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Der Weltmigranten- und Flüchtlingstag wird am 24. September begangen Der Weltmigranten- und Flüchtlingstag wird am 24. September begangen  (AFP or licensors)

Weltflüchtlingstag: Weshalb Menschen fliehen

Anlässlich des Welttages der Migranten und Flüchtlinge erzählt uns der nigerianische Flüchtling Emeka Obinna Nwankwo seine Geschichte, die von der Unmöglichkeit geprägt ist, sich für ein weiteres Leben in ihrem Herkunftsland zu entscheiden. Amaya Valcarcel vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) erklärt uns „die aufschlussreiche und prophetische Vision“ von Franziskus zum Migrationsphänomen.

Luana Foti - Vatikanstadt

„Den Flüchtlingen und Migranten, die sich auf den Weg machen, wie ich es eines Tages getan habe, sage ich: Seid stark und mutig, denn ihr habt die Freiheit der Wahl“, so der 24jährige Emeka Obinna Nwankwo. Er kam vor fünf Jahren aus Nigeria in Melito Porto Salvo in der süditalienischen Provinz Reggio Calabria an. Wie bei fast allen Migranten war seine Reise ungeplant, eher gezwungen durch Umstände, die sich seiner Kontrolle entzogen. Sein Zeugnis spiegelt den Titel der Botschaft von Papst Franziskus zum 109. Welttag der Migranten und Flüchtlinge wider: „Frei zu wählen, ob man migrieren oder bleiben will.“

Zum Nachhören - die Lebensgeschichte eines Flüchtlings

Die Geschichte von Emeka Obinna Nwankwo

„Ich hatte keine Wahl, ich hatte nicht die Freiheit zu wählen. Ich wurde gezwungen, weil sie mich töten wollten“, sagt Obinna Nwankwo mit wütender Stimme. „Es ist nicht leicht, seine Familie, seine Freunde, das Land zu verlassen, in dem man geboren wurde, in dem man so viele Menschen kennt, in dem man aufgewachsen ist, in dem man den größten Teil seines Lebens verbracht hat. Und dann beschließt man so schnell, wegzugehen, alles aufzugeben. Das ist niemals einfach.“

„Aber daraus wurde nichts. Libyen ist die Hölle.“

Obinna, damals erst neunzehn Jahre alt, musste Nigeria, seine Heimat, zurücklassen und ging in Begleitung eines Freundes nach Libyen: „Ich brauchte einen Ort, an dem ich für eine Weile meine Ruhe haben und die Dinge in meinem Land zur Ruhe kommen konnten. Aber daraus wurde nichts. Libyen ist die Hölle.“ Im vom Krieg zerrissenen Libyen wurde er verhaftet, weil er keine Papiere hatte, und blieb zwei oder drei Monate im Gefängnis, an die er sich nicht mehr genau erinnern kann, eingesperrt in einem Raum mit fünfzig anderen Menschen. „Es war einfach unerträglich“, erinnert er sich mit Mühe. Nach dem Gefängnis erhielt er das Angebot, nach Nigeria zurückzukehren, aber die Rückkehr war für ihn sehr gefährlich: „Zum einen, weil es immer noch Leute gab, die mich umbringen wollten, und zum anderen, weil der Weg zurück voller schießender Soldaten war, es war nicht sicher. Und dann war da auch nicht mehr mein Freund, der in Libyen gestorben ist.“

Menschen auf der Flucht
Menschen auf der Flucht

Zum zweiten Mal hat er keine andere Wahl. Nach Libyen und dem Gefängnis führt sein Weg weiter nach Europa, „eine Wahl, die dir durch eine auf deinen Kopf gerichtete Waffe aufgezwungen wird“. Und weiter sagt er: „Sie bringen dich ans Meer und entweder du steigst in das Boot oder sie töten dich. Ich musste mich also entscheiden, in das Boot zu steigen, ohne zu wissen, wo ich landen würde und wie man landet. Ich erwartete, ins Meer zu gehen und zu sterben. In diesem Moment kann man nur noch zu Gott beten, dass er einem hilft, man hat keine andere Wahl.“ Er wurde von einem Boot einer Nichtregierungsorganisation gerettet: „Mit der Hilfe Gottes und dieser Menschen, die auf dem Meer arbeiten, haben wir überlebt.“

Die nicht sichtbaren Ursachen der Migration

Wie jedes menschliche Phänomen ist auch die Migration das Ergebnis einer Verkettung komplexer Dynamiken, von denen einige sichtbar, andere weniger sichtbar sind. Amaya Valcarcel vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst, einer internationalen katholischen Organisation, die in 57 Ländern tätig ist und Flüchtlinge und Vertriebene begleitet, ihnen hilft und ihre Rechte verteidigt, geht insbesondere auf diesen Aspekt ein. Verfolgung, Krieg, Wetterphänomene, Elend, erklärt sie, „sind die sichtbarsten Ursachen der gegenwärtigen Zwangsmigration. Aber Migranten fliehen auch aus Armut, aus Angst, aus Verzweiflung, obwohl diese Ursachen oft nicht sichtbar sind. Wir verstehen die Symptome, aber nicht, warum so viele Migranten und Flüchtlinge aus ihren Ländern fliehen.“ Was an der Migrationserfahrung nicht verstanden wird, so die Meinung des JRS und vieler anderer, sei das Drama hinter einer Handlung, die ohne Wahl durchgeführt wird.

Wie man die heutige Zwangsmigration stoppen kann

Papst Franziskus hat wiederholt darauf hingewiesen, und seine Worte während seiner Reise nach Marseille haben dies bestätigt, dass jedem Menschen das Recht zugestanden werden muss, nicht auszuwandern, und somit das Recht, in Frieden und in Würde in seinem eigenen Land zu leben. Und dafür, so Amaya Valcarcel weiter, der die Worte des Papstes aufgreift, „bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung, nicht einer Regierung oder einer einzelnen Institution, sondern einer Anstrengung der einzelnen Länder und der internationalen Gemeinschaft“. Ohne dabei die Verantwortung der Kirchen und der lokalen Gegebenheiten zu vergessen, um die optimalen Bedingungen für die Beendigung der gegenwärtigen Zwangsmigration zu schaffen. Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst betrachtet dies als eine Priorität und beschäftigt sich vor allem mit der „Friedenserziehung, um Gemeinschaften des Friedens und der Versöhnung zu schaffen“.

Frieden, Zuhören, Begegnung, Versöhnung, Aufnahme - das sind die Schlüsselwörter, um die sich die Botschaft von Papst Franziskus an die Migranten und Flüchtlinge und die Gemeinschaften, die sie aufnehmen, dreht. Amaya wiederholt die Worte des Papstes mit Überzeugung und hofft, dass sie zu einem Leuchtfeuer werden, das das Handeln von Einzelpersonen und Regierungen leiten kann, wenn es darum geht, sich der Migration zu nähern: „Wo auch immer wir uns entscheiden, unsere Zukunft aufzubauen, in dem Land, in dem wir geboren wurden, oder anderswo, wichtig ist, dass es dort immer eine Gemeinschaft gibt, die bereit ist, jeden aufzunehmen, zu schützen, zu fördern und zu integrieren, ohne Unterschied und ohne jemanden auszuschließen.“ Die Geschichte von Obinna und der 281 Millionen Menschen, die nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration in der Welt unterwegs sind, ist die Geschichte eines jeden Einzelnen.

(vatican news - mg)

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25. September 2023, 11:18