Katholischer Pfarrer von Gaza: Betet und arbeitet für Frieden
Michele Raviart, Leone Spallino und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Unsere katholische Gemeinde in Gaza dankt dem Heiligen Vater, dass er jeden Tag anruft, nicht nur, um zu wissen, wie es ihnen geht und um sie zu grüßen, sondern auch, um ihnen seinen Segen zu spenden. Die Gemeinde bittet darum, dass weiter für Frieden gebetet wird. Es gibt eine Messe am Morgen, am Nachmittag wird der Rosenkranz gebetet, von den verschiedenen Gruppen der rund 700 Flüchtlinge, die in der katholische Kirche der Heiligen Familie in Gaza Zuflucht gesucht haben. Sie bitten außerdem alle um Frieden, dass Diplomatiker, Politiker, Medienschaffende, und Männer und Frauen Guten Willens das Wort erheben und dass alle nicht nur beten, sondern auch für Frieden arbeiten", sagt Romanelli im Interview mit den vatikanischen Medien. Der Pfarrer der katholischen Gemeinde war bei einem Besuch außerhalb des Gazastreifens vom Krieg überrascht worden und kann derzeit nicht in seine Pfarrei zurückkehren. Er steht jedoch in regelmäßigem Kontakt mit allen dort. Wie es seiner Gemeinde in Gaza geht?
„Es geht ihnen - den Umständen enstprechend gut - so gut, wie es einem eben gehen kann, wenn Krieg herrscht und man da ist, wo der Krieg ist. Sie fühlen sich aber beschützt von Jesus, sagen sie. Sie wissen zugleich, dass es im ganzen Gazastreifen keinen sicheren Ort gibt, weder im Norden, noch im Süden. Aber sie spüren, dass Jesus bei ihnen ist, sie spüren seine Nähe und die Nähe der ganzen Kirche."
Diesen Samstag war die katholische Schule in Gaza-Stadt schwer beschädigt worden. Schuldirektorin Schwester Nabila Saleh berichtete laut Agenturen, der Angriff am Samstagmorgen habe Schäden im großen Schulhof sowie in umliegenden Gebäuden verursacht. Pfarrer Gabriel Romanelli hatte immerhin die gute Nachricht, dass bei dem Bombardement keine Menschen verletzt wurden.
Auch G-7 Minister für Feuerpause und 2-Staaten-Lösung
Israels Armee teilte unterdessen mit, sie sei inzwischen mit den Bodentruppen ins Herz von Gaza-Stadt vorgedrungen. Die Hamas bestreitet dies. In der Nacht beschossen sich beide Seiten weiter mit Raketen. Israels Armee rief die Zivilisten im Gazastreifen auf, in den Süden des Landes zu fliehen: „Der Norden des Gazastreifens wird als erbittertes Kampfgebiet betrachtet, und die Zeit zur Evakuierung läuft ab", hieß es auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter).
Aus Tokio riefen unterdessen am Mittwoch die Außenministerinnen und -minister der G7 geschlossen zu Feuerpausen und Hilfskorridoren für den Gazastreifen auf. Sie warben ebenso für eine Zweistaatenlösung. Damit liegen sie auf einer Linie mit Papst Franziskus und dem Heiligen Stuhl. Das katholische Kirchenoberhaupt hatte bei seinem Mittagsgebet am Sonntag ebenfalls eine Feuerpause gefordert. Dazu ruft auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen auf. Maurizio Debanne, Sprecher von „Ärzte ohne Grenzen Italien" sagte im Interview mit Radio Vatikan bereits am Montag:
„Der Gaza-Streifen braucht jetzt wirklich dringend eine Feuerpause. Es muss ein Ende von Raketen- und Bombenangriffen geben. Wir von „Ärzte ohne Grenzen" und alle anderen Ärzte hier, müssen die Menschen versorgen können. Wir haben hier Menschen mit Kriegsverletzungen und sind gezwungen, sie mit mangelnder Ausstattung zu behandeln - wir müssen zum Beispiel Essig verwenden und Menschen auch ohne Narkose operieren. Das alles muss enden. Und es kann enden: Mit einer Feuerpause, die sofort gilt."
„Ärzte ohne Grenzen" arbeite derzeit mit rund 300 palästinenischen Ortskräften zusammen. Als der Grenzübergang nach Ägypten geöffnet war, sei das vorige Team zur Auswechlsung gegangen. Neue Ärzte und Hilfsmaterialien konnten jedoch seitdem nicht in den Gaza-Streifen kommen:
„Wir haben ein neues Not-Team, vor allem von Narkosespezialisten und Chirurgen, das schon bereit steht. Wir haben auch medizinische Hilfsgüter, die schon in Transportern in Ägypten bereit stehen und die wir gerne nach Gaza bringen würden - wie auch viele weitere internationale Hiflsorganisationen. Wir müssen diese Menschen und Hilfsgüter nach Gaza bringen. Das geht aber nur, wenn es eine sofortige Feuerpause gibt. Sonst können diese Hilfen nicht bei der Bevölkerung, die sie braucht, ankommen."
(vatican news/agenturen - sst *Stand 8.11, 14:16 Uhr )
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