Beim Exorzismus-Kurs an der päpstlichen Hochschule Regina Apostolorum in Rom Beim Exorzismus-Kurs an der päpstlichen Hochschule Regina Apostolorum in Rom  

Exorzismus: Priester sollen mit Psychiatern zusammenwirken

Exorzisten brauchen eine interdisziplinäre Ausbildung. Namentlich mit Fachleuten aus der Psychiatrie müssen die mit sogenannten Teufelsaustreibungen beauftragten Priester zusammenarbeiten, hieß es bei einer kirchlichen Fachtagung vergangene Woche in Rom.

Bei der 18. Auflage des Kurses über Exorzismus und Befreiungsgebet am päpstlichen Athenäum Regina Apostolorum der Legionäre Christi präsentierten Fachleute ihre Erkenntnisse. Unter anderem sprachen der vatikanische Chef-Kirchenrechtler Kardinal Francesco Coccopalmerio, der tschechische Priester Karel Orlita als neuer Präsident der Weltvereinigung der Exorzisten und der argentinische Psychiater Héctor de Ezcura, der für ein Zusammenwirken zwischen Psychiater, Exorzist und Helfenden warb. Der italienische Priester Fortunato Di Noto, Gründer der Kinderschutz-Vereinigung Meter, erörterte den Zusammenhang zwischen satanischen Ritualen und Pädophilie sowie Kinderpornografie.

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Bevor Exorzisten den „Heilungs- und Befreiungsdienst“ leisten, müssen sie sicherstellen, dass es sich bei den Symptomen der betroffenen Person „nicht um eine Krankheit handelt“, wie es im Katechismus heißt. Vor Hast beim Unterscheiden warnte bei dem Kurs der Dominikaner François Dermine, Präsident der Forschungsgruppe GRIS (Gruppo di Ricerca ed Informazione Socio Religiosa) über Sekten und zeitgenössische religiöse Phänomene.

„in Exorzismus bei einer Person mit psychischen Störungen kann ihre Situation verschlimmern“

„Vorschnelle Urteile gehen zu Lasten sowohl der leidenden Person als auch des Exorzisten“, sagte Dermine im Gespräch mit Vatican News. „Man muss sich über die Ursachen ihrer Probleme und geistigen Leiden wirklich im Klaren sein.“ Daher brauche der Exorzist auch die Hilfe „durch Konsultation von Fachleuten: zum Beispiel ein Psychiater, falls der Priester nicht sicher wissen kann, ob die Person, die sich an ihn wendet, unter dem Einfluss des Dämons steht. Ein Exorzismus bei einer Person mit psychischen Störungen kann ihre Situation verschlimmern“, warnte Dermine.

Exorzisten sollten viel beten und nicht alle Anfragen annehmen

Der Dominikaner äußerte sich auch über die Voraussetzungen von Priestern, die als Exorzisten wirken. „Im Wesentlichen muss er, um wirksam zu sein, eine aktive und bewusste Spiritualität haben, ohne sich erdrücken zu lassen von den zahlreichen Hilferufen derjenigen, die vom Bösen befreit werden wollen“, sagte Dermine. Grundlage sollten Gebet und Stille sein. Würde ein Exorzist sämtlichen Anfragen nachgehen, „führt er am Ende kein normales Gebetsleben mehr“, so der Dominikaner.

Die Vorstellung, dass in vereinzelten Fällen Menschen vom Satan besessen sind, ist unter katholischen Gläubigen in den Regionen Mitteleuropas heute weniger verbreitet. Exorzismen über Besessene darf in der katholischen Kirche grundsätzlich nur aussprechen, wer dazu die Erlaubnis des Ortsbischofs hat. Der Priester Antonio Staglianò, Präsident der Päpstlichen Akademie für Theologie, arbeitete bei dem Kurs heraus, dass es zu den „Munera“, also den Aufgaben von Bischöfen gehört, den kirchlichen „Heilungs- und Befreiungsdienst“ bei Bedarf bereitzustellen. Im Gespräch mit Vatican News sagte Staglianò, Bischöfe müssten Exorzisten „mit großer Weisheit und Vorsicht“ auswählen. Exorzisten seien „zu einem Dienst der Nächstenliebe“ berufen.

(vatican news – gs)

 

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14. Mai 2024, 13:20