Türkei: Wiedergutmachungsmesse nach dem Anschlag
Paolo Affatato und Mario Galgano - Vatikanstadt
„Ich kann nur sagen, dass es einem Wunder zu verdanken ist, dass wir hier in Sicherheit sind: Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und erlebt.“ Das Zeugnis von Bruder Anton Bulai, einem Franziskaner-Konventualen, hallt in den Mauern der Kirche Mariä Geburt in Büyükdere, einem Vorort von Istanbul, wider, wo am vergangenen Sonntag, dem 28. Januar, während der Morgenmesse ein Terroranschlag verübt wurde. Fr. Anton Bulai, Oberer der Gemeinschaft von drei Konventualen, denen die Kirche anvertraut ist, stand zum Zeitpunkt des bewaffneten Überfalls, der nicht nur die christliche Gemeinde, sondern „die gesamte türkische Bevölkerung schockierte und bestürzte, am Altar und zelebrierte die Messe“, sagte er. Am Freitagabend sprach der Geistliche während der „Wiedergutmachungsmesse“ und der Wiedereinweihung des Gebäudes und des Altars, die durch die Erschießung und den Mord an Tuncer Cihan, einem alevitischen Muslim, der bei dem Überfall getötet wurde, entweiht worden waren.
An der feierlichen Eucharistiefeier nahmen der Apostolische Nuntius in der Türkei, Erzbischof Marek Solczyński, und an seiner Seite die katholischen Bischöfe der verschiedenen Riten, Priester, Ordensleute, Vertreter der christlichen Kirchen anderer Konfessionen, der jüdischen und muslimischen Gemeinden, zivile Behörden und eine Versammlung von über 300 Gläubigen teil.
Messe auf Türkisch
Der Ritus begann mit der von Erzbischof Marek Solczyński vorgenommenen Segnung des Altars, der zu Beginn der Feier kahl war, und der Wände des Gebäudes. Die Messe wurde in türkischer Sprache von Massimiliano Palinuro, Bischofsvikar von Istanbul und Apostolischer Administrator von Konstantinopel, zelebriert, der in seiner Predigt betonte: „Unsere Gemeinschaft ist verwirrt und verängstigt, aber im Glauben geben wir uns nicht der Angst und Verzweiflung hin. Wir dürfen nicht der Versuchung erliegen, uns zu verschließen.“ Der Bischof dankte allen, „die uns in diesen schwierigen Tagen beigestanden haben“ und bat um Gebete für Tuncer Cihan, den 52-jährigen Mann, der den Alarm ausgelöst hatte, „um zu versuchen, alle zu retten“, aber getötet wurde. Er fügte hinzu: „Wir sind besorgt über die Zukunft. Das Böse der Welt ist sogar in einen heiligen Ort eingedrungen und hat Leid und Tod gesät.“ Aber, so erinnerte er, „vielleicht hätte hier ein Massaker stattgefunden, wenn nicht der Herr selbst die Mörder durch die Blockierung der Waffe aufgehalten hätte“.
Kirchen bleiben offen
Der Bischof kündigte an, dass die Kirchen in Istanbul geöffnet bleiben und die Liturgien nicht „hinter verschlossenen Türen“ gefeiert werden, wie einige vorgeschlagen hatten, weil die Gemeinschaft der Getauften „nicht vor dem Bösen kapituliert, sondern weiterhin auf Gott vertraut“. Diese schmerzlichen Umstände lehren uns, „der Versuchung des Hasses zu entgehen“, sagte er. „Unsere Herzen dürfen nicht vom Hass vergiftet werden“, auch nicht angesichts derer, die die Stadt Istanbul, „ein Symbol für das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Kulturen“, entstellen wollen. Im Gegenteil, dieses schreckliche Ereignis muss alle - zivile und religiöse Autoritäten - ermutigen, „gemeinsam die Werte der Geschwisterlichkeit und der religiösen Toleranz zu fördern, angefangen bei den neuen Generationen“. Unterdessen bestätigte das türkische Justizministerium, dass 25 Personen im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die katholische Kirche in Istanbul am 28. Januar festgenommen wurden. Unter den 25 Festgenommenen befinden sich auch die beiden Schützen, die in die Kirche eingedrungen sind und als Isis-Anhänger gelten. Es handelt sich um den tadschikischen Staatsbürger Amirjon Kholikov und den russischen Staatsbürger Davit Tanduev, denen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und schwerer vorsätzlicher Mord“ zur Last gelegt werden.
(vatican news)
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