„Es ist kein Verbrechen, in Gaza geboren zu sein“
Der Prozess der Radikalisierung habe schon „in den letzten Tagen der Verwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde“, also vor Machtübernahme der Hamas begonnen, so der Geistliche in einem Interview mit der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“. Sechzehn Jahre Blockade hätten den Gazastreifen „in ein Gefängnis“ verwandelt. „Es gab nur einen Ausweg nach Ägypten, aber warum sollten Sie nach Ägypten auswandern, wenn Ihre Verwandten in Betlehem, in Jerusalem, in Hebron sind?“
Natürlich sei „die ganze Situation komplex und schwierig“, so der Argentinier Romanelli, der vom Kriegsausbruch in Betlehem überrascht wurde und derzeit nicht in den Gazastreifen reisen kann. „Aber wenn an der Spitze der Probleme das ungelöste Problem der Freizügigkeit der Menschen steht, werden alle anderen zweitrangig.“ Das gelte auch, „wenn an der Spitze der Frieden steht“ und wenn man jeden Tag nicht wisse, „ob man am nächsten Tag zur Arbeit oder zur Schule gehen kann oder wann es wieder Strom geben wird“.
Ein normales Leben, das nie normal war
Das „normale“ Leben in Gaza sei „überhaupt nicht normal“. Es dürfe „nicht als Verbrechen angesehen werden, in Gaza geboren zu sein“, so Pater Romanelli in dem Interview.
Auf dem Gelände der einzigen katholischen Kirche in Gaza halten sich nach seinen Angaben derzeit etwa 700 Menschen auf, um vor den Bombardierungen Schutz zu suchen. „Zunächst waren es etwa 500, nach der Bombardierung der orthodoxen Kirche St. Porphyr kamen weitere 200 hinzu.“ Bei den israelischen Luftschlägen seien bislang 18 Katholiken ums Leben gekommen; dadurch sei die Zahl der Katholiken im Gazastreifen jetzt unter die 1.000-Marke gesunken.
Romanelli hofft auf einen Waffenstillstand und eine Freilassung aller israelischer Geiseln durch die Hamas, wie er am Donnerstagabend in Jerusalem erklärte. Eine Evakuierung der Zivilisten aus dem Norden in den Süden des Gazastreifens bezeichnete er als unmöglich, zumal auch der Südteil unter Beschuss stehe.
(vatican news – sk)
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