Kolumbien: Vater von Liverpool-Profi freigelassen
Zwei auf „X" zu sehende Bilder verbreiteten sich in Windeseile: Luis Manuel Díaz an der Seite von Bischof Francisco Ceballos aus der örtlichen Diözese Riohacha und Prälat Héctor Fabio Henao, zuständig für die Beziehungen zwischen Staat und Kirche. Das war am Donnerstagmittag (Ortszeit) die optische Bestätigung der Nachricht, auf die ganz Kolumbien gewartet hatte.
Kirche spielte Schlüsselrolle
„Als ich ihn umarmte, fing er an zu weinen und bedankte sich bei mir, aber ohne viele Worte. Es war mehr das Gefühl, sich frei zu fühlen und Leute zu sehen, die er kannte", beschrieb Bischof Ceballos der Zeitung „El Tiempo" den Moment der Übergabe. Díaz sei sehr erschöpft gewesen, da er in den vergangenen Tagen lange Strecken zu Fuß habe zurücklegen müssen. „Wir freuen uns über die Nachricht von der sicheren Rückkehr von Luis' Vater und danken allen, die sich für seine Freilassung eingesetzt haben", teilte der FC Liverpool erleichtert mit. „Es gibt nichts, überhaupt nichts, was die Entführung eines Menschen rechtfertigt. Sie führt zu enormen Schäden für die entführte Person, seine Familie und das kollektive Bewusstsein eines ganzen Landes", schrieb der Vizepräsident der Bischofskonferenz, Erzbischof Omar Sanchez Cubilllos von Popayan, nach dem glücklichen Ende des Geiseldramas. Die Plage der Entführungen müsse endlich aus Kolumbien verschwinden.
Laut nationaler Polizei hat die ELN-Guerilla derzeit noch 32 Menschen als Geiseln in ihrer Gewalt. „Es lebe die Freiheit, es lebe der Frieden", kommentierte der unter Druck geratene linksgerichtete Staatspräsident Gustavo Petro die Nachricht von der Freilassung; er sprach nach dessen Freilassung telefonisch mit Díaz. Damit hat der auch aus Deutschland vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützte Friedensprozess mit der ELN-Guerilla erst einmal überlebt. Die Freilassung ist ein spektakulärer Erfolg für die katholische Kirche in dem konfliktbeladenen Land, der nicht nur das Image, sondern auch das gesellschaftspolitische Gewicht der Kirche aufwertet.
„Die Kirche war Architektin der Freilassung von Luis Diaz' Vater", kommentierte das Nachrichtenmagazin „Semana" am Donnerstag. In dem ins Stocken geratenen Friedensprozess kann das noch sehr wertvoll werden; denn die Kirche sitzt mit am Tisch, wenn die ELN-Guerilla und die FARC-Dissidenten mit dem Staat verhandeln. Als neutrale Beobachterin, als Vermittlerin und - wenn die Dinge so richtig aus dem Ruder laufen wie im Fall Díaz - auch als Anlaufstelle, die von allen Seiten respektiert wird. Laut lokalen Medienberichten wandte sich die ELN-Guerilla an die Kirche, um Díaz zu übergeben. .Prälat Henao, der Diaz im Empfang nahm und bei allen Friedensverhandlungen mit der Regierung mit am Tisch sitzt, beschrieb die Aufgabe der Kirche in einem Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vor der Entführung so: „Mit der ELN-Guerilla wurde vereinbart, dass die Kirche ein ständiger Begleiter am Verhandlungstisch und jener Prozesse ist, die sich aus dem Friedendialog ergeben. Das bedeutet, dass wir und die Vereinten Nationen die Rolle haben, Zeuge des Prozesses zu sein. Ein Bewahrer der Vereinbarungen und ein Vermittler, wenn der Dialog es erfordert. Das heißt, wir können auch während des Dialogs das Wort ergreifen oder Themen selbst ansprechen."
Luis Manuel Díaz war am 28. Oktober von Mitgliedern einer Guerillagruppe im Norden Kolumbiens entführt worden. Die Entführung hatte internationales Aufsehen erregt und zu Appellen für seine Freilassung geführt. Die Freilassung durch Mitglieder der Nationalen Befreiungsarmee (ELN), die die Entführung als Fehler bezeichnet hatte, wurde von der Regierungsdelegation bekannt gegeben, die derzeit mit der Guerillagruppe in Friedensverhandlungen steht. Der ältere Díaz, der ein grünes Hemd und eine Baseballkappe trug, winkte laut Agentuberichten am Donnerstag Gratulanten zu, als er in Begleitung von Behörden in seine Heimatstadt in der Region La Guajira zurückkehrte. Über ein Megaphon wandte er sich emotional an die Menschen: „Ich danke Gott für diese zweite Chance, mich wieder nach Hause zu bringen, und ich danke allen Menschen in Barrancas, La Guajira und Kolumbien für die immense Unterstützung, die sie meiner Familie zuteil werden ließen", wird der Freigelassene zitiert.
(kna/afp - sst)
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