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 Kiamaiko am Stadtrand von Nairobi Kiamaiko am Stadtrand von Nairobi 

D: Flüchtlingsbischof besucht Kenia

Der Hamburger Erzbischof ist am Freitag Abend von einer einwöchigen Solidaritätsreise zu Geflüchteten in Kenia nach Deutschland zurückgekehrt.

„Auf meiner Reise konnte ich mit zahlreichen Schutzsuchenden aus Ostafrika ins Gespräch kommen“, so Heße, der vonseiten der Deutschen Bischofskonferenz für das Thema Migranten und Flüchtlinge zuständig ist. Seine Gesprächspartner aus Ländern wie dem Südsudan, Somalia oder Ruanda hätten ihm „von gewaltsamen Konflikten und schweren Menschenrechtsverletzungen in ihren Heimatländern“ berichtet.

Allein in Kenia leben aktuell rund 800.000 Flüchtlinge. „Die Herausforderungen sind groß, aber es gibt auch eine enorme Hilfsbereitschaft“, so Erzbischof Heße. In der kenianischen Hauptstadt Nairobi hat er mit dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Sebastian Groth, mit Vertreterinnen des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) sowie mit Ansprechpartnern der kenianischen Zivilgesellschaft und deutscher politischer Stiftungen Probleme und Lösungsansätze im Bereich des Flüchtlingsschutzes besprochen.

Copyright für dieses und die weiteren Fotos im Artikel: M. von Lachner (DBK)
Copyright für dieses und die weiteren Fotos im Artikel: M. von Lachner (DBK)

Wichtige Rolle der Kirche bei Aufnahme und Integration von Geflüchteten

Im Fokus standen dabei der Rückgang internationaler Hilfsleistungen und die Kürzung der Lebensmittelrationen auf weniger als die Hälfte, Hürden beim Zugang zu Bildung und Arbeit sowie Spannungen zwischen Geflüchteten und der Aufnahmegesellschaft. Ebenfalls diskutiert wurden aktuelle Bemühungen der kenianischen Regierung, die Flüchtlingslager zu regulären Siedlungen weiterzuentwickeln und langfristige Integrationsperspektiven zu schaffen.

Bei Begegnungen mit dem Erzbischof von Nairobi, Philip Subira Anyolo, dem kenianischen Migrationsbischof Henry Juma Odonya und Caritas-Mitarbeitern bekam Erzbischof Heße einen Einblick in die Arbeit der Ortskirche: „Die katholische Kirche übernimmt in Kenia eine wichtige Rolle bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten. Gemeinsam mit internationalen Partnern setzt sie sich dafür ein, dass die Bedürfnisse von Geflüchteten gesehen werden, und sie in Würde leben können. Im wirtschaftlich benachteiligten Stadtteil Githurai erzählten mir sowohl Flüchtlinge als auch Einheimische, dass die kirchliche Unterstützung für sie überlebensnotwendig ist.“

„Die in Europa geführten Diskussionen, den Flüchtlingsschutz noch stärker als bisher in den Globalen Süden auszulagern, wirken hier vor Ort besonders befremdlich“

In Gesprächen mit dem Apostolischen Nuntius in Kenia und im Südsudan, Erzbischof Hubertus Matheus Maria van Megen, und einem Vertreter der Vereinigung der ostafrikanischen Bischofskonferenzen (AMECEA) informierte sich der Sonderbeauftragte zudem über die angespannte Lage in der Region. „Die in Europa geführten Diskussionen, den Flüchtlingsschutz noch stärker als bisher in den Globalen Süden auszulagern, wirken hier vor Ort besonders befremdlich. In ganz Ostafrika leben über fünf Millionen Flüchtlinge, hinzu kommen 18 Millionen Binnenvertriebene. Wir dürfen die Verantwortung für den Flüchtlingsschutz nicht auf Länder abschieben, die ohnehin schon stark belastet sind. Fluchtbewegungen fordern uns global heraus. Gerade deshalb brauchen wir auch globale Lösungen“, stellte Erzbischof Heße fest.

Eine weitere Station der Reise war das Turkana County im Nordwesten Kenias, eine von Trockenheit und Dürre geprägte Gegend, in der sich das Flüchtlingslager Kakuma befindet. „Das Leben in Turkana ist von bitterer Armut und ökologischen Widrigkeiten gezeichnet. Es ist für die Flüchtlingshilfe hier von großer Bedeutung, die harte Lebenswirklichkeit der Menschen im Blick zu behalten und auch die lokale Bevölkerung zu unterstützen“, betonte Erzbischof Heße. Aktuell haben allein in Kakuma etwa 300.000 Schutzsuchende Zuflucht gefunden. Im Flüchtlingslager konnte die Delegation verschiedene Projekte des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes (JRS) und der Salesianer Don Boscos besuchen.

„Verschließen wir nicht die Augen vor der Not der Schutzsuchenden in Ostafrika!“

Zusammen mit dem Generalvikar des Bistums Lodwar, das die Turkana-Region umfasst, besuchte Erzbischof Heße auch ein provisorisches Lager für Binnenvertriebene: „Eine Frau erzählte mir, dass sie in den vergangenen Jahren mehrmals ihr Zuhause verloren hat. Extreme Dürreperioden und Überschwemmungen wechseln sich in einer bis vor Kurzem ungekannten Intensität ab. Die Menschen in dieser Region werden um ihre natürlichen Lebensgrundlagen gebracht, die Auswirkungen des Klimawandels sind mit Händen greifbar.“

Während seiner Reise feierte Erzbischof Heße mehrere Gottesdienste mit Gläubigen aus Kenia und weiteren ostafrikanischen Ländern: „Besonders bewegend war für mich der Gottesdienst, den ich mit Hunderten von Schutzsuchenden im Lager Kakuma feiern durfte. Viele der Menschen, denen ich begegnet bin, haben alles hinter sich gelassen und auf der Flucht traumatische Erfahrungen gemacht. Von dieser Last war in den Gottesdiensten nichts zu spüren. Die ansteckende Freude, mit der die Menschen gesungen, getanzt, gebetet und gefeiert haben, nehme ich mit nach Hause. Gleichzeitig verbindet sich mit dieser Erfahrung auch ein klarer Appell: Verschließen wir nicht die Augen vor der Not der Schutzsuchenden in Ostafrika! Die Menschen haben Anspruch auf unsere Solidarität und Unterstützung!“

(dbk – sk)
 

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09. Juni 2024, 10:50