Gaza: Kinder im Krieg
Das UNO-Kinderhilfswerk Unicef nennt die israelische Militäraktion im Gazastreifen einen „Krieg gegen Kinder“. Nun ist es einerseits wichtig, festzuhalten, dass Israel nach den Hamas-Massakern im Süden Israels vom 7. Oktober das Recht hat, sich gegen die Terrorbande zu wehren. Unbestritten ist aber, dass Israels Einsatz in Gaza fatale Auswirkungen auf die mehrheitlich junge Bevölkerung dort hat.
„Ich halte es für wichtig, wirklich zu verstehen, welche Auswirkungen dieser Konflikt auf Kinder hat – vor allem auf Kinder. Die schwersten Auswirkungen fallen auf die Menschen mit den kleinsten Schultern.“ Das sagt James Denselow von „Save the Children“ im Interview mit Radio Vatikan. „Der Gazastreifen ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt; es gibt dort über eine Million Kinder, und wir schätzen, dass etwa 5.000 Kinder unter den Trümmern umgekommen sind oder vermisst werden.“
Noch deutlich höher liegt nach Denselows Schätzung die Zahl der Kinder, die in den letzten Tagen und Wochen verwundet worden sind. „Und das sind oft schwere Verletzungen – Verletzungen, die dein Leben von einem Tag auf den anderen umstülpen: der Verlust von Gliedmaßen, Verletzungen, mit denen sie den Rest ihres Lebens verbringen müssen, wenn sie diesen Konflikt überleben.“
Und noch einmal größer sei die Zahl der Kinder im Gazastreifen, die aus ihren Häusern vertrieben wurden und jetzt in Behelfswohnungen oder Zelten leben – in Unterkünften, die oft für Kinder, vor allem kleine Kinder, völlig ungeeignet sind.
Verzweifelte Rufe nach einem humanitären Waffenstillstand
„Und das gilt wohl für die gesamte Kinderbevölkerung: Sie ist vom Krieg betroffen und wird die Narben und die psychischen Auswirkungen dieses Konflikts mit sich herumtragen. Schon vor Beginn des jetzigen Konflikts wurde geschätzt, dass vier von fünf Kindern im Gazastreifen Anzeichen von Depressionen aufweisen. Es handelt sich also um eine sehr verletzliche Bevölkerung, die nun eine unglaublich intensive Zeit des Konflikts durchlebt. Aus diesem Grund fordern wir und viele andere Organisationen verzweifelt einen humanitären Waffenstillstand.“
Im Moment können Helfer von außen wenig tun für die Menschen im Gazastreifen. Und das, obwohl es dort kaum noch Wasser, Treibstoff oder Strom gibt und der Winter Einzug hält, mit stundenlangen Regenfällen.
Familien, die gemeinsam sterben wollen
„Was wir von unserem Team vor Ort und auch von anderen hören, ist, dass die Familien oft sehr schwierige Entscheidungen treffen müssen: ob sie flüchten, ob sie ausharren sollen. Und oft hört man Geschichten von Familien, die sich dafür entscheiden, zusammen zu bleiben, um gemeinsam zu leben oder zu sterben… was wiederum ein Zeichen dafür ist, wie verzweifelt die Lage ist. Die Vereinten Nationen haben schon über hundert Mitglieder ihres Teams verloren, und unser Team vor Ort in Gaza kann nicht so arbeiten, wie sie es gerne würden, denn die meisten von ihnen wurden aus ihren Häusern vertrieben und müssen sich im Moment vorrangig um ihre eigene Sicherheit und die ihrer Familien kümmern.“
Eine Hilfsaktion innerhalb des Gazastreifens sei unter den jetzigen Umständen unmöglich, urteilt Denselow.
„Und außerhalb des Gazastreifens ist die Menge an Hilfsgütern, die ankommt, ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man bedenkt, wie wenige Lastwagen die Grenze passieren dürfen… Aber es gibt noch einen weiteren Aspekt, wenn wir über Kinder im Gazastreifen sprechen, den wir nicht vergessen sollten: dass es nämlich israelische Kinder gibt, die in Gaza als Geiseln gehalten werden! Wir fordern ihre sofortige Freilassung. Sie hätten längst freigelassen werden müssen oder niemals entführt werden dürfen. Es ist eine schwere Verletzung von Menschenrechten, Kinder zu entführen. Und natürlich mussten auch viele Kinder im Süden Israels aufgrund der Kämpfe ihre Häuser verlassen.“
Der Kontext, in dem dies alles passiere, sei „hoch politisiert“ und heftig umkämpft; jede Äußerung dazu werde schnell als Parteinahme für eine Seite angesehen. „Aber ich möchte jeden bitten, einfach für die Kinder Partei zu ergreifen!“
(vatican news – sk)
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