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Christusstatue in Lissabon Christusstatue in Lissabon  (©Alfredo - stock.adobe.com)

EU-Bischöfe rufen EU-Länder zu neuer Friedensvision auf

Die Bischöfe der Europäischen Union rufen die EU-Länder dazu auf, „eine erneuerte Vision für Gerechtigkeit und Frieden anzubieten“. Das steht in der Schlusserklärung der Herbstvollversammlung 2023 der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen COMECE in Brüssel. Antisemitismus verurteilen die Bischöfe aufs Schärfste.

In ihrer Mitteilung spricht die EU-Bischofskommission von tiefer Sorge über die schwerwiegende Verschlechterung der internationalen Sicherheit und des Friedens. Russlands Krieg gegen die Ukraine, der Schmerz des armenischen Volkes im Kaukasus und das Leid der Zivilbevölkerung in Israel und Palästina führten zu internationaler Polarisierung und regionaler Instabilität, was auch die europäischen Gesellschaften zu spüren bekämen.  Da würden Ängste geschürt, der Dialog geschwächt und der soziale Zusammenhalt bedroht, heißt es in der Mitteilung der COMECE.

Die Bischöfe verurteilen „aufs Schärfste alle Formen und Ausprägungen von Antisemitismus, Radikalisierung und Fremdenfeindlichkeit, die oft zu gewalttätigem Extremismus und Terrorismus führen", das alles sei in mehreren europäischen Ländern auf dem Vormarsch. Mit Blick auf die Europawahlen 2024 ruft die COMECE-Versammlung die Staats- und Regierungschefs der EU sowie alle europäischen Bürgerinnen und Bürger dazu auf, auf ein Europa hinzuarbeiten, „das sein Potenzial zur Beilegung von Konflikten und zum Entzünden von Hoffnungsschimmern voll ausschöpft und als geeinte, vertrauensvolle und integrierende Kraft auftritt, die demokratische Grundsätze und Rechtsstaatlichkeit innerhalb und außerhalb seiner Grenzen hochhält".

Die COMECE ermutigt auch die europäischen und nationalen politischen Vertreter, eine aktive Rolle bei der Gestaltung einer erneuerten Vision für Stabilität, Gerechtigkeit und Frieden zu spielen und diese dem Kontinent und der Welt anzubieten.  „Die Europäische Union sollte nicht der Logik des Krieges nachgeben, sondern neue Prozesse des Dialogs einleiten und eine kohärente Friedensdiplomatie entwickeln“. Darüber hinaus möge die EU „eine Führungsrolle beim Wiederaufbau einer globalen Friedensarchitektur übernehmen, die auf einem wirksamen Multilateralismus und der Achtung des Völkerrechts beruht", heißt es in der Erklärung.

Die Erklärung entstand im Anschluss an eine Reihe von Gesprächen mit hochrangigen Vertretern der EU und der Kirchen. Dieser Dialog bot den EU-Bischöfen nicht nur die Gelegenheit, die aktuellen Krisen in der europäischen Nachbarschaft zu erörtern, sondern auch über die sozioökonomischen und demokratischen Herausforderungen im Hinblick auf die Wahlen im Jahr 2024 nachzudenken.

Gebet in Palästina
Gebet in Palästina

Kardinal Pierbattista Pizzaballa OFM, der lateinische Patriarch von Jerusalem, bot gemeinsam mit Großerzbischof Sviatoslav Shevchuk, dem Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, eindringliche Einblicke in die aktuelle Welle der Gewalt im Heiligen Land und als Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.

Kardinal Pizzaballa rief bei der COMECE-Vollversammlung dazu auf, nicht in einen „Kampf der Narrative“ zu verfallen, die eine vereinfachte Sicht auf einen komplexen Konflikt darstellen. Er hob auch die entscheidende Rolle der christlichen Gemeinschaft in der Region als Friedensstifter in dieser schweren Lage hervor.

Szene am Rand des Krieges
Szene am Rand des Krieges

Erzbischof Schewtschuk sprach über den Schmerz und das Martyrium des ukrainischen Volkes und erinnerte daran, dass die Ukraine „ein junger Staat, aber eine alte europäische Nation mit einer europäischen Identität ist".

An der Herbst-Vollversammlung 2023 der COMECE nahmen auch die Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, Othmar Karas und Pedro Silva Pereira, teil. Sie skizzierten einige der wichtigsten Herausforderungen, denen sich die EU-Gesellschaften im Hinblick auf die Wahlen im nächsten Jahr stellen müssen: Frieden und Krieg, Kampf gegen Armut und Ungleichheit, Migration und Umwelt.

Federica Mogherini, Rektorin des Europakollegs und ehemalige Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik, gab einen Überblick über die anhaltende Polarisierung der internationalen Gemeinschaft und die Delegitimierung der multilateralen Institutionen.

 

Die Versammlung bestätigte auch Pater Manuel Barrios Prieto als Generalsekretär der COMECE für eine zweite Amtszeit von 4 Jahren.

Am Mittwoch, den 8. November, wurde in der Kirche Notre-Dame des Victoires au Sablon in Brüssel eine Messe für Europa gefeiert. Dem Gottesdienst stand Bischof Mariano Crociata vor, der Präsident der COMECE. Unter den Konzelebranten war der neue Erzbischof von Mechelen-Brüssel, Luc Terlinden.

(pm – gs)

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10. November 2023, 17:04