UNICEF: Sudan ist eine Hölle für Millionen Kinder geworden
Seit dem Ausbruch des Krieges am 15. April seien in dem Land mehr als 3.130 schwere Verletzungen der Rechte von Kindern gemeldet, mindestens die Hälfte davon in der Region Darfur, wobei die tatsächlichen Zahlen aufgrund fehlender Meldestrukturen weit höher seien, betont UNICEF.
Die Zahl der gemeldeten schwerwiegenden Verletzungen der Rechte von Kindern in Darfur ist seit 2022 um 550 Prozent gestiegen. Von allen im Sudan gemeldeten Fällen von Tötung und Verstümmelung betrafen 51 Prozent Kinder aus Darfur. Darüber hinaus ereignen sich 48 Prozent der gemeldeten Fälle von sexueller Gewalt im Sudan in Darfur. Auch erreichten Berichte über die Rekrutierung und den Einsatz von Kindern in den Kriegshandlungen UNICEF. Mittlerweile sei der Sudan für Millionen von Kindern eine Hölle geworden.
„Das muss aufhören“, so Generaldirektorin Russell. „Kinder leiden unter immer neuer Gewalt, während ihre Eltern und Großeltern noch immer die Narben früherer Gewaltzyklen tragen. Wir können nicht zulassen, dass sich dies wiederholt. Alle Konfliktparteien müssen das Völkerrecht achten und Kinder und Zivilisten schützen. Kinder brauchen Frieden“.
Zwei bewaffnete Gruppierungen schalten sich ein
Der vergessene Krieg im Sudan ist eskaliert, nachdem sich zwei bewaffnete Formationen in Darfur, die sich bisher neutral verhalten hatten, auf die Seite der Armee gegen die Schnellen Eingreiftruppen (RSF) gestellt haben.
Am 17. November hatten Finanzminister Jibril Ibrahim, Führer der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM), und Minni Arko Minawi, Gouverneur von Darfur und Führer der Sudanesischen Befreiungsbewegung/Armee (SLA/M), erklärt, dass die von ihnen geführten Gruppen sich der regulären Armee schließen wollten und beschuldigten die RSF, in Darfur Gräueltaten begangen zu haben.
Wie Minawi erklärte, habe er sich zu einer Absage an die Neutralität entschieden, nachdem er zu der Überzeugung gelangt sei, dass „das Ziel des Krieges darin besteht, den Sudan zu spalten“.
Jibril Ibrahim erklärte auf einer Pressekonferenz, seine Organisation habe „zu Beginn des Krieges eine neutrale Position eingenommen, um zu vermitteln“, beschuldigte aber die RSF, „in Zusammenarbeit mit ausländischen Milizen und Söldnern zu versuchen, das Land zu fragmentieren und zu spalten, um eine ausländische Agenda umzusetzen“.
Schwere Vorwürfe
Der Bürgerkrieg im Sudan brach am 15. April mit einem Zusammenstoß zwischen der regulären Armee und RSF-Milizionären aus. Die Kämpfe konzentrierten sich in und um die Hauptstadt Khartum sowie in Darfur, der Region im Westen des Landes, aus der die Mitglieder der RSF stammen. Bisher hatten sich die meisten anderen bewaffneten Gruppen des Landes nicht an den Kämpfen zwischen den beiden Fraktionen beteiligt. Die Entscheidung der JEM und der SLA/M, sich der Armee anzuschließen, wurde von einer anderen in Darfur aktiven Formation, der Revolutionären Demokratischen Strömung (RDC) der SPLM-N, kritisiert. Der von der Armee und der RSF gemeinsam durchgeführte Putsch vom 25. Oktober hat die Hoffnungen auf einen demokratischen Durchbruch im Sudan zunichte gemacht und zur Bildung einer Militärjunta geführt, deren interne Unstimmigkeiten zum Bürgerkrieg eskalierten.
Krieg weitet sich aus
Eine weitere besorgniserregende Entwicklung war der Angriff in Abyei, einem ölreichen, umstrittenen Grenzgebiet zwischen Sudan und Südsudan, bei dem 32 Menschen ums Leben kamen. Bulis Koch Aguar Ajith, Abyeis Informationsminister und südsudanesischer Sprecher für die Region, verurteilte den Angriff in einer am Abend des 19. Novembers veröffentlichten Erklärung, wonach der Angriff von einer Dinka-Fraktion gegen eine rivalisierende Fraktion verübt wurde. Abyei hat einen besonderen Verwaltungsstatus und wird von einer Verwaltung regiert, die sich aus von Juba und Khartum ernannten Beamten zusammensetzt. Der Ausbruch der Kämpfe in Abyei birgt die Gefahr einer Destabilisierung dieser ohnehin schon instabilen Region, während die anhaltende Krise im Sudan die Gespräche zwischen den beiden Ländern über dieses seit langem umstrittene Gebiet „faktisch ausgesetzt“ habe, warnte der UN-Beauftragte für die Region.
Der sudanesische Konflikt berge daher die Gefahr, dass er auch auf Nachbarstaaten übergreife. Auch droht ein „libysches“ Szenario mit der Bildung von zwei Regierungen, die um die Kontrolle des Landes kämpfen. Erst jüngst hatte sich Papst Franziskus nach dem sonntäglichen Mittagsgebet geäußert und an den Krieg erinnert: „Seit einigen Monaten herrscht im Sudan ein Bürgerkrieg, der keine Anzeichen für ein Nachlassen zeigt und zahlreiche Opfer, Millionen von Binnenvertriebenen und Flüchtlingen in den Nachbarländern sowie eine sehr ernste humanitäre Lage verursacht. Ich bin dem Leid des sudanesischen Volkes nahe und appelliere von Herzen an die lokalen Verantwortlichen, den Zugang für humanitäre Hilfe zu erleichtern und mit dem Beitrag der internationalen Gemeinschaft auf friedliche Lösungen hinzuarbeiten. Vergessen wir nicht unsere leidgeprüften Brüder und Schwestern!“
(pm/fides - cs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.