Indien: „Steiler Weg zum Frieden“
Menamparampil leitet ein interreligiöses „Forum für Frieden und Harmonie in Manipur“. Der nordwestliche Bundesstaat wird seit fünf Monaten von interethnischer Gewalt zwischen den Gruppen der Kuki und der Metei heimgesucht. Dabei wurden nach offiziellen Angaben 178 Menschen getötet, während zivilgesellschaftliche Gruppen die Zahl der Opfer auf mehr als 200 schätzen. Etwa 60.000 Menschen wurden vertrieben.
Zusammen mit den anderen Leitern des interreligiösen Forums traf der Erzbischof in den letzten Tagen mit den Führern der christlichen Kuki-Gemeinschaften und einigen hinduistischen Meitei-Führern zusammen, um sich deren Bedürfnisse anzuhören und gemeinsam nach einem Weg zum Frieden zu suchen. Die Gesprächspartner riefen gemeinsam zu Friedensgesprächen auf lokaler Ebene auf und drängen speziell Frauengruppen und Intellektuelle zu mehr Engagement für den Frieden.
Überall Militär und Checkpoints
Im Bundesstaat Manipur, einem fruchtbaren Gebiet an der Grenze zu Myanmar, leben etwa drei Millionen Menschen. Sie haben seit Monaten keinen Zugang zum Internet mehr. Die Zusammenstöße sind in den letzten zwei Monaten zwar abgeflaut, erklärt Erzbischof Menamparampil, doch die Militarisierung des Gebiets bleibe bestehen, und vor allem fehle der politische Wille, um den Konflikt an der Wurzel zu lösen.
Ein ernsthaftes Problem im Zusammenhang mit dem Konflikt sei die Plünderung der staatlichen Waffenarsenale: Insgesamt sind fast 4.500 Waffen und etwa 650.000 Schuss Munition verschwunden. Davon wurden nur 1.500 Waffen und etwa 15.000 Schuss Munition wiedergefunden. Angesichts der tiefen Spaltung wurden in Manipur Pufferzonen zwischen den von Meitei und Kuki dominierten Gebieten eingerichtet. So gibt es beispielsweise zwischen Churachandpur und Imphal vier Barrikaden mit Kontrollpunkten, die von den Streitkräften besetzt sind.
Worum es in dem Konflikt geht
Das grundlegende Problem, das die indische Zentralregierung bisher nicht angegangen ist, betrifft das Verhältnis zwischen den beiden ethnischen Gruppen, den Meitei (die die Mehrheit im Bundesstaat bilden, etwa 1,5 Millionen Menschen zählen und der hinduistischen Religion angehören) und den Kuki, einer ethnischen Minderheit, die der christlichen Religion angehört. Die Meitei leben hauptsächlich im wohlhabenden Imphal-Tal, das etwa 10 % des Staatsgebiets von Manipur ausmacht.
Der Rest des Territoriums, d. h. die hügeligen, von Wäldern und Ackerland eingenommenen Gebiete, ist die Heimat indigener Minderheitengruppen, einschließlich der Kuki, denen der Status einer Stammesgemeinschaft zuerkannt wurde. Diese Anerkennung garantiert den verfassungsrechtlichen Schutz von Land, Kultur, Sprache und Identität der historisch benachteiligten Gemeinschaften Indiens. Aus diesem Grund durften die Meitei kein Land in diesen Bergregionen kaufen.
Von Demos zur Gewalt
Am 3. Mai veranstalteten die Kuki-Stämme Demonstrationen und Märsche, um gegen die Entscheidung zu protestieren, auch den Meitei den Stammesstatus zu gewähren. Ein Beschluss des Obersten Gerichtshofs von Manipur forderte die Regierung von Manipur auf, eine Empfehlung an die Zentralregierung zu senden, um die Meitei-Gemeinschaften in die Kategorie Scheduled Tribe (anerkannter Stamm) aufzunehmen, was ihnen Zugang zu Vergünstigungen und insbesondere zu Land, das anderen indigenen Gruppen vorbehalten ist, ermöglichen würde.
Diese Demonstrationen waren der Auslöser für die Gewalt, die bald in eine offene Konfrontation ausartete. Die Kuki beschuldigen die extremistischen Meitei-Gruppen, gezielte Angriffe gegen Familien ihrer Gruppe, die in Imphal und Umgebung leben, zu verüben. Nach Angaben der Meitei begannen die Teilnehmer des Kuki-Marsches mit Vandalismus und Angriffen auf Menschen. Fünf Monate nach diesen Zusammenstößen sind Meitei und Kuki vollständig voneinander getrennt und dürfen die von den anderen bewohnten Gebiete nicht mehr betreten.
(fides – sk)
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