Kolumbien: ELN-Guerilla rechtfertigt Entführungen
Der Anführer der letzten noch aktiven, marxistisch inspirierten Guerillagruppe, Antonio García, nannte Entführungen notwendig, um die ELN zu finanzieren. Schließlich sei seine Organisation „so arm wie die meisten Kolumbianer“. Allerdings sei es ein „Fehler“ gewesen, den Vater eines international bekannten Fußballers zu entführen; der Mann kam kürzlich frei. Dieser „Fehler“ dürfe jetzt aber nicht vom Staat instrumentalisiert werden.
Die „Nationale Befreiungsarmee“, so der volle Name der Guerilla, steht derzeit in Verhandlungen mit der linksgerichteten Regierung von Präsident Gustavo Petro, der vor Jahrzehnten ebenfalls einer Guerillagruppe angehörte. Die Regierung reagierte nicht sofort auf die Erklärung Garcías. Die Bischofskonferenz hingegen, die eine zentrale Rolle bei der Freilassung des Vaters des Fußballers spielte, sprach sich vehement gegen die Praxis der Entführung aus.
Der Erzbischof von Popayán, Omar Alberto Sánchez Cubillos, ließ wissen: „Die Entführung eines Menschen ist durch nichts zu rechtfertigen. Sie fügt der entführten Person, ihrer Familie und dem kollektiven Gewissen eines ganzen Landes immensen Schaden zu.“ Sánchez Cubillos ist auch stellvertretender Vorsitzender der kolumbianischen Bischofskonferenz.
Der ELN-Führer erklärte auch, der Fall des Spielervaters habe „nichts mit einer Verletzung der Waffenstillstandsvereinbarungen zu tun“. Es gebe keine Vereinbarung, in der sich die Gruppe verpflichtet hätte, „keine finanziellen Operationen, einschließlich der Freiheitsberaubung, durchzuführen“. García fügte jedoch hinzu, dass die Gruppe bereit sei, die Frage der Finanzierung (und damit unausgesprochen der Entführungen) beim Dialog mit der Regierung mit auf den Tisch zu legen. Anders als die ELN bekomme die Regierung aber für den Friedensprozess finanzielle Zuwendungen aus dem Ausland.
(sir – sk)
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