Ecuador: Kirche in Not unterstützt Gefangenenseelsorge
Seit vergangenem Jahr ist die Lage im Land außerordentlich schwierig. Die Mordrate stieg um fast 70 Prozent. Im April 2024 verhängte Präsident Daniel Noboa einen zweiten Ausnahmezustand, um der prekären Sicherheitslage zu begegnen. Die Armee patrouillierte auf den Straßen und intervenierte in den Gefängnissen, was die Arbeit der Missionare erschwerte. Im ganzen Land waren bürgerkriegsähnliche Bilder zu sehen. Die soziale Krise hatte in den wichtigsten staatlichen Gefängnissen – darunter auch das Regionalgefängnis in Guayaquil – begonnen und war im Januar 2024 eskaliert, als die Insassen randalierten und es zu Explosionen, Entführungen, Schießereien, Plünderungen und Bränden kam, was zu einem ersten Ausnahmezustand führte. Erst im April 2024 gelang es, die Kontrolle wiederzuerlangen.
Ausbildung von Laienmissionaren für Gefangenenseelsorge
In der gegenwärtigen Situation Ecuadors ist die Gefängnispastoral notwendiger denn je. Angesichts der großen Zahl von Gefangenen – mehr als 12.000 in nur fünf Gefängnissen – ist die Zahl der beteiligten Missionare jedoch sehr gering. Daher unterstützt Kirche in Not ein Programm zur Ausbildung weiterer Laienmissionare. Dieses Programm umfasst auch die Renovierung von acht Kapellen, um die Sicherheit für alle zu gewährleisten.
„Bei unserer Missionstätigkeit stoßen wir auf sehr komplexe Hindernisse“, erklärt die wie Aleida Mejía, eine der Missionarinnen, die bereits im Einsatz sind. „Von dem Moment an, in dem wir die Gefängnisse betreten, stehen wir vor vielen Herausforderungen: Der Unterschied zwischen der sozialen Realität drinnen und draußen, den wir spüren, wenn wir hineingehen, aber auch die Haltung der Polizei, für die wir nur eine lästige Formalität sind, oder die der Gefängniswärter, die wie die Gesellschaft unsere Arbeit als sinnlos erachtet“, sagt Aleida. „Aber es ist es wert“.
Kriminelle Banden rekrutieren hauptsächlich junge Menschen im Alter zwischen 15 und 27 Jahren – oft während sie im Gefängnis sitzen – um Gewalttaten zu begehen, so die Beobachtung. Wenn diese jungen Menschen die Hoffnung auf ein ehrliches Leben verlieren, erliegen sie leicht der Versuchung, ihre kriminelle „Karriere“ fortzusetzen.
María Cristina Santacruz, Koordinatorin der Gefängnispastoral in der Erzdiözese Guayaquil, sagt gegenüber ACN, dass „die Herausforderung darin besteht, die am wenigsten Geliebten, die Unbedeutenden und die Verachteten zu lieben“. Sie beklagt auch, dass „niemand an die Gefängnispastoral glaubt. Die Leute denken, dass es keine Welt ist, um die man sich kümmern muss. Aber das Wort Gottes sagt mir, dass die Barmherzigkeit für die verstocktesten Sünder da ist. Ich habe Hoffnung und glaube, dass dieses Projekt dem göttlichen Willen entspricht“.
Die beiden Missionarinnen gehören zu einem Team von über 100 Personen, darunter Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laienmissionare. Sie „geben ihr Leben für ihre Brüder und Schwestern“, so María Cristina.
Die Arbeit mit den Gefangenen umfasst Vorträge und Gottesdienste sowie Workshops und Kurse über christliche Werte und den Glauben. Die Mission trägt bereits Früchte, betont Aleida: „Wir haben Jesus zu diesen Menschen gebracht, viele haben sich den Sakramenten genähert. Wir haben tiefe Bekehrungen erlebt, Christus hat diese Seelen befreit.“
Das Programm bietet auch Unterstützung für die Familien der Gefangenen und Ausbildungskurse, damit sich die Gefangenen nach ihrer Entlassung den Lebensunterhalt auf ehrliche Weise verdienen können. „Viele von ihnen sind bereits aus dem Gefängnis entlassen, sie sind Eltern und tun etwas für die Gesellschaft“, sagt Aleida. Sie betont, wie wichtig es sei, „für diese Mission zu beten, damit wir weiterhin Missionare ausbilden können, die Seelen befreien, die gefangen sind, so wie meine es war. Wir tragen das Wort Gottes weiter und sagen, dass es einen Gott gibt, der uns liebt und der uns befreit.“
María Cristina ihrerseits ist zutiefst dankbar. Zum einen ist sie Gott dafür dankbar, dass er sie „zu dieser Mission berufen hat“ und „dass er mir gezeigt hat, dass es sich lohnt“, und zum anderen ACN und all denen, die so großzügig mitarbeiten und „an diese Mission glauben, wie ich“.
(pm – gs)
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