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Der Pfarrer der St. Lukas-Gemeinde in Ldubam-Tourou, Abbé Basile Tegamba, bei einer Messe nach den Angriffen von Boko Haram Der Pfarrer der St. Lukas-Gemeinde in Ldubam-Tourou, Abbé Basile Tegamba, bei einer Messe nach den Angriffen von Boko Haram 

Kamerun: Ein junger Priester berichtet vom Terror durch Boko Haram

In Tourou, einem kamerunischen Dorf an der Grenze zu Nigeria, verbreitet die Terrorsekte Boko Haram bis zum heutigen Tag Angst und Schrecken. Der Pfarrer der Gemeinde St. Lukas in Ldubam-Tourou, Abbé Basile Tegamba, beklagt diese Sicherheitskrise, die seit über einem Jahrzehnt in der Region im äußersten Norden des Landes anhält.

Augustine Asta und Christine Seuss - Vatikanstadt

„Wir leben hier in ständiger Angst. Wir sind immer in Alarmbereitschaft. Ich zum Beispiel schlafe in der Pfarrei mit bewaffneten Soldaten. Mehrere Menschen suchen nach Einbruch der Dunkelheit Zuflucht in den Bergen. Sie teilen sich die Höhlen mit den Reptilien. Nur tagsüber kehren die Menschen in ihre Häuser zurück, um ihre Feldarbeit zu verrichten, da wir uns in der Regenzeit befinden. Aber um 14 Uhr ziehen sich alle dorthin zurück, wo es sicherer ist. Wir leben alle mit Angst im Bauch. Niemand kann den Ernst der Lage begreifen. Es ist jenseits des Unvorstellbaren.“

Diese Worte des Pfarrers der Gemeinde Saint Luc de Ldubam-Tourou zeugen von der harten Realität, mit der die Einwohner von Tourou, einer Ortschaft im Arrondissement Mokolo im Departement Mayo-Tsanaga, konfrontiert sind. Seit elf Jahren leidet die nördliche Region Kameruns unter ständigen Überfällen der Terrorsekte Boko Haram.

Der Pfarrer braucht den Schutz durch Soldaten
Der Pfarrer braucht den Schutz durch Soldaten
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Katastrophale Situation

Für Pater Basile Tegamba dauert die Situation schon viel zu lange an. Er wünscht sich dringend ein Ende des Schreckens. „Sie führen immer wieder Überfälle durch. Sie plündern Häuser, rauben und töten manchmal Menschen. Letzte Woche wurde zum Beispiel der Gendarmerieposten in Tourou angegriffen und ein Gendarm starb.“

Viele Dörfer seien deshalb von ihren Bewohnern verlassen worden. „Wir haben heute viele Dörfer, die nicht mehr bewohnt sind. Die Häuser wurden verlassen und zerstört. Auch die sozialen Strukturen, insbesondere die Gesundheitszentren und die Schulen, wurden zerstört. In unserer Gemeinde gibt es vier katholische Privatschulen, von denen eine bereits geschlossen wurde und eine weitere in Kürze ihre Türen schließen wird. In diesem Schuljahr war ein drastischer Rückgang der Schülerzahlen in den Klassen zu verzeichnen. Vor zwei oder drei Jahren hatten wir noch fast tausend Schüler, und das laufende Schuljahr haben wir mit kaum 200 anwesenden Schülern beendet. Das ist eine Katastrophe“, erklärt er sichtlich verzweifelt.

„Unsere Gemeinde ist um 50 Prozent geschrumpft“

Die Auswirkungen der Ausschreitungen von Boko Haram in dem Gebiet betreffen auch die katholische Kirche. Das pastorale Leben leidet unter den Folgen. „Wir zählten zuletzt mehr als 5.000 getaufte Christen. Insgesamt hatten wir neun Sektoren, aber derzeit sind wegen der Unsicherheit vier davon geschlossen. Wir hatten auch 34 überaus aktive Kirchengemeinden, und jetzt haben wir nur noch 20. Die Pfarrei ist um 50 Prozent geschrumpft“, beklagt Abbé Basile bedrückt.

Für den Gottesmann steht hinter diesem traurigen Bild jedoch eine komplexe Realität, die es zu berücksichtigen gilt. „Es stimmt, dass lange Zeit gesagt wurde, dass Boko Haram eine islamistische Sekte ist, aber ich glaube nicht, dass man heute davon sprechen kann, wenn man sieht, was in den Konfliktgebieten passiert. Denn Boko Haram hat sich verändert. So sehr, dass es heute schwierig ist, diese Terrorgruppe zu identifizieren. Wenn man Boko Haram mit einem Krebsgeschwür vergleichen könnte, würde ich sagen, dass sie die Stufe der Metastasierung erreicht hat. Das Übel hat sich ausgebreitet“, nimmt der Geistliche kein Blatt vor den Mund.

Die katholische Kirche an der Seite der Opfer

Um das unermessliche Leid der Bevölkerung zu lindern, hat die Lukasgemeinde in Ldubam-Tourou zahlreiche Initiativen ergriffen. „Wir haben in den letzten Jahren viele Gläubige durch die Angriffe von Boko Haram verloren und es ist selbstverständlich, dass wir den Familien, die trauern, nahe sein müssen. Es ist die Pflicht der Kirche, den Verstorbenen ein christliches Begräbnis zu geben. Wir betonen in unseren Predigten die Hoffnung, stellen auch psychosoziale Betreuung für die Betroffenen. Ich persönlich versuche, die Herzen der Gläubigen zu erreichen und sie zur Hoffnung zu ermutigen“, sagt der Pfarrer.

Die Arbeit der Kirche erstreckt sich auf die gesamte Diözese Maroua-Mokolo. „Das gehört zu unseren ständigen pastoralen Schwerpunkten in der Diözese. In allen Pfarreien hier gibt es das sogenannte Pfarrkomitee für menschliche Förderung, das mehrere andere kleine Komitees umfasst, die sowohl in der ländlichen Entwicklung als auch für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen arbeiten. Es gibt die Begleitung der Opfer durch die Caritas. Es gibt humanitäre Hilfe in jeder Hinsicht. Es gibt Unterstützung, damit die Opfer und vor allem die vertriebenen Bevölkerungsgruppen Einkommensmöglichkeiten finden können. Denn seit dem Aufkommen der Unsicherheit ist die Armutsgrenze überall in der Zone erheblich gestiegen“, erläutert der Priester Basile Tegamba. Die Kirche in diesem Teil Kameruns versuche trotz aller Widrigkeiten, sich mit Fürsorge und einer bürgernahen Pastoral gegen den Terrorismus zu stemmen.

(vatican news)

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24. Juni 2024, 10:41