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Ein von den ecuadorianischen Streitkräften veröffentlichtes Bild zeigt Soldaten, die nach der Übernahme eines Gefängnisses in Esmeraldas über die Insassen wachen. Ein von den ecuadorianischen Streitkräften veröffentlichtes Bild zeigt Soldaten, die nach der Übernahme eines Gefängnisses in Esmeraldas über die Insassen wachen. 

Ecuador: Bischof Crameri über die Angst vor Banden

Vor neun Jahren war Papst Franziskus in dem damals aufstrebenden Ecuador zu Besuch, doch derzeit wütet eine nie dagewesene Gewaltwelle in dem lateinamerikanischen Land. Seit drei Jahren sei die Lage schwierig geworden, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der aus der Schweiz stammende Bischof Antonio Crameri von Esmeraldas.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Vor allem in der Küstenregion, insbesondere in Esmeraldas, Manta und Los Rio, habe die Gewalt drastisch zugenommen, mit Ermordung, Erpressung, Entführungen, bewaffneten Überfällen und Drohungen aller Art, die überall große Angst verbreiten würden, sagt uns Bischof Crameri, der aus dem Schweizerischen Puschlav stammt. Weiter erläutert er:

„Die Unsicherheit hat exponentiell zugenommen und viele Familien mussten die Provinz verlassen und entweder in anderen Teilen Ecuadors Zuflucht suchen oder sogar ins Ausland auswandern, insbesondere in die Vereinigten Staaten und einige europäische Länder.“

Zum Nachhören - was Bischof Crameri sagt

Diebische Banden

Im ganzen Land hätten diebische Banden auch psychologischen Terror verbreitet, indem sie Hinrichtungen und Enthauptungen live im Internet übertragen hätten, so Bischof Crameri:

„Und sie lassen die Köpfe auf öffentlichen Plätzen zur Schau oder hängen die Leichen an Stadtüberführungen auf im Stile der Sinaloa-Bande und der mexikanischen Mafia. Wurden die Morde anfangs nachts und mit verdecktem Gesicht begangen, so fanden sie mit der Zeit am helllichten Tag statt, und man kann sogar Hinrichtungen ohne verdeckte Gesichter beobachten.“

Er selbst sei auf dem Rückweg von der Feier In Coena Domini einem Mörder begegnet, der einen Jugendlichen einer rivalisierenden der Bande fast erschossen hätte. Bischof Crameri:

„Nun, die Angst ist da, das lässt sich nicht leugnen; Angst vor dem mörderischen Treiben; Angst vor der ständigen Ungewissheit; Angst vor der großen Korruption der Polizisten selbst, die statt für Ordnung zu sorgen, für Unordnung sorgen; Angst sogar vor der Straffreiheit von Mördern und Straftätern. Mehr als einmal sind Straftäter auf frischer Tat ertappt worden und der diensthabende Richter hat sie dann trotzdem freigelassen.“

Militärische Präsenz in Esmeraldas
Militärische Präsenz in Esmeraldas

Zuerst abwesend, jetzt überpräsent

Bis vor einigen Wochen sei es auch beängstigend gewesen, dass der Staat gar nicht handelte, vor allem in Vorstadtprovinzen. Jetzt sei es aber genau umgekehrt: Ein Staat, der nun mit harter Hand präsent sei und seiner Meinung nach vielleicht in die gegenteilige Gefahr führe, meint der Bischof:

„Ich selbst habe die Folgen dieser Eingriffe und der Gewalt durch die Polizei gesehen...“

„Jetzt antwortet der Staat mit der harten Hand, die zwar notwendig war, aber meiner Meinung nach müsste das mit Ausgewogenheit geschehen. Hier sind wir zum Verprügeln von Straftätern übergegangen. Ich selbst habe die Folgen dieser Eingriffe und der Gewalt durch die Polizei gesehen, zum Beispiel im Gefängnis von Esmeraldas, wo wir als Garanten für die Achtung der Menschenrechte gerufen wurden. Nun, am Ende des Tages sahen wir leider einen toten Mann und er starb sicherlich nicht an einem Herzinfarkt, wie man uns glauben machen wollte, sondern an den vielen Schlägen, die er erhalten hatte.“

Es habe also einen „regelrechten Missbrauch“ gegeben. Gewalt löse nur weitere Gewalt aus. Und weiter berichtet der Bischof:

„Auf der Ebene des gesellschaftlichen Arbeitslebens ist man seit langem zum Homeoffice gewechselt, es gibt vor allem virtuelle Schulen, weil man dazu gezwungen wurde. Hinzu kommt, dass trotz der massiven Militärpräsenz auf den Straßen die Städte, zumindest in Esmeraldas, oft Geisterstädte sind, in denen die Geschäfte geschlossen sind oder nur minimale Öffnungszeiten haben, was auch den Straßenhändlern große Probleme bereitet.“

Kirchliche Zusammenarbeit

Es gebe aber eine Zusammenarbeit unter den Diözesen. Die katholische Kirche in Ecuador sei präsent und aktiv, um der Gesellschaft zu helfen, aus dieser Gewaltspirale zu entkommen:

„Hier hilft uns dieser Austausch, auch Träger dieser Hoffnung zu sein...“

„Wir stehen in Kontakt mit einigen Bischöfen, die z.B. im benachbarten Kolumbien gelebt haben und zum Teil noch dort sind. Was in dieser Hinsicht sehr hilfreich war und ist, ist das Zeugnis von Opfern kolumbianischer Gewalt und wie sie es geschafft haben, ihre Wunden zu heilen und sogar so weit zu gehen, ihren Opfern zu vergeben. Hier hilft uns dieser Austausch, auch Träger dieser Hoffnung zu sein, dass eine andere Welt möglich ist, dass ein anderes Verhältnis möglich ist und dass es möglich ist, das aufzubauen, wozu uns Papst Franziskus in Fratelli tutti einlädt, die universelle Geschwisterlichkeit zu leben und zu fördern. Darüber hinaus organisieren wir seit Jahren Treffen der Seelsorgenden, um von den Erfahrungen der anderen zu lernen.“

(vatican news)

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26. Januar 2024, 13:22