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Indische Frauen Indische Frauen  (AFP or licensors)

Indien: Frauen bei Organspenden diskriminiert

In Indien ist die Chance auf eine Organtransplantation bei Frauen viermal geringer als bei Männern. Hinzu käme der „Druck“ auf Frauen, sich zugunsten ihrer Ehemänner, Kinder und Brüder zu „opfern“, was umgekehrt nicht geschehe. Das berichtet Asianews an diesem Mittwoch.

In Indien werden Frauen bei der Organspende diskriminiert, schreibt AsiaNews. Dies gehe aus einem von „The Times of India“ veröffentlichten Bericht hervor, der auf Daten basiere, die zwischen 1995 und 2021 zu Transplantationen gesammelt wurden. Insbesondere seien von den 36.640 im Land durchgeführten Operationen rund 29.000 Männer betroffen und „nur“ 6.945 Frauen. Die Autoren der Untersuchung erklärten, dass es bei Männern eindeutig mehr Verfügbarkeit von Spendern von Verstorbenen gebe - auf einem Kontinent, auf dem sich die Praxis der Organtransplantation nur schwer durchsetzen konnte, was die Nutzung des Schwarzmarkts und den Organhandel befeuerte. Lebendspenden kommen dagegen häufiger bei Frauen vor, beispielsweise bei Nierenspenden. In absoluten Zahlen kommen auf jede Frau, die eine Organtransplantation erhalten hat, vier Männer.

Im Gespräch mit AsiaNews betont Pascoal Carvalho, ein indischer Arzt und Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben, dass „geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Organspende nicht nur in Indien, sondern auf der ganzen Welt Realität sind, wie Studien und Experten zeigen“. Kulturelle und soziale Normen, fährt er fort, betrachten Frauen oft als „Assistentinnen und Erzieherinnen“: eine Tatsache, die auf die patriarchalische Mentalität vieler Gesellschaften zurückzuführen sei. „Wir müssen die Gründe für das bestehende Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern herausfinden“, schlussfolgert er, „und es auf Fragen der Gleichberechtigung und des unangemessenen Drucks und Zwanges auf Frauen zur Organspende überprüfen.“

Das Engagement der Kirche

In der Vergangenheit hat die indische Kirche hart daran gearbeitet, die Organspende in einem Land – und allgemeiner auf einem Kontinent – zu fördern, in dem es in der Vergangenheit (und noch heute) bei vielen eine starke Zurückhaltung gegenüber der Unterstützung dieser Praxis gab. Im Jahr 2016 verpflichteten sich Dutzende indische Ordensfrauen aus verschiedenen Kongregationen im Rahmen eines von den Claretinerinnen des „Indian Institute of Spirituality“ in Bangalore geförderten Programms, nach ihrem Tod ihre Hornhaut zu spenden. Die Initiative trug den Titel „The Vision Project“ und hatte zum Ziel, die Bevölkerung für das Thema Sehbehinderung zu sensibilisieren - in einem Land, in dem ein Drittel der Blinden der Welt lebt. Jedes Jahr würden 140.000 Menschen eine Hornhauttransplantation benötigen, aber die Zahl der Spender übersteigt nicht 40.000. Das bedeutet, dass 100.000 Patienten auf Wartelisten gesetzt werden.

Hintergrund

Die asiatische Bevölkerung ist im Allgemeinen zurückhaltend bei Organspenden, obwohl es im Untergrund einen Handel mit Organen gibt, die aus Geldnot verkauft werden oder die man  - wie es in China seit langem passiert - gewaltsam Häftlingen entnimmt, vor allem solchen, über die ein Todesurteil verhängt wurde. 2006 hatten hochrangige Regierungsbeamte „zugegeben“, dass Todeskandidaten „die Grundlage“ für den Organhandel seien.

(asianews - mg)

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15. November 2023, 14:22