US-Bundesstaat Alabama will Mörder mit Stickstoff hinrichten
Kenneth Eugene Smith hat den Countdown zu seiner eigenen Hinrichtung tatsächlich schon einmal erlebt. Das war am 17. November 2022, als er mit einer Giftinjektion getötet werden sollte. Weil es den Gefängnismitarbeitern nicht gelang, die Nadel korrekt zu setzen, will der Bundesstaat Alabama den wegen des Auftragsmordes an einer Frau rechtskräftig zur Todesstrafe verurteilten Mann nun durch Stickstoff umbringen.
Diese Hinrichtungsart kam in den USA bisher nie zum Einsatz. Bei der Prozedur wird einer Person über eine Gesichtsmaske Stickstoff zugeführt. In der Folge soll der Tod durch Sauerstoffmangel eintreten. Die Wahl des unerprobten Verfahrens ist nicht zuletzt eine Reaktion auf den Boykott europäischer Pharma-Konzerne. Sie wollen ihre Präparate aus Imagegründen nicht mehr für Giftspritzen in der Todeszelle zur Verfügung stellen. Oklahoma und Mississippi haben 2018 ebenfalls gesetzgeberisch den Weg für Hinrichtungen durch Stickstoff geebnet.
Massive Kritik
Eine ganze Reihe von Kritikern und Menschenrechtsorganisationen ist strikt dagegen. Selbst der US-Veterinärverband lehnt die sogenannte Stickstoffhypoxie aus ethischen Gründen ab. Der Erstickungstod sei für Tiere zu qualvoll, heißt es. Auch weltweit sorgt die Causa Smith zunehmend für Empörung. Zahlreiche Aktivisten wollen den Vollzug der Todesstrafe in Alabama verhindern.
„Barbarisch und unzivilisiert“ nennt die Gemeinschaft Sant'Egidio, die sich seit Jahrzehnten weltweit gegen die Todesstrafe stark macht, die geplante Stickstoff-Hinrichtung. Dies bringe „unauslöschliche Schande“ über Alabama. Aus Sicht von Amnesty International ist das Verfahren schlicht Folter. Obendrein werde ein Mensch für experimentelle Zwecke missbraucht. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte spricht von einer „unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung“, die unbedingt gestoppt werden müsse.
Jeff Hood schließt sich dieser Meinung an. Der christliche Seelsorger sieht überdies die Religionsfreiheit verletzt. So könne er Smith in der Stunde des Todes nicht wirklich zur Seite stehen, wie es seine Aufgabe wäre. Hood muss bei dem bevorstehenden Termin ausreichend Abstand halten, weil aus der Gesichtsmaske gefährliches Gas entweichen könnte.
Bereits im Dezember hatte Hood Klage gegen die Vorgaben im Gefängnis von Atmore eingereicht. Wegen der Abstandsregelung könne er den Verurteilten nicht berühren, um ihm Trost zu spenden, so sein Hauptargument. Ähnlich argumentiert Smiths Anwalt, der vor einem Bezirksgericht die Absage des Termins beantragte. Parallel rief er unter Berufung auf den achten Verfassungszusatz, der „grausame und ungewöhnliche Strafen“ verbietet, den Supreme Court an.
Gouverneurin verteidigt Hinrichtung
Alabamas Generalstaatsanwalt Edmund LaCour vertritt eine völlig andere Auffassung. Für ihn ist die Stickstoff-Prozedur die „schmerzloseste und humanste Hinrichtungsmethode“ überhaupt. Die republikanische Gouverneurin Kay Ivey könnte einschreiten, doch die evangelikale Politikerin hält die vorgesehene Strafe für angemessen. Schließlich sei Smiths Opfer, eine wehrlose Frau, qualvoll in ihrem eigenen Zuhause erstochen worden.
Sollten die rechtlichen Einwände gegen den Hinrichtungstermin erfolglos bleiben, wird Smith an denselben Ort zurückkehren, wo er im November 2022 schon einmal auf der Todespritsche lag. Noch hofft er auf ein Wunder. Einem Reporter des „Guardian“ sagte der 58-Jährige, er sei nicht darauf vorbereitet, auf diese Art zu gehen. Er wolle sich zur Wehr setzen, wenn ihm die Atemmaske aufgesetzt werde: „Ich bin nicht so weit, Bruder, auf gar keinen Fall.“
(kap/kna - cs)
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