Zentralafrikanische Republik: Auf Bildung setzen Zentralafrikanische Republik: Auf Bildung setzen 

Zentralafrikanische Republik: „Gott hat euch nicht vergessen!“

In dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Land fällt es vielen Jugendlichen noch immer schwer, die Waffen niederzulegen und den Weg zurück zur Schule zu finden. Um die verwundetet Gesellschaft wieder aufzubauen, müsse man vor allem auf Bildung setzen. Das erklärt der Erzbischof von Bangui im Interview mit Kirche in Not.

Die Situation vor Ort beschreibt Kardinal Dieudonné Nzapalainga Kirche in Not (Aid to the Church in Need, ACN) gegenüber als schwierig. Es gebe immer noch Gebiete, die von den Rebellen kontrolliert würden und bewaffnete Banden auf den Straßen, die gefährlich werden könnten.

„Auf meinen Reisen sehe ich immer wieder verwaiste Dorfgemeinschaften. Diese Menschen haben das Gefühl, dass sich niemand um sie kümmert. Sie sterben wie Tiere, ohne auch nur eine Krankenstation. Sie müssen daran erinnert werden, dass sie Kinder Gottes sind. Deshalb lege ich mein Kardinalsgewand ab, mache mich klein, reise durch das Land und sage ihnen: "Auch wenn die Menschen euch vergessen haben, Gott hat euch nicht vergessen",“ so der zentralafrikanische Ordensgeistliche.

Die wertvolle Arbeit der Katecheten

Dass der Glaube in Gemeinden, die schon lange keinen Pfarrer mehr gesehen haben, noch lebendig sei, sei den Katecheten zu verdanken. Es gelte nun, die verwundete Gesellschaft wieder aufzubauen – und dabei müsse man vor allem auf Bildung setzen.

„In Zentralafrika haben wir eine so junge Bevölkerung! So viele junge Leute! Aber während der instabilen Jahre seit 2013 sind sie nicht zur Schule gegangen, und selbst jetzt ist die schulische Bildung sehr lückenhaft. Lehrer wollen oft nicht in die abgelegenen Gebiete gehen, weil sie Angst vor den Rebellen haben. Ein weiteres Problem ist, dass sie schlecht bezahlt werden. Diejenigen, die wirklich bezahlt werden, sind die Militärs, weil sie Kalaschnikows haben und man es sich mit ihnen nicht verderben sollte. Lehrer hingegen haben keine Kalaschnikows, sie haben nur Kreide.“

Um den Lehrermangel zu beheben, würde man oft Eltern rekrutieren, die man dann vor Ort ausbilde, erklärt der Kardinal. Verdienen würden sie allerdings nur das, was die Eltern der Schüler ihnen geben wollen. Ein weiteres Problem seien die fehlenden Gebäude. Da viele Schulen niedergebrannt seien, müsse der Unterricht manchmal unter einem Mangobaum – also in alles andere als optimalen Lernbedingungen - stattfinden. Und das wirke sich letztendlich natürlich auf das allgemeine Bildungsniveau aus. Der Kardinal zeichnet ein trauriges Bild:

„Für die Aufnahme in ein Kleinseminar verfügten 20 von 200 Jugendlichen über das erforderliche Leistungsniveau, und in ein Priesterseminar konnten nur 4 der 23 Bewerber aufgenommen werden! Viele Kinder, die in ihrer Schule eine Note im Bereich von 2,0 hatten, bekommen in einer katholischen Schule, in der es keine Bevorzugung, keine Vetternwirtschaft gibt, für die gleiche Leistung nur eine 5,5.“

Bildung: Entscheidend für die Präsenz von Führungskräften in der Gesellschaft

In dieser Situation versuche die Kirche zu helfen, wo sie nur könne. So gebe auch einer seiner Priester kostenlos Unterricht, um zukünftigen Seminaristen zu helfen, betont Nzapalainga.

„Bildung ist ausschlaggebend, denn letzten Endes entscheidet sie über die Präsenz von Seminaristen, Gemeindeleitern und Führungskräften in unserer Gesellschaft ... und nicht zu vergessen über die Präsenz der Katecheten. Sie sind so wichtig, um die Flamme des Glaubens in unseren Dörfern am Leben zu erhalten.“

Abschließend ging der afrikanische Kardinal noch auf das ein, was ihm ein Herzensanliegen ist: die Ausbildung von Mädchen.

„Ich sah schwangere elfjährige Mädchen in Dörfern, die von bewaffneten jungen Männern vergewaltigt worden waren und nun keine Chance mehr hatten zu studieren. Ich war entsetzt. Also habe ich mich der Vorsehung anvertraut. In meinen Predigten wies ich auf diese Katastrophe hin und fragte, ob es Menschen gäbe, die mir helfen könnten, die Mädchen aus dieser Situation herauszuholen. Und ich wurde erhört: Ein Spender aus Kamerun half uns bei allem: Studium, Unterkunft... 30 Mädchen wurden nach Kamerun geschickt. Keine von ihnen hat uns enttäuscht. Wir haben Medizinstudentinnen, Ingenieurinnen... Sie sind der Herausforderung gewachsen!

Hintergrund

„Kirche in Not“ hat in den letzten fünf Jahren 175 Projekte in der Zentralafrikanischen Republik in neun verschiedenen Diözesen finanziert, darunter fast 40 in der Diözese Bangui. Im Laufe des Jahres 2023 wurden von ACN in dieser Diözese Ausbildungs-, Transport- und Renovierungsprojekte unterstützt.

(vaticannews/acs-skr)
 

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21. November 2023, 11:18