Suche

Radikale Demonstranten halten ein blutbeflecktes Bild des Gründers der Ahmadiya, Mirza Ghulam Ahmad Qadiani, hoch Radikale Demonstranten halten ein blutbeflecktes Bild des Gründers der Ahmadiya, Mirza Ghulam Ahmad Qadiani, hoch  (AFP or licensors)

Pakistan: Islamistische Proteste gegen Freispruch

Tausende pakistanische Muslime protestieren gegen die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes des Landes, einen Mann vom Vorwurf der Blasphemie freizusprechen. Die Masse, unter ihr teils Gruppen, die mit den afghanischen Taliban verbunden sind, forderten den Rücktritt des Richters und wünschten den Angehörigen der Glaubensgemeinschaft des Angeklagten den Tod.

Mehr als 3.000 Personen versammelten sich am Freitag in der im Nordwesten Pakistans gelegenen Stadt Peshawar, wie ucanews an diesem Samstag meldet. Die Proteste hatten sich am Fall eines Angehörigen der Ahmadiya-Gemeinschaft entzündet. Demonstranten riefen Berichten zufolge „Tod den Qadianis!“. Damit werden die Anhänger der Ahmadiya abschätzig bezeichnet.  Radikale Muslime sehen die Religionsgemeinschaft als Häresie an. Die Gruppe folgt einem prophetischen Gelehrten aus dem 19. Jahrhundert. Pakistan hat seit den 1970er Jahren einen scharfen Blasphemie-Paragrafen, der immer wieder für falsche Anschuldigungen verwendet wird. Oft enden sie für die Beschuldigten tödlich. Im konkreten Fall wurde dem Angeklagten ein von ihm publizierter Text aus dem Jahre 2019 zum Verhängnis, den radikale Gruppen als „Beleidigung des Islam“ interpretierten. Sie fordern nun den Rücktritt des Obersten Richters des Landes, Qazi Faez Isa.

Richter: Religionsfreiheit Grundlage des Islam

Am Donnerstag verteidigte der Gerichtshof seine Entscheidung, den Angeklagten freizulassen. Die Entscheidung stehe im Einklang mit der islamischen Verfassung Pakistans. „Die organisierte Kampagne gegen die Richter ist sehr unglücklich“, so das Statement. Isas Entscheidung ist schon zwei Wochen alt. Der Richter hatte betont, dass „jeder Bürger das Recht habe, seinen Glauben zu bekennen, auszuüben und zu verbreiten.“ Zudem sei das Buch, das der Angeklagte geschrieben hatte, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gesetzeskonform gewesen. Religionsfreiheit sei eine der Grundlagen des Islam. Auch die pakistanische Menschenrechtskommission erklärte, das Urteil schütze die verfassungsmäßigen Rechte aller religiöser Minderheiten auf Religions- und Glaubensfreiheit. „Die politische Führer und Teile der Medien, die für diese Kampagne verantwortlich sind, müssen in ihre Schranken gewiesen werden“, so die Organisation auf der Plattform X.

Ein pakistanisches Gesetz von 1974 deklariert die Gemeinschaft der Ahmadiya allerdings als „Nicht-Muslime“ und verbietet ihnen, vor Muslimen zu predigen oder ihren Glauben zu verbreiten. Islamitische Prediger haben durch die sozialen Netzwerke den Fall bekannt gemacht. Darunter befinden sich auch Gruppen wie der pakistanische Ableger militanter Taliban-Gruppen. Sie bezeichneten den Richter als „Feind des Islam“ und „einen Verdammten“. Der einflussreiche Kleriker Fazlur Rehman bezeichnete Isas Entscheidung als „falsch und in böser Absicht verfasst“.

(ucan– ww)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

24. Februar 2024, 11:11