Auf dem Expo-Gelände in Dubai, Schauplatz des Klimagipfels Auf dem Expo-Gelände in Dubai, Schauplatz des Klimagipfels  (ANSA)

COP28 in Dubai: Ein erster Erfolg des Klima-Gipfels

Der UN-Klimagipfel COP28 von Dubai startet mit einem Erfolg: Die teilnehmenden Staaten haben sich auf einen „Fonds für Schäden und Verluste“ geeinigt. Damit sollen arme Länder unterstützt werden, die jetzt schon besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen sind.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Papst Franziskus, der durch eine hartnäckige Grippe am persönlichen Erscheinen in Dubai gehindert ist, wird’s mit Freuden hören, immerhin hat er schon 2015 in seiner Schöpfungsenzyklika „Laudato si‘“ eindringlich solche Unterstützung gefordert. „Das Konzept der Schäden und Verluste wurde vor allem von den kleinen Inselstaaten vorangetrieben, die von Anfang an die Auswirkungen des Klimawandels erleben und in dieser Hinsicht besonders verwundbar sind.“ Das erklärt Mirey Atallah im Interview mit Radio Vatikan. Sie leitet die Abteilung Klima im UNO-Umweltprogramm UNEP von Nairobi in Kenia.

„Einige dieser Inselstaaten befinden sich mit ihrem gesamten Staatsgebiet nur einen Meter über dem Meeresspiegel. Sie haben damit begonnen, international ihre Sorge über den Anstieg des Meeresspiegels und der Ozeane sowie über die Lebensfähigkeit ihrer Staaten und Völker zum Ausdruck zu bringen.“

Die heiligen Wälder von Benin

Der „Fonds Schäden und Verluste“ war jahrelang blockiert – dass er jetzt operativ wird, liegt offenbar vor allem am Druck der Gastgeber des Klimagipfels, der Emirate also. Die Industrieländer sind über ihren Schatten gesprungen und haben etwa 400 Millionen US-Dollar in den Topf gegeben.

Der UNO-Klimagipfel von Dubai und die heiligen Wälder von Benin: Ein Interview von Radio Vatikan

„Ich möchte das Konzept des Schadens hervorheben. Man kann relativ schnell verstehen, was Verluste sind: Das sind zum Beispiel materielle Verluste in Form von zerstörter Wohninfrastruktur, von Umsiedlung, von Vertreibung von Menschen, die zum Beispiel durch Überschwemmungen oder Dürren betroffen sind. Aber Schaden ist ein Konzept, das weit darüber hinausgeht. Es zielt auch auf den nicht-wirtschaftlichen Bereich. In Benin gibt es beispielsweise mehrere heilige Wälder, die aufgrund der Verbindung der indigenen Völker, der lokalen Gemeinschaften, zu diesen Waldgebieten als heilig betrachtet werden. Sie haben für sie einen spirituellen Wert.“

Der Schmetterling und die nationale Identität

Diese heiligen Wälder nun zeichneten sich durch das Vorkommen einer bestimmten Schmetterlingsart aus, die mit „kulturellen, kultischen und spirituellen Praktiken in Verbindung gebracht“ werde. Nun gehörten aber Insekten – und damit auch Schmetterlinge – zu den Arten, die am stärksten durch den Klimawandel gefährdet sind. „Temperaturschwankungen, die uns im Grunde sehr unbedeutend erscheinen mögen, können für die Larven oder Raupen dieser Schmetterlinge eine tödliche Gefahr darstellen. Mit dem Verlust dieser Schmetterlingsart geht aber auch der gesamte kulturelle und spirituelle Aspekt dieser Wälder für die indigene Bevölkerung verloren! Beispiele wie diese gibt es überall auf der Welt. Und hier ist dieser Schaden und Verlust, der gerade nicht wirtschaftlicher Art ist, einer der Aspekte, den viele Länder in das Konzept dieses Fonds einbringen wollten. Da geht es auch um den Verlust der nationalen Identität.“

Das 1,5-Grad-Ziel nicht aufgeben

Einen Erfolg hat der Gipfel von Dubai also schon gehabt – aber ansonsten sind die Aussichten nicht so rosig. Auch wenn der Papst eigens ein Apostolisches Schreiben namens „Laudate Deum“ verfasst hat, um mit Blick auf Dubai vor Fatalismus zu warnen – viele fragen sich, ob die Menschheit das Hauptziel des Pariser Abkommens von 2015, d. h. einen Anstieg der Durchschnittstemperatur um höchstens 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, nicht endgültig verlorengeben muss.

Mirey Atallah will noch nicht aufgeben: „Nein, nein, wir wagen zu hoffen, dass dies nicht der Fall ist! Auch wenn alle Berichte darauf hindeuten, dass diese Ziele nur noch schwer zu erreichen sind. Wir sind in einer Situation, in der wir uns im besten Fall auf einem 1,8-Grad-Pfad befinden. Viele werden jetzt vielleicht sagen, aber 0,3 Grad ist doch gar nichts. Aber denen möchte ich zu bedenken geben: Das würde bedeuten, dass das Klima in Rom dem Klima in Tripolis, Libyen, entsprechen würde. Das ist schon sehr spürbar. Und wenn man dann darüber nachdenkt, was das auf der Ebene von Ländern wie Saudi-Arabien oder den Sahelstaaten bedeutet, die jetzt schon Temperaturen um die 50 Grad erreichen. Wenn man sich überlegt, was das für die Lebensfähigkeit dieser Länder und für die Lebensfähigkeit dieser Ökosysteme bedeutet, dann ist das wirklich eine Veränderung, eine drastische Veränderung.“

Papst: Erwartungen an COP28 nicht herunterschrauben

Papst Franziskus formulierte das Anfang Oktober in „Laudate Deum“ so: „Zu sagen, dass man sich (vom Klimagipfel in Dubai) nichts zu erwarten braucht, gliche einer Selbstverstümmelung, denn es würde bedeuten, die gesamte Menschheit, insbesondere die Ärmsten, den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels auszusetzen… Es wird von uns nichts weiter verlangt als eine gewisse Verantwortung für das Erbe, das wir am Ende unseres Erdendaseins hinterlassen werden.“

(vatican news)
 

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01. Dezember 2023, 12:28