Kolumbien: Ordensschwester überfallen und misshandelt
In der kolumbianischen Gesellschaft sei Gewalt gegen Frauen weiterhin eine Realität, beklagt die kolumbianische Ordenskonferenz in einem Statement am vergangenen Donnerstag. Sie forderte eine „ernsthafte Untersuchung“ des Verbrechens, da sie ansonsten fürchte, dass die Tat zu „einem weiteren ungesühnten Fall“ werde „Wir sind der Ansicht, dass jeder Missbrauch, jede Aggression, jede Misshandlung und jede Form von Gewalt gegen Frauen unter allen Aspekten verabscheuungswürdig ist, insbesondere gegen religiöse Frauen, wie in diesem Fall“, heißt es in dem Statement. Gewalttaten gegen Frauen kämen in dem südamerikanischen Land viel zu häufig vor.
Am vergangenen Montag war eine 31-jährige Schwester des Ordens der „Kontemplativen Theresierinnen des Heiligen Sakraments“ (Teresitas Contemplativas del Santísimo) nicht zum Abendessen erschienen. Das Kloster liegt in einer ländlichen Zone von Medellín, einer der größten kolumbianischen Städte und Hauptstadt der Provinz Antioquia. Nach etwa einer Stunde des Suchens fand man die entkleidete, gefesselte Schwester. Sie zeigte Anzeichen sexueller Gewalt, zudem stahlen die Täter zwei Kreditkarten. Die Ordensschwester wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht, wo sich der Verdacht der Vergewaltigung bestätigte. Am Donnerstag verkündeten die Behörden, zwei Verdächtigte identifiziert zu haben und nach ihnen zu fahnden.
Normalerweise hohes Ansehen der Ordensfrauen
In dem Kloster leben 10 Nonnen, die der 1939 von Bischof Miguel Ángel Builes de Santa Rosa de Osos gegründeten Gemeinschaft der „Teresitas Contemplativas des Santísimo“ angehören. Sie leben ein kontemplatives, zurückgezogenes Leben; der Zugang zum Kloster ist stark reglementiert. Ordensfrauen, von denen es in Medellín ca. 4.500 gibt, genießen normalerweise ein sehr hohes Ansehen in der kolumbianischen Gesellschaft.
„Ein Verbrechen wie dieses ist sehr überraschend“, so Pater Jaime Humberto Henao, Leiter der Sozialpastoral der Erzdiözese. Seiner Ansicht nach müssen die Kirche und andere soziale Organisationen „das Bewusstsein gegen Gewalt, insbesondere gegen Frauen, schärfen“. Medellín erhole sich von den Drogenkriegen der 1980er Jahre. Auch wenn heute weiterhin mafiöse Strukturen am Werk seien, sei die Situation nicht vergleichbar. Das ländliche Gebiet, in dem das Kloster liegt, San Cristobál, werde hauptsächlich von Bauern bewohnt. Gewalttätige Zwischenfälle seien dort nicht unüblich.
(ucan – ww)
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