Israel: Daniels Bericht über den 7. Oktober und die Hölle im Kibbuz
Mario Galgano - Vatikanstadt
Am Samstag, als sie noch schliefen, wurden sie um 6.30 Uhr durch den Klang der Sirene und der „Iron Dome“-Raketen aufgeweckt. Wie jedes Mal, wenn das passiert, rannten sie sofort in ihrem Schutzraum: Daniel, seine Frau, seine Kinder und auch die beiden Hunde, um zu warten, bis es vorbei ist. „Ich dachte, es sei wie immer, wenn Ruhe einkehrt, könnten wir nach ein paar Minuten gehen... Dieses Mal war es etwas anders als sonst, weil wir so viele Raketen hörten“, so Lanternari gegenüber Radio Vatikan.
Sei 28 Jahren lebt er mit seiner Frau und seinen drei Kindern im Alter von 15, 12 und 9 Jahren in Israel. Er erzählt weiter von dem Schrecken, den er vor drei Wochen erlebt hat:
„Als sich alles etwas beruhigt hatte, ging ich mit meinem älteren Sohn ins Bad, und durch das Fenster sah ich etwa fünfzehn Terroristen, die vom Eingang des Kibbuz her kamen, nicht von der Seite des Streifens. Niemand hatte erwartet, dass die Terroristen in Autos kommen würden, sie sollten zu Fuß aus der Richtung des Gazastreifens kommen. Stattdessen kamen sie direkt durch das Tor des Kibbuz, in dem sich mein Haus befindet... Ich blieb und beobachtete sie, weil ich nicht glauben konnte, dass es echt war. Erst als sie begannen, in unsere Häuser einzudringen und mit Kalaschnikows zu schießen, wachte ich aus dem Film auf, den ich gerade sah. Also rannten wir sofort zurück in unseren Schutzraum, schlossen alles, sogar das Fenster und die Metalltür, damit niemand eindringen konnte. Wir warnten sofort unsere Freunde nebenan, alles zu schließen, meine Nachbarin allein mit ihren zwei 2-jährigen Zwillingen...“
Das habe sie gerettet, so Lanternari weiter, denn unmittelbar danach fingen die Terroristen an zu schießen. Sie hätten sogar eine Handgranate in ihr Schlafzimmer geworfen.
Sowas nicht erwartet
„Sie versuchten sogar, unser Metallfenster zu öffnen. Ich beruhigte meine Kinder, indem ich sagte, dass alles in Ordnung sei, wir seien in unserem sicheren Raum, aber innerlich war ich versteinert. Ich wusste, wenn ich das Fenster öffnen würde, wäre das das Ende. Ich wusste aus den Chatgruppen, dass es da draußen Terroristen gibt, aber ich hätte nie erwartet, dass es in unserem Kibbuz und in anderen so viele wären.“
Im Kibbuz von Nir Yitzhak lebten etwa 580 Menschen. Im Vergleich zu anderen Kibbuzim hatten sie aber „Glück“: „Wir haben vier Menschen verloren, die bereits identifiziert wurden, acht andere wurden gefangen genommen. Andererseits weiß ich, wie sehr andere gelitten haben.“
Wie andere Gemeinden in der Nähe des Gazastreifens wurden auch sie an Orte evakuiert, die weit von ihren Häusern entfernt sind. Jetzt bestehe keine Gefahr mehr, aber es sei noch ein weiter Weg. Die Kinder würden jeden zweiten Tag hören, dass sie ihre Klassenkameraden, ihre Fußball- oder Volleyballfreunde verloren hätten oder dass ihre Lehrer verschwunden seien. „Also gut, wir sind am Leben geblieben, aber wir müssen uns um den psychologischen Teil kümmern, besonders für unsere Kinder“, so der gebürtige Römer.
Die Kibbuzim sind sehr kleine Gemeinschaften, die meisten von ihnen betreiben Landwirtschaft. Obwohl sie in der Wüste liegen, haben sie Felder mit Kartoffeln, Karotten, Erdnüssen, Baumwolle, Zitrusfrüchten und anderes. Oft haben sie auch Kühe für die Milch, sie züchten Hühner. „Es ist also ein ganz anderes Leben als in der Stadt“, gibt Lanternari unumwunden zu. Wenn die Kinder das Haus verließen, seien sie dennoch immer in einem „großen Haus“, da die Gemeinschaft von einer großen Einrichtung umgeben ist. Für die Kinder sei das dennoch Freiheit, sie gingen zum Fahrrad, ins Schwimmbad, in den Kibbuz-Zoo. Sie gingen auf die Felder, um Kartoffeln zu ernten. Es gebe auch Leute, die im Kibbuz arbeiten, und andere, die draußen arbeiten. Nun hofft er, dass dies bald wieder möglich sein werde.
(vatican news)
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