Bei dem Treffen in Rom am Mittwochmorgen hätten die Bischöfe formuliert, dass einige Gesten und Äußerungen von Papst Franziskus „schmerzhaft und schwierig für das ukrainische Volk“ gewesen seien. Dazu Weihbischof Hruza:
„Ich bewundere Papst Franziskus, so einen Menschen mit einer wichtigen Funktion, dass er auch eigene Fehler zugeben kann. Schon auf dem Rückweg von seiner letzten Reise aus der Mongolei hat er das gesagt und auch uns wiederholt, was er genau meinte. Aber das ist immer so, wenn man mit Politik zu tun hat: Da findet man immer Dinge, die nicht in Ordnung sind. Und ich glaube, unsere Aufgabe ist vor allem, das Evangelium zu verkündigen - dann sind wir immer auf dem richtigen Weg, wenn wir uns an Evangelium halten.“
Der Papst habe ihren Zeugnissen und Anmerkungen „gut zugehört“, so der Weihbischof weiter.
„Man muss unterscheiden: Es gibt eine diplomatische Neutralität, die auch einen Spielraum zu Gesprächen, zu Dialog mit anderen beinhaltet. Und es gibt eine moralische Neutralität, die jedoch nicht ganz gut ist, denn man kann nicht moralisch neutral sein, wenn es um moralische Werte geht und vor allem, wenn Opfer leiden. Und natürlich ist es so, dass man in einer Zeit des Krieges sehr sensibel für alles ist, denn die Wunde ist offen, und wenn eine Wunde offen ist, dann wird sie sofort gereizt.“
Parolin verteidigt Einsatz des Papstes
Auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hatte diese Woche vor den ukrainischen Bischöfen in Rom den Einsatz des Papstes und des Vatikans für die Ukraine hervorgehoben. Dabei erinnerte der vatikanische Chefdiplomat an die konstanten Appelle des Papstes für die Ukraine seit Ausbruch des Krieges im Februar 2022 und an die zahlreichen Hilfslieferungen aus dem Vatikan. Angesichts dessen „wäre es ungerecht, an der Zuneigung des Papstes für das ukrainische Volk zu zweifeln“. Weiter erklärte Parolin, die Bemühungen des Pontifex, die Tragödie des Krieges zu beenden, würden „nicht immer verstanden und geschätzt“. Es gehe Franziskus aber darum, durch Verhandlungen einen gerechten und dauerhaften Frieden zu sichern.
Die Begegnungen im Vatikan waren und sind Teil der jährlichen Synode der Bischöfe der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche, die vom 3. bis zum 13. September in Rom stattfindet.
(vatican news)
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