Myanmar: Bischof von Loikaw fordert Dialog und Versöhnung
„Überall gibt es Vertriebene, die Gewalt wütet, die Stadt Loikaw ist nur noch von den kämpfenden Einheiten, d.h. Soldaten und Oppositionsmilizen, besetzt", berichtet der katholische Priester aus Loikaw, im Osten Myanmars, im burmesischen Bundesstaat Kayah. Er selbst ist auch geflohen: in die Pfarrei von Soudu, einem Dorf in der Diözese Loikaw, wo noch etwas pastorales Leben möglich ist. Die Kathedrale in Loikaw sei immer noch von der burmesischen Armee besetzt und mehr als die Hälfte der Kirchen in der Diözese seien geschlossen und leer, weil die Gläubigen geflohen sind, berichtet der Kirchenmann dem Fidesdienst. „Wir werden Tag für Tag Zeuge eines langsamen Todes unseres schönen Landes. Das alles macht uns wirklich zu schaffen. Wir beten zu Gott, dass er uns einen Weg des Friedens öffnet, denn so kann es nicht weitergehen."
Seit die Militäjunta im Februar 2021 durch einen Staatsstreich die Macht an sich riss, flohen zahlreiche Menschen - auch aus Loikaw - vor den Zusammenstößen zwischen der regulären Armee und den Milizen, die sich der Militärjunta widersetzen. Nach UN-Angaben gibt es mehr als 2,6 Millionen Binnenvertriebene; die Zahl steigt weiter. Nachdem Myanmars Armee eine Wehrpflicht für junge Männer und Frauen ankündigte, verlassen zudem viele junge Leute das Bürgerkriegsland Richtung Thailand.
„Wir leben in einem Zustand der Vertreibung und der Bedrängnis, aber ich danke dem Herrn, weil er mir mit dieser Erfahrung die Möglichkeit gegeben hat, meinem Volk näher zu sein, näher an den Menschen, die so sehr Trost und Solidarität brauchen", erklärt Celso Ba Shwe. Trotz der Tragödie findet der Bischof auch Worte der Hoffnung: „Christus ist auch für uns auferstanden, ich sehe Licht in den Gesichtern der leidenden Menschen und das tröstet mich. Lasst uns die Hoffnung nicht verlieren, denn Gott ist es, der sie uns gibt. Die Menschen leiden, widerstehen, hoffen. Aber wir brauchen einen Aufbruch zu neuer Hoffnung. Wir danken Papst Franziskus, der die Welt immer wieder an unser Leid erinnert und für uns betet". Das katholische Kirchenoberhaupt hatte bei seiner Generalaudienz vergangenen Mittwoch unter anderem auch an den Bürgerkrieg in Myanmar erinnert.
Hintergrund
Im Bürgerkrieg versuchen die Rebellen. strategisch Grenzgebiete zu erobern, um die Versorgung der Junta zu verhindern, die stattdessen den zentralen Teil des Landes und die größeren Städte kontrolliert. In den letzten Tagen haben die Oppositionskräfte die Stadt Myawaddy im Südosten, an der Grenze zu Thailand, erobert, wo sich ein Militärstützpunkt befand, der von der zurückgedrängten regulären Armee aufgegeben wurde.
Die katholische Kirche sorgt sich auch um die wirtschaftliche Lage in Myanmar, die sich deutlich verschlechtert hat. Steigende Preise und eine Verknappung der Grundversorgung führen zu verbreiteter Not und Unterernährung. Vor diesem Hintergrund benötigt der UN-Notfallplan für Myanmar für das Jahr 2024 Mittel in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar (eine Summe, die von den Gebern noch aufgebracht werden muss), um mehr als 5 Millionen bedürftige Menschen auf birmanischem Gebiet zu erreichen.
(fides - sst)
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