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Die Europäische Kommission in Brüssel Die Europäische Kommission in Brüssel  (JOHANNA GERON)

EU-Bischöfe: „Europäische Union muss entschlossener vorgehen“

Es sei „nötig, parteiischen Egoismus zu überwinden“, sagte derPräsident der katholischen EU-Bischofskommission COMECE Mariano Crociata. Er äußerte sich im Interview mit der katholischen Presseagentur SIR nach einer Audienz mit Papst Franziskus am Montag. Crociata und das katholische Kirchenoberhaupt sprachen dabei laut Crociata über die Rolle der Institutionen in Straßburg und Brüssel sowie über die bevorstehende Wahl zur Erneuerung des Europäischen Parlaments.

Crociata bezeichnete die bevorstehende Europawahl im Juni als „kritischen Moment“ für Europa. Die Möglichkeit, „eine Mehrheit zu erreichen, die in der Lage ist, sich ernsthaft mit der Zukunft der EU zu befassen“, werde auf die Probe gestellt. „Aber es stellt sich auch die Frage, wie viele Menschen tatsächlich von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen werden“, so der COMECE-Präsident.

Migrationsströme und Integrationsprozesse gemeinsam in Ordnung bringen

Crociata erzählte im Interview auch von den Sorgen des Papstes angesichts der andauernden Kriege. Wichtig sei dem Papst auch das Thema Migration, was man auch an der Häufigkeit seiner Interventionen ablesen könne. Die Europäische Union habe mit ihrem jüngsten Pakt zu Migration und Asyl den Wunsch aller Mitgliedstaaten ausgedrückt, eine gemeinsame Linie zu finden. Der Pakt zeige aber auch die Tendenz, die Lasten und Auswirkungen der Migrationsströme auf andere abzuwälzen und den Schutz der Grenzen über die Pflicht der Solidarität zu stellen. „Wir müssen uns auf eine Vision zubewegen, die die Migrationsströme und die Integrationsprozesse in den verschiedenen Ländern gemeinsam, je nach Möglichkeit und Verhältnismäßigkeit, in Ordnung bringt“, so der Bischof.

Ein weiteres Thema bei der Audienz mit dem Kirchenoberhaupt war laut Crociata der Dialog der Kirche mit den europäischen Institutionen. Dies sei auch eine der zentralen Aufgaben der COMECE und vertraglich festgehalten. „Dieser Dialog wird manchmal fruchtbar geführt, und manchmal besteht die Gefahr, dass er zu einer Formalität wird. Es ist wichtig, dass er mit dem neuen Parlament und der neuen Kommission gestärkt wird“, forderte Crociata.

Mariano Crociata, Präsident der COMECE
Mariano Crociata, Präsident der COMECE

Europäische Union im geopolitischen Kontext „zu schwach“

Vor zehn Jahren, im November 2014, besuchte Papst Franziskus Straßburg und hielt jeweils eine Rede vor dem Europäischen Parlament und vor dem Europarat. Der Schutz der Menschenwürde stand damals im Zentrum seines Besuchs, besonders in Bezug auf Migration. Seither hätte die EU beim Thema Integration Schritte nach vorn gemacht, so der COMECE-Bischof. Crociata fügte hinzu: „Von Rückschritten kann man nicht sprechen, vielleicht von einer Verlangsamung oder zu bestimmten Zeiten von einem Stillstand. In bestimmten Bereichen sind jedoch entschiedenere Schritte nach vorn erforderlich für eine Stärkung der europäischen Rolle in der globalen Landschaft“. Leider scheine die Europäische Union im geopolitischen Kontext schwach zu sein, obwohl sie klare und konsequente Positionen eingenommen hat, zum Beispiel im Fall des Krieges in der Ukraine und im Kampf gegen den Klimawandel.

„Die Gefahr der Spaltung ist groß“

In diese Richtung sollte sie sich weiter entwickeln. Dies würde jedoch die Überwindung eines parteipolitischen Egoismus erfordern, der nicht mit der legitimen Freiheit und der kulturellen Identität und den Werten der einzelnen Völker verwechselt werden dürfte. „Die Gefahr der Spaltung ist groß. Deshalb ist nötig, dass alle einen Sinn für Werte und Spiritualität haben“, so der Appell des italienischen Bischofs.

(agensir – vn)

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30. Januar 2024, 11:31