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Blessing Okoedion gelang der Ausstieg aus der Zwangsprostitution. Bei einer Pressekonferenz im Vatikan berichtete sie Blessing Okoedion gelang der Ausstieg aus der Zwangsprostitution. Bei einer Pressekonferenz im Vatikan berichtete sie 

Hoffnung statt Menschenhandel und Prostitution

Blessing Okoedion war Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Der jungen Frau aus Nigeria gelang aber „mit Gottes Hilfe", wie sie sagt, der Ausstieg. Sie gründete „Weavers of Hope" (Weberinnen der Hoffnung), einen Verein, der seit 2018 rund 150 Mädchen und Frauen in ähnlichen Situationen geholfen hat.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Papst Franziskus ist für seinen Einsatz gegen Menschenhandel bekannt. Blessing Okoedion hat das katholische Kirchenoberhaupt im Jahr 2018 bei der Weltbischofssynode zur Jugend im Vatikan schon einmal persönlich getroffen. Nun sprach die Nigerianerin jüngst im Vatikan bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Botschaft, die Papst Franziskus für den diesjährigen katholischen Welttag der Migranten und Flüchtlinge geschrieben hat. Titel: „Gott ist mit seinem Volk unterwegs“. 

„Gott ist mit seinem Volk unterwegs. Das habe ich selbst in meinem Leben auch gespürt. Gott ist wirklich mit mir unterwegs gewesen, auch durch die Leute, die er mich auf meinem Weg treffen ließ. Ich wuchs im Bundesstaat Edo in Nigeria auf, der heute als Zentrum des Menschenhandels in Nigeria angesehen wird", berichtet Blessing, deren Stimme bei der Erzählung auch mal bricht.

Hier im Audio: Blessing Okoedion, früheres Opfer von Menschenhandel, berichtet wie ihr Glaube half, aus der Zwangsprostitution zu kommen und die Hilfsorganisation „Weavers of Hope" zu gründen (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

Auch sie geriet dort in die Fänge der Menschenhändler.  Zum Glück habe sie jedoch gewusst, dass es Menschenrechte gibt - und Gott an ihrer Seite gespürt:

Blessing Okoedion traf Papst Franziskus im Jahr 2018
Blessing Okoedion traf Papst Franziskus im Jahr 2018

„Dank sei Gott, der mir die Kraft und den Mut gegeben hat“

„Dank sei Gott, der mir die Kraft und den Mut gegeben hat, zu fliehen und Anzeige zu erstatten. Danach kam ich in ein Schutzhaus für Opfer von Menschenhandel in Rom, wo ich Schwester Rita Giaretta traf, die mich weiter begleitet hat und mir geholfen hat, mich selbst wiederzufinden," sagt Blessing.

Opfer des Schweigens der Öffentlichkeit

Sie ist dankbar für die Hilfe der katholischen Kirche, prangert jedoch öffentlich an, dass Tausende immer noch Opfer von Ausbeutung, Menschenhandel und Gewalt werden - und Opfer des Schweigens der Öffentlichkeit:

„Tausende Frauen und Mädchen werden ,rekrutiert`, zu einem Leben gezwungen, das aus Missbrauch, Schulden, Demütigungen, Gewalt und Ausnutzung besteht - vor allem aber aus Schweigen. Auch ich wurde, wie so viele andere, in die Falle gelockt und kam 2013 nach Europa, wo ich auf den Straßenstrich geschickt und zum Verkauf angeboten wurde. Man sagte mir, ich solle so Schulden in Höhe von 65.000 Euro abbezahlen", erzählt die junge Frau. 

Von Prostitution als einer Form der freiwilligen Arbeit zu sprechen, hält Blessing Okoedion für falsch, und die verharmlosende Rede vom „ältesten Gewerbe der Welt" stört sie sehr. Denn: „Dabei wird die Verletzlichkeit der Kinder, Mädchen und Frauen vergessen, die oft aus schwierigen Umständen kommen. Sie sind nicht frei, sondern Sklaven. Sie sind Opfer von Menschenhandel." Das werde oft nicht bedacht oder missverstanden - und gelte im übrigen ähnlich auch für viele Migranten und Flüchtlinge:

„Nicht frei, sondern Sklaven - Opfer von Menschenhandel“

„Papst Franziskus sagt, dass Migranten oft vor Unterdrückung und Übergriffen, vor Unsicherheit und Diskriminierung, vor mangelnden Entwicklungsperspektiven, fliehen. Genau das gilt auch für die Opfer von Menschenhandel. Die Situation der Opfer muss viel mehr in den Blick genommen werden: Woher kommen die Menschen? Welche Not, welcher Mangel, welche Umstände bringen sie dazu, ihre Heimat zu verlassen? Es müsste aber auch den Opfern von Menschenhandel mehr zugehört werden."

„Situation der Opfer muss viel mehr in den Blick genommen werden: Woher kommen die Menschen? Welche Not, welcher Mangel, welche Umstände bringen sie dazu?“

Was versklavte Menschen erleben, präge sie auch nach ihrer unmittelbaren Befreiung ein Leben lang, sagt Blessing. Viele fühlten sich noch lange als fremdbestimte „Objekte", nicht als Menschen mit Würde und freiem Willen. Psychologische Hilfe und menschliche Nähe seien daher besonders wichtig. Blessing, deren Vorname die schöne Bedeutung „Segen" hat, erklärt, wie sie selbst Dank ihres Glaubens und Helferinnen wie Schwester Rita die Kraft fand, offen über ihre traumatische Erfahrung zu reden:

„Wir schämen uns nicht, als Überlebende von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung bezeichnet zu werden. Durch unsere Berichte wollen wir erreichen, dass jedes Kind auf der Welt - in Nigeria und überall sonst - in Hoffnung leben kann und weiter Träume hat und dass alle, die noch Opfer von Menschenhandel sind, den Mut finden, da herauszukommen."

„Wollen erreichen, dass jedes Kind auf der Welt - auch in Nigeria - in Hoffnung leben kann und weiter Träume hat und dass alle, die noch Opfer von Menschenhandel sind, den Mut finden, da herauszukommen“

Zwangsprostitution, Ausstieg und Studienabschluss 

Blessing Okoedion selbst ist dies gelungen. Damit das auch andere schaffen, hat sie ein Buch geschrieben und die Organisation „Weavers of hope" (Weberinnen der Hoffnung) gegründet, die seit dem Jahr 2018 anderen hilft, sich aus der Ausbeutung zu befreien und einen Weg der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung einzuschlagen.

In Nigeria, Blessings Heimatland, setzt der Verein auf Sensibilisierung und Empowerment, vor allem in ländlichen Gebieten. Blessing ist aber nicht nur Gründerin und Präsidentin von „Weavers of hope", sondern inzwischen auch Kulturvermittlerin und Dolmetscherin. Außerdem hat sie an der Universität in Neapel ein Studium absolviert. Ihre Abschlussarbeit handelt von der Wiedereingliederung nigerianischer Opfer des Menschenhandels in Italien. 

(vatican news/weavers of hope - sst)

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11. Juni 2024, 10:57