Libanon: Wegen Krieg haben viele Familien den Süden verlassen
Tyros liegt am Mittelmeer im südlichen Libanon, eine der ältesten durchgängig bewohnten Städte der Welt. „Viele Familien haben den Süden verlassen, haben ihre Gemeinde verlassen, um nach Beirut oder anderswo zu gehen, um einen sicheren Ort zu finden“, so der Erzbischof. „Die meisten unserer Familien sind nicht mehr da, und viele Gemeinden sind nahezu leer. Zwei oder drei Leute kommen zum Beispiel im Dorf Qouzah noch täglich zur Messe. Viele Schulen sind geschlossen, also absolvieren die Schüler und Schülerinnen Online-Kurse für alles, was das Leben und die Landwirtschaft betrifft."
Israel befindet sich nach den Terrorattacken der Hamas vom 7. Oktober in einem Mehrfrontenkrieg, erklärte kürzlich der israelische Generalstabschef Herzi Halevi. Jeder Zwischenfall an einer der Fronten könnten sich auf andere Regionen auswirken, besonders im derzeit laufenden muslimischen Fastenmonat Ramadan. Halevi nannte in dem Zusammenhang unter anderem den Libanon.
Der maronitische Erzbischof von Tyros erklärt, die Grenze zu Israel sei immer schon eine Grenze gewesen, „die sich verändert, aber dieses Mal in einem viel gefährlicheren Ausmaß .Denn seit dem 8. Oktober stehen wir unter der Herrschaft des Krieges. Wir sind davon betroffen, wir sind blockiert. Das Gemeindeleben, das soziale Leben, das wirtschaftliche Leben, alles verschlechtert sich, auch weil wir Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen, die auf lange Sicht aber ohnehin unwirksam sind.“
Erst vor einer Woche wieder lieferten sich Israel und die proiranische Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon gegenseitige Gefechte. Die Hisbollah erklärte, mehr als hundert Raketen auf Israel abgefeuert zu haben. Israel reagierte mit einem Luftangriff und tötete dabei eigenen Angaben zufolge in der Nähe von Tyros einen Kämpfer der mit der Hisbollah verbündeten Hamas.
Von der permanenten Unsicherheit betroffen ist die zivile Bevölkerung der Region. Der Erzbischof beschreibt die schwierige Lage der Menschen, insbesondere der Bauern, die ihre Felder nicht mehr bestellen können, weil sie fürchten, bei Luftangriffen zu sterben. Dies hat zu ernsthaften wirtschaftlichen Problemen geführt und das Leben im Süden Libanons nahezu zum Stillstand gebracht. Die Krise hat die Lebensgrundlagen vieler Familien zerstört und darüber hinaus auch die Rückkehr in ihre Heimatdörfer fraglich gemacht.
„Wir haben Angst, dass die Familien, die größtenteils weggegangen sind, nicht mehr zurückkehren“, so der Erzbischof. Er äußert seine Besorgnis über die demografischen Veränderungen und den möglichen Verlust der christlichen Präsenz im Süden Libanons. Wenn die Familien in Beirut oder im Norden des Libanon auf akzeptable Bedingungen stoßen, bleiben viele dort.
Ein gemeinsames Herz
Die Situation hat auch Auswirkungen auf die interreligiösen Beziehungen, obwohl der Erzbischof betont, dass die Beziehungen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften stark bleiben. „Die Libanesen haben ein gemeinsames Herz, sei es schiitisch, christlich, sunnitisch oder sonstiges. Daran besteht kein Zweifel.“
Trotz der Herausforderungen bemüht sich die Kirche weiterhin, den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Der Erzbischof hebt die wichtige Rolle von Organisationen wie Caritas hervor, die dabei helfen, die Menschen zu unterstützen und sicherzustellen, dass sie nicht allein gelassen werden. „Wir sind diesen Menschen weiterhin nahe, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen, insbesondere in Bezug auf Nahrung und Gesundheit."
(vatican news – gs)
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