Überlebende des internen bewaffneten Konflikts versammeln sich vor dem Obersten Gerichtshof in Guatemala-Stadt Überlebende des internen bewaffneten Konflikts versammeln sich vor dem Obersten Gerichtshof in Guatemala-Stadt 

Guatemala: Kirche beobachtet Prozess gegen Ex-General

In Guatemala starben im Bürgerkrieg 1960 bis 1996 zwischen staatlichen Sicherheitskräften, linken Guerillas und rechten Paramilitärs mindestens 200.000 Menschen, die meisten indigene Zivilisten. Nun hat ein Gerichtsprozess gegen den früheren Oberbefehlshaber des Heeres wegen des Vorwurfs des Völkermordes begonnen. Die Kirche wünscht sich dafür internationale Aufmerksamkeit.

1990 rief das Erzbistum Guatemala-Stadt ein bis heute bestehendes „Büro für Menschenrechte“ (ODHAG) ins Leben. Dieses begleitet den Prozess und fordert im selben Zug eine objektive, faire und unabhängige Justizverwaltung. Der 91 Jahre alte Ex-General Benedicto Lucas García hatte während des jahrzehntelangen Bürgerkriegs eine führende Rolle, nun steht er vor Gericht, nicht zum ersten Mal.

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Vor Beginn des neuen Prozesses erklärte das kirchliche Menschenrechtsbüro, die Wahrheit und die Suche nach Gerechtigkeit seien „fundamentale Bausteine“, um die Würde der Menschen zu verteidigen. Nery Rodenas, der geschäftsführende Direktor der Einrichtung, erläuterte im Gespräch mit uns: „Diese Mechanismen sind entscheidend, um eine Gesellschaft, die einen bewaffneten Konflikt erlebt hat, zu versöhnen und das soziale Gefüge wiederherzustellen, das durch den Krieg zerstört wurde."

Verantwortung für 1.200 tote Indigene?

Benedicto Lucas García soll für den Tod von etwa 1200 Angehörigen der indigenen Volksgruppe der Maya-Ixil während der Militärdiktatur unter seinem Bruder Fernando Romeo Lucas García (1978-1982) verantwortlich sein. Schon 2018 hatte ein Gericht ihn wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in einem anderen Verfahren zu 58 Jahren Haft verurteilt, doch ein Berufungsgericht hob den Schuldspruch auf.

Von der internationalen Gemeinschaft wünscht sich das Büro für Menschenrechte des Erzbistums Guatemala-Stadt für den Prozess gegen den Ex-General viel Aufmerksamkeit. Rodenas bittet darum, Delegationen von Juristen und Spezialisten für internationales humanitäres Recht zu entsenden und Solidaritätsmaßnahmen durchzuführen, um das guatemaltekische Justizsystem aufzufordern, den rechtmäßigen Prozess zu gewährleisten. „Soziale Kontrolle bei Menschenrechtsverletzungen ist sehr wichtig, weil sie in der Regel Druck aufbaut“, erklärte Rodenas. „Es ist erforderlich, Erklärungen oder Positionspapiere zu veröffentlichen, in denen der guatemaltekische Staat aufgefordert wird, sicherzustellen, dass die Justizverwaltung objektiv, gerecht und unabhängig ist."

Kirche wirbt für Versöhnung

Die Kirche in Guatemala setzt sich aktiv für die Versöhnung und den Wiederaufbau des Landes ein, auch wenn sie selbst während des Konflikts verfolgt wurde. Im Bürgerkrieg wurden Gläubige, Katecheten, Priester und Bischöfe „hauptsächlich von staatlichen Einrichtungen verfolgt, da diese behaupteten, dass sie die Guerilla unterstützten“, erinnert Rodenas. Er verwies auf Bischof Juan Gerardi, der zwei Jahre im Exil in Costa Rica verbringen musste. 14 Märtyrerselige brachte der Bürgerkrieg hervor, darunter acht Laien, eines davon noch ein Kind. Weitere Märtyrerprozesse sind noch anhängig.

Für die Organisation sind die Worte von Kardinal Rodolfo Quezada von großer Bedeutung, der früher Präsident der Nationalen Versöhnungskommission und später Erzbischof von Santiago de Guatemala war und sagte: „Wir sind bereit zu vergeben, aber wir wollen erst wissen, wem und wofür wir vergeben." Laut Rodenas bedeutet dies, dass „die Kirche die Wahrheit als Quelle der Befreiung kennenlernen möchte, aber nicht nur das, sondern auch die Bemühungen um Gerechtigkeit unterstützen möchte, die Verantwortlichen kennenlernen möchte, wie sie es getan haben und warum sie es getan haben, um dann Vergebung und Versöhnung zu suchen".

(vatican news – gs)

 

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07. April 2024, 14:38