Suche

Der neu gewählte senegalesische Präsident Bassirou Diomaye Faye legt während der Amtseinführungszeremonie in Dakar den Amtseid als Präsident ab Der neu gewählte senegalesische Präsident Bassirou Diomaye Faye legt während der Amtseinführungszeremonie in Dakar den Amtseid als Präsident ab 

Senegal: Ein „außergewöhnliches und unerwartetes“ Szenario

Ob der frischgewählte Präsident Bassirou Diomaye Faye die Anliegen der Bischöfe Senegals umsetzen wird, beschäftigt nicht nur die Katholiken in dem afrikanischen Land. Die Oberhirten hatten vor der Wahl dazu aufgerufen, die Werte von Ehrlichkeit, Würde, Gewaltlosigkeit und Solidarität zu fördern. Wir sprachen mit Gilles Yabi, Direktor und Gründer des auf Westafrika spezialisierten Think Tanks „Wathi“.

Mario Galgano und Alexandra Sirgant – Vatikanstadt

Die Bischöfe Senegals hatten vor den Wahlen dazu aufgerufen, sich mit den Politikern und Programmen der Parteien vertraut zu machen und die eigene Wahlentscheidung an den Grundsätzen von Gerechtigkeit und Frieden auszurichten. „Bei dieser Wahl kann man jedoch sagen, dass es nicht so sehr die Persönlichkeit von Bassirou Diomaye Faye war, die die Senegalesen begeistert hat“, erklärt Gilles Yabi, Direktor und Gründer des auf Westafrika spezialisierten Think Tanks „Wathi“. Und er fügt hinzu:

Zum Nachhören - nach den Wahlen im Senegal

„Ich glaube, man darf nicht vergessen, dass wir es hier mit einem ganz außergewöhnlichen und unerwarteten Szenario zu tun haben. Niemand hätte noch vor einigen Monaten damit gerechnet, dass Faye Präsident werden würde. Die Wahl wurde also nicht so sehr aufgrund seiner Persönlichkeit entschieden, sondern aufgrund der Tatsache, dass er die Vergangenheit und Ousmane Sonko repräsentiert, denn der Slogan lautete ,Bassirou c'est Sonko' (,Bassirou ist Sonko', Anm. d. Red.) und er verkörperte die einzige glaubwürdige Alternative zum herrschenden System und insbesondere zu den Kandidaten der Koalition.“

Wer ist Ousmane Sonko?

Ousmane Sonko war der bisherige Oppositionspolitiker, doch im Februar 2021 wurde er von der Mitarbeiterin eines Schönheitssalons, den er häufig besuchte, der Vergewaltigung und Morddrohungen mit einer Waffe beschuldigt. Sonko vermutete dahinter ein „Komplott, das von Präsident Macky Sall eingefädelt wurde, um ihn vom Rennen um die Präsidentschaftswahl 2024 abzuhalten“. Macky Sall war der bisherige senegalische Machthaber. Sonkos Festnahme und die verschiedenen seitdem gegen ihn ergangenen Gerichtsurteile lösten Großdemonstrationen und blutige Zusammenstöße zwischen seinen Anhängern und der Polizei aus. Yabi erläutert:

„Aber auf der anderen Seite sagen viele Senegalesen, dass sie erfahrene Politiker an der Spitze des Staates hatten, was sich nicht unbedingt in der Art der Regierungsführung niedergeschlagen hat, die sie sich wünschen, und in den wirtschaftlichen und sozialen Ergebnissen, die sie sich wünschen.“

Warum gilt Bassirou Faye als Hoffnungsträger?

Darum gelte Bassirou Faye als Hoffnungsträger. Als ehemaliger Steuerinspektor und Generalsekretär der PASTEF wollte der 44jährige Bassirou Diomaye Faye sich von der traditionell praktizierten Politik in Senegal abgrenzen. Die PASTEF ist Sonkos Partei der Patrioten Senegals. Bassirou Faye kündigte an, Senegals Souveränität stärken zu wollen, und trat deshalb auch für eine Neuverhandlung der Verteidigungsabkommen ein. Was davon zu halten sei, erklärt der Experte Yabi folgendermaßen:

„Dass Ousmane Sonko eine wichtige Rolle spielt, ist sicher. Er wird bestimmt die Fäden ziehen. Vielleicht wird das nicht so offensichtlich sein, weil der gewählte Präsident sehr misstrauisch wirkt. Also befürchten alle eher, dass die Tatsache, dass der eine an der Macht ist und der andere es nicht darf, zu Spannungen zwischen den beiden Männern führen könnte, obwohl sie sich sehr nahe stehen. Beide gelten als enge Freunde, die seit langem Weggefährten sind. Aber es gibt natürlich viele Fälle überall auf der Welt, die zeigen, dass es, wenn man erst einmal an der Macht ist, zu Spannungen und Brüchen in dieser Art von Freundschaften kommen kann. So wird es meiner Meinung nach eine Art Rollen- und Verantwortungsteilung zwischen den beiden Männern geben.“

Der neu gewählte senegalesische Präsident Bassirou Diomaye Faye legt während der Amtseinführungszeremonie in Dakar den Amtseid als Präsident ab
Der neu gewählte senegalesische Präsident Bassirou Diomaye Faye legt während der Amtseinführungszeremonie in Dakar den Amtseid als Präsident ab

Fayes Vereidigung am 2. April zog nicht nur lokale Aufmerksamkeit auf sich, sondern wurde auch von zahlreichen Würdenträgern, darunter 15 afrikanischen Staats- und Regierungschefs, sowie von der Bevölkerung als „Sieg der Demokratie“ nach Jahren politischer Spannungen gefeiert. Aber wie lange diese Freude herrschen wird, sei eine andere Frage, so Yabi:

„...wenn es ihnen gelingt, dies aufrechtzuerhalten, wäre das schon sehr wichtig...“

„Denn natürlich wird es in anderen wirtschaftlichen und sozialen Fragen sehr lange dauern und sehr schwierig sein, Verbesserungen zu erzielen. Ich glaube, es geht darum, das Gefühl zu vermitteln, dass sich die Dinge ändern werden, dass die Senegalesen selbst, ihre Energie und ihre Kreativität die treibende Kraft hinter den Veränderungen sind, die sie bewirken werden. Und ich glaube, wenn es ihnen gelingt, dies aufrechtzuerhalten, wäre das schon sehr wichtig, denn im Grunde ist es nicht unbedingt die politische Macht, die die Gesellschaft verändern wird. Die Wirtschaft in dem Land verfolgt das Ziel, wieder Vertrauen zu schaffen und die Initiativen der Senegalesen zu begleiten.“

Der überraschende Wahlsieg von Bassirou Diomaye Faye, der erst kurz vor den Wahlen in Senegal aus der Haft entlassen wurde, markiert einen historischen Machtwechsel im Land; erstmals konnte sich ein Kandidat im ersten Wahlgang durchsetzen, an dem immerhin auch Ex-Premierminister Amadou Ba als Kandidat teilnahm. Internationale Kommentatoren halten eine Demokratisierung des Landes und eine andere politische Landschaft als bisher in Senegal nun für möglich. Davon ist auch Gilles Yabi, Direktor und Gründer des auf Westafrika spezialisierten Think Tanks „Wathi“, überzeugt.

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

03. April 2024, 11:34