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Ultra-orthodoxe Juden beten an der Jerusalemer Klagemauer Ultra-orthodoxe Juden beten an der Jerusalemer Klagemauer  (AFP or licensors)

Heiliges Land: Spuckangriff auf Abt sorgt für Empörung

Eine Spuckattacke radikaler Juden auf den Abt der deutschen Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem, Nikodemus Schnabel, sorgt für Empörung. Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, die Vertretung der Katholiken im Heiligen Land, kritisierte den Vorfall vom Samstag nahe der Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt am Sonntag scharf.

„Das Lateinische Patriarchat verurteilt den unprovozierten und schändlichen Angriff“, hieß es in einer Erklärung. Die Täter seien von der Polizei sofort danach festgenommen worden. „Die Strafverfolgung der Täter solcher Hassverbrechen ist ein wichtiges Mittel zur Abschreckung und zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls christlicher Geistlicher im Heiligen Land, vor allem in Jerusalem“, so die Mitteilung.

Wie Abt Nikodemus gegenüber Radio Vatikan auch mit Videomaterial belegte, hatten am Samstag zwei offenbar jüdische Radikale ihn selbst - mit Benediktinerhabit bekleidet - und seine Begleiterin, eine befreundete deutsche Journalistin, angegangen. Wie auf den Videos klar erkennbar ist,  spuckten sie vor ihm auf den Boden, bedrohten Schnabel und beleidigten das Christentum sowie seinen Begründer Jesus Christus. Der Abt hatte in ruhigem Ton die Beleidigungen und das Berühren seiner Person zurückgewiesen und darauf beharrt, Fotos von den Angreifern zu machen, um den Vorfall bei der Polizei zur Anzeige zu bringen.

Hier können Sie Abt Schnabel im O-Ton hören

Gebet für die Angreifer

Für ihn sei es wichtig zu betonen, dass er noch am selben Abend sofort für die beiden Angreifer gebetet habe, so Abt Nikodemus am Sonntag gegenüber Radio Vatikan.

„Für mich ist es halt eine traurige Geschichte, dass Menschen, die als gläubige Juden angezogen sind, eigentlich etwas ganz Frevelhaftes tun, nämlich mit ihrem Verhalten den Schabbat zu entweihen“, so Schnabel. Der Angriff erfolgte ausgerechnet am Samstagnachmittag, den die Juden als Schabbat ehren. Er sei aber auch besorgt über den Antisemitismus und den Islamhass, die beide weltweit zunähmen, betont Schnabel. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, zur Kenntnis zu nehmen, dass es auch das Phänomen des Christenhasses seitens jüdischer Extremisten gebe, so der Benediktiner, der selbst regelmäßige – und durchaus nicht immer durch Medien aufgegriffene – Anfeindungen erlebt.

„Ich glaube, es ist an der Zeit, dass alle Menschen, die in religiösen Gemeinschaften Verantwortung tragen, neu überdenken, wie sie den Glauben weitertragen, welche religiöse Erziehung sie vermitteln, und dass es eben nicht um Identität geht, nicht um Abgrenzung, nicht um den Aufbau möglicher Feindbilder, sondern wirklich eben der Gedanke der Benediktsregel, dass wir Gottsucher und alle armselige Sünderinnen und Sünder sind, die der Barmherzigkeit Gottes bedürfen, und dass jeder Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen ist. Und wenn das wirklich in die Herzen der Gläubigen eindringt, dann kann die Religion, dieses wunderschöne Projekt der Gottsuche, auch wieder seine ganze Schönheit entfalten, auch in Jerusalem.“

Er selbst wisse sich getragen von vielen Betern der drei großen Religionen, die ihm unmittelbar nach der Attacke ihre Solidarität zugesichert hatten. Auf dem Video von dem Vorfall sieht man auch, wie ein älterer Herr die jungen Angreifer energisch zurechtweist und sich vor den Abt stellt. „Und das gehört auch zur Wahrheit“, so der Abt: „Und es ist aber wichtig, dass alle, die in den Religionsgemeinschaften Verantwortung tragen, diesen ,Hooligans der Religion‘ klar und entschieden entgegentreten. Dafür sollte sich keine Religion hergeben, Hass zu schüren gegen eine andere Religion.“

Abt Nikodemus Schnabel in Jerusalem (Foto Elias Ungermann)
Abt Nikodemus Schnabel in Jerusalem (Foto Elias Ungermann)

In Israel nehmen Spuckattacken und verbale Aggression radikaler Juden gegen Geistliche und Ordensleute seit Monaten zu, auch Abt Schnabel selbst hatte mehrfach darüber berichtet. Ebenso mehren sich Fälle von Vandalismus gegen Kirchen und religiöse Einrichtungen. Die Täter stammen oft aus strengreligiösen Talmud-Schulen (Jeschiwas), und sprechen Nichtjuden das Recht ab, ihre Religion in Israel zu praktizieren.

(vatican news/kna - cs)

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04. Februar 2024, 13:28