Pakistan: Historische Anerkennung für Christen
Man dürfe die Christen nicht länger als „esai“ bezeichnen, so das Gericht. Der Begriff „esai“ hat einen abwertenden Klang, der auf eine alte Kastendiskriminierung zurückgeht. Der Begriff wurde erstmals während der Kolonialzeit verwendet und bezieht sich hauptsächlich auf Menschen, die in der Straßenreinigung und anderen Berufen der unteren Kasten arbeiten.
„Es handelt sich um eine historische Entscheidung“, sagte der Franziskanerpater Qaiser Feroz von der Kommunikations-Kommission der pakistanischen Bischofskonferenz gegenüber der Vatikanzeitung „L'Osservatore Romano“. Damit gehe der Staat nun „endlich einen bedeutenden Schritt zur Anerkennung der kulturellen und religiösen Identität der christlichen Gemeinschaften“. Feroz wörtlich: „Wir werden so genannt werden, wie die Bibel uns definiert – mit den Worten, die unseren Glauben begründen“.
„Wir haben lange auf diese Änderung gewartet“
Das Urteil wurde nach der Klage von Christen aus der Provinz Khyber Pakhtunkhwa im Norden des Landes gefällt, wird aber Auswirkungen auf das ganze Land haben. „Wir haben lange auf diese Änderung gewartet, und Gläubige aller Konfessionen haben sich für diese Änderung eingesetzt“, erklärt Feroz. „Sie ist wichtig für die Achtung der Rechte und der Würde der christlichen Minderheiten und zeigt die Verpflichtung der Institutionen, die in der Verfassung verankerten Gleichheitsgrundsätze in die Praxis umzusetzen.“
Ähnlich abwertend wie „esai“ klingt der Begriff „churha“ , der mit „Straßenkehrer“ übersetzt wird, ein Wort, das Dalits, also „Unberührbare“ bezeichnete. Im Laufe der Jahre hat der Begriff eine negative Bedeutung behalten und wird als Beleidigung für Christen, unabhängig von ihrem Beruf, verwendet, wie die Vatikanzeitung ausführt. Solche Beschimpfungen mit emotionalen und psychologischen Auswirkungen begännen in Pakistan oft in den Klassenzimmern und hätten schwerwiegende Folgen für das Selbstvertrauen und die Selbstachtung der Kinder christlichen Glaubens.
Diskriminierung beginnt im Klassenzimmer
Der Begriff ist mit einer sozialen Praxis verknüpft: In Pakistan sind schätzungsweise 80 Prozent der Umweltarbeiter, der Straßen- und Kanalreiniger Christen. „Die Menschen vermeiden es im Allgemeinen, ihnen die Hand zu geben, sich mit ihnen anzufreunden und sogar mit ihnen zu essen oder zu trinken“, so die Vatikanzeitung.
Wichtig sei, dass ein hochrangiges islamisches Gremium das Urteil des Obersten Gerichtshofs begrüßt habe. Die pakistanische Wahlkommission habe die Richtlinie bereits umgesetzt und das Wort „esai“ in den Wählerregistrierungsformularen durch „masihi“ ersetzt.
(or – sk)
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