Caritas setzt Gazastreifen-Hilfe fort - Waffenruhe gefordert
Auch nach dem fehlgeleiteten Luftangriff mit sieben getöteten Mitarbeitern einer US-Hilfsorganisation will Caritas international seine humanitäre Hilfsarbeit im Gazastreifen fortsetzen. „Wenn die internationalen Hilfen gestoppt werden müssten, würden innerhalb kurzer Zeit Tausende Menschen sterben. Deshalb wäre ein Ende der Verteilung von Lebensmitteln über unsere Partnerorganisation CRS nur die Ultima ratio", sagte Patrick Kuebart am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur in Freiburg. Kuebart koordiniert die Hilfen von Caritas international im Gazastreifen. Die Caritas versuche alles, um die Sicherheit der Mitarbeiter des Catholic Relief Service (CRS) zu garantieren.
Welthungerhilfe kündigt Hilfseinsatz an
Die Welthungerhilfe kündigte an, bei einem ersten Gaza-Hilfseinsatz Nahrung und medizinische Güter zu liefern. Dafür stünden eine Million Euro bereit. Mithilfe von Partnern im Gazastreifen sollten beispielsweise Fertigmahlzeiten und Spezialnahrung für unterernährte Kinder geliefert werden. Die Hilfsmittel sollen in Ägypten und Jordanien gekauft und vom Ägyptischen Roten Kreuz in den Gazastreifen gebracht werden. Die Menschen im Gazastreifen müssten einen sichereren Zugang zu Nahrung erhalten, sagte der Generalsekretär der Welthungerhilfe in Bonn, Mathias Mogge.
Caritas warnt vor Hungertod im Gazastreifen
Nach Einschätzung von Caritas international braucht es eine Waffenruhe, um den Hungertod von Tausenden Menschen im Gazastreifen zu verhindern. „Unter den aktuellen Kriegsbedingungen gelangen nicht genügend Lebensmittel und dringend benötigte medizinische Güter zu den Menschen." Dabei stünden genügend Hilfsgüter in Ägypten bereit. „Sie kommen nur nicht schnell genug in den Gazastreifen, obwohl sie in Sichtweite stehen. Das ist sehr bitter, und das habe ich in dieser Form noch nie erlebt", sagte Kuebart, der Caritas-Hilfen beispielsweise in Afghanistan und im nord-äthiopischen Tigray koordiniert hat.
Die Hilfsgüterabwürfe aus der Luft, an denen sich auch die Bundeswehr beteiligt, kritisierte Caritas international als verzweifelte Symbolpolitik. Niemand könne dabei garantieren, dass die Güter auch bei den Bedürftigsten ankämen, sagte Kuebart. Auch der geplante Aufbau eines Seehafens für humanitäre Güter komme zur Bewältigung der aktuellen Not zu spät. „Ein Politiker hat es so zusammengefasst: Bevor der Hafen fertig ist, sind die Menschen verhungert." Zuletzt hätten täglich etwa 200 Hilfs-LKW die Grenze in Rafah passieren können. „Vor Kriegsbeginn waren es täglich 500. Und jetzt ist die Notlage eine viel dramatischere als vorher."
Der Caritas-Sprecher verwies auf palästinensische Angaben, wonach im Krieg 32.000 Menschen gestorben seien, davon rund zwei Drittel Kinder und Frauen. 1,1 Millionen Menschen stünden laut Vereinten Nationen vor dem Hungertod. Zugleich erinnerte Kuebart an die Verzweiflung und Traumatisierung der israelischen Bevölkerung nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober. „Es macht etwas mit der Bevölkerung, wenn die Hamas die israelischen Geiseln seit Monaten in ihrer Gewalt hält."
( kna – pd )
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.