Argentinien: Bei einer Heiligen Messe für Kardinal Pironio Argentinien: Bei einer Heiligen Messe für Kardinal Pironio 

Argentinien: Kardinal Pironio wird noch 2023 seliggesprochen

Der argentinische Kardinal Eduardo Pironio (1920-1998) wird am 16. Dezember im Marienheiligtum Luján seliggesprochen. Papst Franziskus kannte seinen Landsmann, der lange Jahre an der Kurie wirkte und den Weltjugendtag miterfand, sehr gut.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt

Der Erzbischof von Mercedes-Luján, Jorge Scheinig, gab das Datum der bevorstehenden Seligsprechung in einem Video bekannt. Er sprach von einer „unermesslichen Freude für die Kirche in ganz Argentinien.“ In Luján war Pironio getauft und zum Bischof geweiht worden. Überhaupt sei sein ganzes Leben „zutiefst von der Gegenwart der Muttergottes von Luján geprägt“ gewesen, sagte Scheinig. „Tatsächlich ruhen seine sterblichen Überreste in der Basilika. Deshalb ist es sehr bedeutsam, dass wir die Feier dort abhalten.“

Papst Franziskus habe Kardinal Fernando Vérgez Alzaga zum Vorsitzenden der Seligsprechung bestimmt. „Er wird die Feier zusammen mit allen Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und mit dem ganzen heiligen Volk Gottes, das Kardinal Pironio so sehr geliebt hat, leiten. Wir warten mit offenen Armen auf Sie“, so der argentinische Erzbischof.

Hier zum Hören:

Konzilsteilnehmer und Kurienkardinal

Kardinal Eduardo Francisco Pironio gilt als herausragende Gestalt der katholischen Kirche in Argentinien und in der römischen Kurie. Geboren 1920 im Großraum Buenos Aires als 22. und letztes Kind einer italienischen Einwandererfamilie aus der Nähe von Udine, empfing er 1943 die Priesterweihe. Pironio nahm am II. Vatikanischen Konzil teil, erst als Experte, nach seiner Bischofsweihe 1964 als Konzilsvater. 1968 wurde er zunächst Generalsekretär, später Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM. Papst Paul VI. berief den Argentinier an die Kurie, er machte ihn 1975 zum Präfekten der Ordenskongregation und im Jahr darauf zum Kardinal. Johannes Paul II. ernannte ihn 1984 zum Präsidenten des päpstlichen Laienrates. In dieser Funktion wirkte Pironio bis zu seiner Emeritierung 1996 und erfand an der Seite des polnischen Papstes die Weltjugendtage mit.

„In den Laienstand erhoben“

Pironio erzählte Jahre später, er habe wie viele andere die Versetzung an den Laienrat zunächst als „Degradierung zu einem Amt zweiter Klasse“ empfunden. „Stattdessen stellte ich fest, dass ich in den Laienstand erhoben worden war. Die Laien bilden in der Tat die Mehrheit des Volkes Gottes". Im päpstlichen Laienrat „konnte ich mich dafür einsetzen, dass die großen kirchlichen Bewegungen, die ein wahres Geschenk Gottes und eine Gnade des Heiligen Geistes sind, sich harmonisch in das Leben der Ortskirchen einfügen und sich dort willkommen fühlen können. Ich freue mich also, meinen Dienst an der Kirche dort zu beenden: eine Arbeit im Kontakt mit den Laien, so wie ich sie vor so vielen Jahren begonnen habe."

Ums Haar schon 1978 ein Argentinier als Papst

Bei den beiden Papstwahlen von 1978 galt der argentinische Kurienkardinal Pironio Zeitzeugen zufolge als „papabile“, das heißt als möglicher Kandidat. Er verstarb 1998 im Alter von 78 Jahren im Vatikan an Krebs. Sein Seligsprechungsverfahren eröffnete der damalige römische Kardinalvikar Kardinal Camillo Ruini im Jahr 2006.

„Man konnte spüren, dass er niemandem die Türen verschloss“

Jorge Mario Bergoglio, auch er Sohn norditalienischer Einwanderer in Argentinien, traf seinen 16 Jahre älteren Landsmann zum ersten Mal, als Bergoglio Jesuitenprovinzial und Pironio Weihbischof von Mar del Plata (1964-1972) war. In einem Interview sagte der spätere Papst über seinen Landsmann: „Wenn man mit ihm sprach, hatte man immer das Gefühl, er fühle sich selbst als der übelste Mensch der Welt, der schlimmste Sünder. Aus seiner tiefen Demut heraus eröffnete er einem ein Panorama der Heiligkeit. Er öffnete einem Horizonte, man konnte spüren, dass er niemandem die Türen verschloss, selbst solchen Menschen nicht, von denen er wusste, dass sie ihn nicht verstanden". Zum Seligsprechungsverfahren steuerte Franziskus der argentinischen Zeitung „La Nación" zufolge eine ausführliche persönliche Stellungnahme bei.

Wunder: Kleinkind genas von Vergiftung

Franziskus hatte vor wenigen Tagen ein Wunder anerkannt, das Pironios Fürsprache zugeschrieben wird. Dabei genas im Jahr 2006 ein Junge von eineinhalb Jahren auf medizinisch unerklärliche Weise von einer lebensbedrohlichen Vergiftung, die er sich durch das Verschlucken metallischer Pulver zugezogen hatte. Bei einem seinerzeit von Pironio ins Leben gerufenen „Marsch der Hoffnung“ entstand auf Anregung der Mutter eine Gebetsinitiative für ihren Sohn auf der Grundlage des geistlichen Testaments des Kardinal, das bei der Prozession gebetet wurde. Zehn Tage später wurde das Kind als geheilt aus dem Krankenhaus entlassen. Für eine Seligsprechung ist der Nachweis eines posthum erwirkten Wunders zwingend erforderlich.

Früherer Sekretär Pironios leitet Seligsprechungsfeier

Die Seligsprechungsfeier in Luján leitet der spanische Vatikankardinal Fernando Vérgez Alzaga. Er war von 1975 bis 1998 Privatsekretär Pironios. Vérgez, der den „Legionären Christi“ angehört, ist ein langjähriger Vertrauter von Papst Franziskus, der ihn 2013 zum Generalsekretär des Vatikanstaates und 2021 zu dessen Regierungschef machte. Seit 2023 ist der spanische Ordensmann auch Mitglied des Kardinalsrates, der den Papst in wichtigen Fragen berät.

(vatican news – gs)

 

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12. November 2023, 11:35