P. Faltas: „Geben wir dem Frieden eine Chance“
„Es gibt 35.000 Opfer des Krieges, der seit mehr als sieben Monaten im Heiligen Land wütet. Weitere 10.000 Leichen liegen unter den Trümmern“, so die dramatische Bestandsaufnahme des Franziskaners im Interview mit der Agentur Sir. Mehr als 80.000 Menschen litten an Verwundungen, und diejenigen, die „an unsichtbaren, schwer auszulöschenden Traumata leiden“, könnten nicht mehr gezählt werden, unterstreicht Bruder Faltas: „Der Krieg ist eine Tragödie für alle, für diejenigen, die ihn auslösen, für diejenigen, die ihn erleiden, für diejenigen, die nichts tun, um ihn mit allen Mitteln zu stoppen“.
Mitschuldiges Schweigen
Ein Gefühl der Ohnmacht durchdringt den Franziskaner eigener Aussage zufolge „angesichts der Gewalt, von welcher Seite sie auch immer kommt, angesichts des mitschuldigen Schweigens derer, die zum Frieden beitragen könnten und es nicht tun. Das Schweigen der 15.000 toten Kinder, der unschuldigen Toten jedes Krieges, der namenlosen Toten, die unter den Trümmern begraben sind, ist ein ohrenbetäubendes Schweigen, das nach Wahrheit und Gerechtigkeit ruft, aber vor allem ist es ein Ruf nach Frieden.“ Doch wahrer Frieden sei „nur durch das Engagement aller“ möglich, ein „starkes, aktives, konstruktives Engagement, das sich niemals dem Hass anschließt und das Leben, jedes Leben, respektiert“.
Daher der Appell des Vikars der Kustodie „an die Mächtigen der Erde, im Namen der Väter und Mütter von Gaza, im Namen der Familien der israelischen und palästinensischen Geiseln, damit sie die historische und humanitäre Verantwortung für das übernehmen, was in Rafah geschieht, wo Tausende von unschuldigen Menschen leiden und ihr Leben riskieren.“
Es gelte, denjenigen Hoffnung zu geben, die die Hoffnung verloren haben, so der Franziskaner weiter: „Lasst uns für die ganze Welt beten, die von der Geißel der Kriege heimgesucht wird, lasst uns beten, Friedensstifter zu sein und die Botschaft des Friedens zu verkünden, die unser Herr Jesus uns gelehrt hat. Kein Krieg mehr, geben wir dem Frieden eine Chance, geben wir dem Leben eine Chance.“
Der Christus der Umarmung
Dabei setzt er auch auf die Unterstützung des Papstes. Am Samstag, den 18. Mai, wird der Franziskaner aus Anlass des Besuchs von Papst Franziskus in Verona sein. Bei dieser Gelegenheit wird der Papst den „Christus der Umarmung“ segnen, eine riesige Statue von 10 Metern Höhe und einem Gewicht von 44 Zentnern. Die von einem Künstlerteam aus Venetien gestaltete Statue soll anschließend nach Jerusalem gebracht werden, um auf der Terrasse der Schule des Heiligen Landes aufgestellt zu werden, die unter der Leitung des in Ägypten geborenen Franziskaners steht. „Diese Statue“, erklärt Bruder Faltas, „zeigt den auferstandenen Christus, der die Menschheit umarmt und von ihr umarmt wird. Vom höchsten Punkt der Schule des Heiligen Landes in Jerusalem wird sie von der ganzen Stadt aus sichtbar sein, als Zeichen für den Wunsch der Heiligen Stadt und der Welt nach Frieden.“
Sie solle jedoch „auch daran erinnern, dass die Hauptursache für Kriege der Waffenhandel ist. Einfache Menschen, Kinder, Wehrlose haben keine Waffen in der Hand, aber sie sind diejenigen, die unter den schrecklichen Folgen dieses Handels leiden“, so der Vikar der Kustodie des Heiligen Landes.
Kranke Kinder warten auf Ausreise
In diesem Zusammenhang erinnert der Franziskaner auch an schwer kranke Kinder, die teils während des Wartens auf eine Ausreisegenehmigung, um im Ausland behandelt zu werden, ihren Krankheiten erlegen sind. Einige Kinder konnten auch nach Italien ausreisen, wo sie in verschiedenen Krankenhäusern, darunter das Bambino Gesu in Rom, behandelt werden. Insbesondere setzt er sich derzeit für die Ausreise von drei Minderjährigen ein, die an der so genannten Schmetterlingskrankheit leiden: ihre Haut ist wegen eines Gendefektes so fragil, dass auch kleinere Verletzungen oder Temperaturschwankungen großen Schaden zufügen kann. „Leider habe ich die Bitterkeit und Enttäuschung erlebt, dass ich keine Erlaubnis erhalten habe, schwerkranke Kinder ausreisen zu lassen, die in der Hoffnung auf Heilung gestorben sind“, teilt der Franziskaner mit. In einigen Videos habe er gesehen, wie die drei Kinder unter dem Mangel an angemessener Behandlung leiden: „Es schmerzt mich so sehr, dass ich keine Möglichkeit finde, sie aus dem Gaza-Streifen herauszuholen und nach Italien zu bringen, damit sie von Ärzten und medizinischem Personal aufgenommen werden können, die ihr Leiden lindern wollen.“
(sir - cs)
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